PR TB 206 Die Energiefalle
Zeitpunkt, an dem das blaue Energiefeld über Salita
IV gespannt worden war, waren knapp drei Stunden verstrichen, und
schon zu diesem Zeitpunkt war nicht mehr daran zu denken, die Ordnung
aufrecht zu erhalten. Ganclar konnte Polizisten sehen, die mit
vorgehaltener Waffe Lebensmittelläden plünderten. Die
Hysterie war allumfassend.
Und sie war ansteckend.
Ganclar bemerkte, und er hatte damit gerechnet, daß sich
trotz des schier unübersehbaren Durcheinanders eine gewisse
Linie abzuzeichnen begann. Die Menschen strömten zwar wild
durcheinander, aber es gab eine deutlich erkennbare Richtung darin.
„Ich frage mich, wozu wir uns überhaupt anstrengen!“
rief Bennet. Er mußte rufen, weil seine Stimme in dem
allgemeinen Gewirr sonst untergegangen wäre.
„Wie meinst du das?“ fragte Ganclar. Er hielt Bennet
am Ärmel fest.
„Es stimmt“, schimpfte Bennet. „Hätte sich
Rhodan nicht einen anderen Planeten aussuchen können? Muß
er ausgerechnet auf Salita Urlaub machen?“
„Weiter!“ bestimmte Ganclar. „Und achte genau
auf das, was du sagst!“
„Wieso?“ wollte Bennet wissen. „Wieso soll ich
auf das achten, was ich sage? Willst du mich bespitzeln? Gehörst
du etwa zum Sicherungskommando für Rhodan? Oder was hat deine
Frage zu bedeuten.“
„Gar nichts“, wehrte Ganclar ab.
Er wußte, er spürte, daß er recht hatte mit
seiner Vermutung. Diese Gewißheit wurde immer stärker.
„Schluß machen!“ riefen einzelne Menschen auf
der Straße. „Wir wollen weg von hier. Alles, was uns im
Wege steht, ist Rhodan. Weg mit ihm!“
„Nieder mit Rhodan!“ wurde der Ruf aufgenommen. „Weg
mit Rhodan!“
Bennet blieb stehen, als sei er gegen eine Mauer geprallt. Er
wurde blaß, als er sich zu Ganclar herumdrehte.
„Das meinst du?“
Ganclar nickte.
„Das ist der zweite Teil dieses Schurkenstreichs“,
sagte er. „Wir sollen hier auf dem Planeten eingesperrt werden.
Und gleichzeitig sorgen die Illusionsmaschinen dafür, daß
eine immer stärker werdende Massenhysterie ausbricht. Diese
Leute werden Rhodan lynchen.“
„Weg von hier!“ sagte Bennet. „Zurück in
die andere Richtung.“
Es war schwer, diese Absicht in die Tat umzusetzen. Immer stärker
wurde der Strom von Menschen, der sich über die Straße
wälzte - hin zu einem der großen Parkplätze für
Gleiter. Ganclar ahnte, was sich dort abspielen würde. Die
Menschen würden die Gleiter besteigen und über das Meer zu
Rhodans Urlaubsinsel fliegen
um ihn dort zu töten und damit ihre Freiheit zurückzugewinnen
und genügend Nahrungsmittel. Die Illusion, die von den
Projektoren erzeugt wurde, war schwach, aber ungeheuer wirksam. Sie
sickerte mit feiner Bosheit in die Gehirne der Menschen, erfaßte
zuerst die Labilen, die dann die Stärkeren ansteckten. Diese
beginnende Hysterie brauchte keinen Sturm, um sich zum Großbrand
zu entwickeln -einmal entfacht, genügte eine schwache Brise, die
Flammen der Empörung immer höher lodern zu lassen.
„Ist dir aufgefallen, daß auch du von dieser
Suggestion angesteckt worden bist?“ keuchte Ganclar. Er drückte
sich in einen Hauseingang, um eine Gruppe von Plünderern
vorbeizulassen.
„Jetzt begreife ich“, stieß Bennet hervor. „Wie
bist du darauf gekommen?“
„Zufall“, sagte Ganclar. „Und ich weiß
auch, wozu die Bänder dienen, die wir abgefangen haben - sie
erzeugen mit Hilfe der Projektoren diese Illusionen.“
„Aber dann...“, sagte Bennet fassungslos.
„Richtig“, sagte Ganclar. „Eine der Stationen
hat keine Illusionsbänder - ich nehme an, daß es sich um
Detsa handelt.“
„Was willst du tun?“
Ganclar setzte sich wieder in Bewegung.
Auf diese Frage hatte er gewartet, vor ihr hatte er sich
gefürchtet, seit ihm klar geworden war, was auf Salita gespielt
wurde. Es gab auf diese Frage nur zwei Antworten: nichts und das
Leben aufs Spiel setzen.
Tat er nichts, überließ er die Salitaner und die
Millionen Touristen, die sich besonders leicht von den Projektoren
beeinflussen ließen, der Wirkung der Illusionsmaschinen, dann
würde Perry Rhodan sterben. Mit ihm waren seine Begleiter zum
Tode verurteilt, möglicherweise ging der infame Plan der Akonen
sogar so weit, ganz Salita zum Tode zu verurteilen.
Die andere Möglichkeit war für Ganclar fast noch
erschreckender. Er mußte sich und seine Freunde bewaffnen, er
mußte für sich und seine Freunde einen Gleiter besorgen.
Er und seine Freunde würden nach Detsa fliegen müssen, um
diese Station zu erobern und
Weitere Kostenlose Bücher