PR TB 177 Kämpfer Fur Den Pharao
dich
verwöhnen, denn dann, sagt Amenemhet, beginnt die harte Arbeit.”
„Wahrlich”, bestätigte ich. „Amenemhet ist
hundert Nackten der Mantel und hundert Durstigen das Bier.”
„Wir wären dumm, wenn wir uns nicht diesem seinem Wunsch
beugen würden!” beschwor der Bote und schob uns in die
Richtung des Hauses. Dort hatte inzwischen die gemischte
Schiffsbesatzung sich ausgebreitet. Die Köche hantierten in der
Küche, die Mädchen halfen, überall ertönte
Lachen, im Hof, auf dem frisch geschnittenen Gras, stimmten die
Musiker die Harfen und die anderen, rätselhaften Instrumente,
nur in mein großes Zimmer wagte sich niemand. Eine geflüchtete
Mastente raste asthmatisch schnatternd und flügelschlagend durch
die Säulenhalle, verfolgt von einem Hund.
Ich versuchte, die laute Heiterkeit und das wilde
Treiben im Haus mit Gelassenheit zu betrachten. Aber nach und nach
wurde ich von der Fröhlichkeit angesteckt. Ganz sicher bezweckte
der Pharao mit diesem nicht unbeträchtlichen Geschenk etwas.
Seine Absicht, uns oder mich in einem Maß zu verpflichten, das
ihm willige Werkzeuge sicherte, schien klar erkannt zu sein.
Wenigstens Zakanza-Upuaut und Ptah-Sokar wußten es. Ich konnte
es mir ausrechnen. Was aber war verwerflich oder beunruhigend daran?
An Amenem-hets Stelle würde auch ich nicht anders gehandelt
haben. Ich zuckte die Schultern, rückte mein Hüfttuch
zurecht und ging in die Richtung der Küche. Von dort drangen
vielfältige Gerüche auf mich ein: kaltes Bier, rauchendes
Fett, schmorende Zwiebeln und bräunlich verkrustetes Fleisch.
Jemand schäumte mit einem weißgeschälten Reisigbesen
eine Menge aufgeschlagener Eier und ließ in dünnem Faden
Honig hineinfließen. Es roch nach Käse, nach brennendem
Holz und Holzkohlen, nach scharf gewürzter Suppe. Ptah drängte
sich an mir vorbei, in einer Hand einen Bierbecher, im Arm eine der
Tänzerinnen.
„Halt, Soldat”, sagte ich. „Was soll das alles?”
„Schimpfe nicht, Herr und Horus”, lachte er
herausfordernd. „Wir haben alle übereinstimmend
beschlossen, heute ein Fest zu feiern. Mit allen Mitteln, über
die wir verfügen!”
„Wo?”
„In diesem Haus. Und wir alle hoffen, daß du der
lustigste Teilnehmer von allen sein wirst.”
„Trefflich”, gab ich säuerlich zurück, „aber
erwartet nicht, daß ich tanze!”
Merkwürdig: gerade jetzt packte mich wieder ein Schub dieser
wortlosen Verzweiflung, die ich sonst immer in den Nächten
gespürt hatte. Allein auf diesem Planeten, zum Werkzeug der
Mächtigen gemacht, eigentlich ohne Ziel und wunderbarerweise
ausgerüstet mit hochtechnischen Dingen und einem überlegenen
Wissen. Was sollte ich hier? Warum dies alles, warum wurde ich,
der Gestrandete von Arkon, immer wieder aufgeweckt und in zahllose
Abenteuer gestürzt. Alles, was ich an Spuren hinterließ,
war nach zwanzig, fünfzig oder hundert Jahren verweht und
vergessen. Man schoß Pfeile auf mich ab, man versuchte mich zu
vergiften, ich sollte Arbeiten bewältigen, von denen ich nur
höchst pauschale Ahnungen hatte .. . und noch immer hatte dieses
fürchterlich überlegene ES mir den Zweck meiner Reise in
eine andere Zeit nicht verraten. Ich war unglücklich und versank
in einer schwarzen Brühe von Selbstmitleid und schweigendem
Chaos. Ich lehnte mich gegen die kühle Wand, schimpfte mich
einen Narren und merkte nicht, daß aus dem Schatten zweier
Säulen mich Zakanza-Upuaut aufmerksam beobachtete. Dann rang ich
mich zu dem Entschluß durch, hier und heute keineswegs den
Spielverderber zu machen.
Ich holte tief Atem und schrie dann:
„Zakanza!”
Der Bote glitt schnell auf mich zu. Er erkannte wohl, wie mir zu
Mute war und legte seinen Arm um meine Schultern.
„Der Lautstärke des Rufes nach willst du einen Becher
Bier haben, den Zuspruch eines Freundes und in der Nacht die
Leidenschaft einer jener ausgesuchten Tänzerinnen. Oder sollte
ich mich irren?”
Ich starrte ihm verblüfft in die Augen. Wer war er wirklich?
Doch nicht nur ein nubischer Fährtenleser? Unmöglich! Ich
murmelte leise:
„Diese Reihenfolge scheint mir nicht falsch zu sein,
Zakanza!”
„Fangen wir mit dem Bier an. Ne-Tefnacht!"
Aus einem der vielen schmalen Zimmer kam eines der Mädchen.
Sie war mir schon neben der Barke aufgefallen. Wir standen jetzt
zwischen den Säulen, die das Haus vom nördlichen Garten
trennten. Die Nach
Mittagssonne warf ihre schrägen Strahlen auf den Boden aus
gelbem Sandstein. Ne-Tefnacht, keine zwanzig Jahre
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