PR TB 166 Chaos Im Sternenschwarm
schwarmexternen Sonnen beisammen.
Folglich hätte es auf Siddhita auch bei Nacht erheblich heller
sein müssen als in einer irdischen Vollmondnacht bei klarem
Himmel - und erst recht heller als eine Marsnacht, an deren
Lichtverhältnisse meine Augen angepaßt waren.
Doch wie schon so oft in meinem Leben, das seit meiner
Notstandseinberufung zur Solaren Flotte überreich an Abenteuern
gewesen war, fand ich mich mit den Gegebenheiten ab, weil mir nichts
anderes übrigblieb.
Als nach schätzungsweise einer halben Stunde - ich vermochte
nicht einmal die Leuchtanzeige meines Armband-Chronographen zu
erkennen — irgendwo vor mir ein Lichtpunkt zu sehen war, fühlte
ich mich schon besser. Da ich absolut nichts, nicht einmal die Hand
vor Augen, sehen konnte, war ich mir schon beinahe körperlos
vorgekommen.
Ich schritt rascher aus. Bald erkannte ich, daß der
Lichtschein von einer punktförmigen Quelle kam, die sich
irgendwo in einem Bauwerk aus transparentem Material befand.
Natürlich tauchte die Frage auf, warum dieses Licht die
Finsternis durchdrang, wenn das Licht der Sterne es nicht vermochte,
aber ich schob sie beiseite.
Dann stand ich vor dem Bauwerk, einem Konglomerat aus ineinander
verschachtelten kubischen, quaderförmigen, kugelförmigen
und anderen Elementen, darunter regelrechte Formen, die sonst nur bei
Kristallen vorkamen. Da alle Elemente transparent waren, erkannte ich
die verschiedenen Formen nur, wenn ich mich vor dem Bauwerk bewegte,
so daß sich mein Blickwinkel ständig veränderte.
Und mitten darin - anscheinend im geometrischen Schwerpunkt des
gläsernen Bauwerks - leuchtete eine grellweiße
kugelförmige Lichtquelle.
Nach der Erleichterung darüber, daß ich wieder etwas
sah, stellte sich die Frage ein, was damit erreicht war. Wenn dieses
Bauwerk weder etwas mit Hron noch mit den Kindern des Nyda zu tun
hatte, würde ich es wieder verlassen müssen.
„Hron!“ rief ich versuchsweise.
Ich hatte keine Reaktion erwartet, deshalb zuckte ich heftig
zusammen, als ein helles Klingen ertönte. Es hörte sich an,
als stießen zwei Weingläser aus geschliffenem Kristallglas
gegeneinander.
„Hron?“ fragte ich, diesmal schon hoffnungsvoll.
Abermals ertönte das Klingen - und plötzlich barst vor mir
ein Teil der glasartigen Außenwand des Bauwerks.
Ich wußte nicht mehr, was ich tun sollte. Wenn ich noch
einmal rief, mochte das ganze Bauwerk in sich zusammenstürzen.
Aber wäre mir und meiner Mission damit geholfen? Oder schadete
ich mir damit nur? Sollte ich nicht lieber durch die Öffnung
eindringen und einen Weg zu der strahlenden Kugel suchen? Aber was
hätte ich davon?
Doch was würde ich davon haben, wenn ich weiter ginge? Hier
gab es wenigstens etwas, das ich untersuchen konnte. Ich entschloß
mich dazu, in das Bauwerk einzudringen und einen Weg zu der
strahlenden Kugel zu suchen. Wie es dann weiterging, mußte ich
danach sehen.
Ich trat vorsichtig durch die Öffnung und befand mich damit
in einem Tetraeder, einem von vier gleichseitigen Dreiecken
begrenzten Vierflächner. Aber ich ging nicht weiter, sondern
blieb stehen, um erst einmal geistig zu verarbeiten, daß ich im
Schwerpunkt des Bauwerks keine grellweiß leuchtende Kugel sah,
sondern eine Ballung von zahllosen blau leuchtenden Kristallen.
Ich kehrte um, verließ den Tetraeder und sah wieder zurück.
Der Kristall war verschwunden. An seiner Stelle schwebte wieder
die grellweiße Kugel.
Ich hatte eine Vermutung. Um sie zu überprüfen, kehrte
ich in den Tetraeder zurück - und tatsächlich erblickte ich
von hier aus wieder nur den leuchtenden Kristall.
Das war aber nur ein Teil dessen, was ich vermutete. Deshalb
tastete ich die kaum sichtbaren Wände des Tetraeders ab und fand
tatsächlich schon bald eine Öffnung, durch die ich ein
Element erreichte, das ein dreiseitiges gerades Prisma darstellte.
Als ich meinen Blick zum Schwerpunkt des Bauwerks richtete,
bestätigte sich der zweite Teil meiner Vermutung. Ich sah dort
weder einen Kristall noch eine strahlende Kugel, sondern einen
langsam rotierenden zylindrischen Ring aus farbloser Substanz, in
dessen Innerem in kurzen Intervallen Lichtblitze in allen Farben des
Spektrums zuckten.
Allmählich formte sich in meinem Geist die Vorstellung, was
die Phänomene, die mir bisher auf Siddhita begegnet waren,
hervorrief. Laut Snoafridur war Siddhita ein Schnittpunkt namenloser
und unheimlicher Kraftlinien, die den Kosmos durchzogen und sich hier
kreuzten.
Damit war alles scheinbar
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