PR TB 215 Der Genetische Krieg
gebracht, über die jeder
Interstellar-Transmitter auf Tahun verfügte, denn es verging
kein Tag, an dem nicht Patienten mit gefährlichen
Infektionskrankheiten eintrafen, die unter allen Umständen unter
Quarantäne gestellt werden mußten.
Kurz danach traf Konur Omara, der Resident der LFT, im
Kommunikationsraum
neben der Quarantänestation ein. Der Titel “Resident"
war eigentlich irreführend. Konur Omara war nur der
Verbindungsmann zwischen der Führung der LFT und dem HQ Hanse
einerseits und dem Wissenschaftlichen Rat und der Zentralverwaltung
Tahuns andererseits. Er durfte sich nicht in die Angelegenheiten
Tahuns einmischen, wachte aber inoffiziell darüber, daß
keine ungesetzlichen Experimente stattfanden, zu denen geniale
Forscher zu allen Zeiten neigten, wenn sie nicht genug
Selbstdisziplin aufbrachten. Er selbst war als Kapazität auf dem
Gebiet der Genetik und der Kosmobiologie sowie der Computertechnik
ausgezeichnet für seine Aufgabe qualifiziert. Aber natürlich
konnte er sie nicht allein bewältigen. Er hatte geheime
Kontaktpersonen in allen Instituten Tahuns, die ihm regelmäßig
berichteten, was sich in Wissenschaft und Forschung tat.
Vom Aussehen her war der Resident ein gemütlicher älterer
Herr mit schlohweißem Lockenhaar und schlohweißem
Vollbart, mit rosigen Wangen, schwarzen Maßschuhen von Lischüng
und einem konservativ geschnittenen Nadelstreifenanzug, Weste, weißem
Seidenhemd und schwarzer Seidenkrawatte.
Man sah ihm nicht ohne weiteres an, daß er sportlich noch
sehr aktiv war - und doch war es so. Konur Omara war
leidenschaftlicher Drachenflieger. Er hatte erst vor knapp zwei
Jahren von sich reden gemacht, als er seinen zerlegten DeltaDrachen
allein auf den Gipfel des Mount Everest (Terra) geschleppt hatte und
dann unter widrigen Wetterbedingungen in siebzig Minuten bis hinab
nach Katmandu gesegelt war.
Was seine hohe Intelligenz anbetraf, so unterschätzte Kyron
ihn keinen Augenblick. Er hatte einige Arbeiten von ihm über
neuartige Anwendungsgebiete der Computertechnik studiert und wußte,
daß Omara eine der sieben bedeutendsten Kapazitäten der
bekannten Galaxis auf diesem Gebiet war (sich selbst eingeschlossen).
Konur Omara plauderte zwanglos mit den Besuchern, bis das
angeforderte Gremium eintraf: drei Virologen unter Führung des
Aras Tak Haions und drei Genetiker unter Führung des Terraners
Wingy Schängfu.
Danach kam er sehr schnell zur Sache. Er ließ sich von Kyron
Barrakun und Earny berichten, ermunterte die Virologen und Genetiker
an den richtigen Stellen zu Fragen und stieß selbst mit fast
sezierender Gründlichkeit immer dann nach, wenn er es für
notwendig hielt.
Nach einer halben Stunde war die Berichterstattung abgeschlossen,
und Konur Omara zog ein kurzes Resümee. Danach kamen die
Virologen und Genetiker zu Wort.
Nach anderthalb Stunden hielt Omara das Ergebnis der Besprechung
und Diskussion fest.
“Mit dem Vorrat an Cobaltin-Viren, die Kyron und Earny
mitgebracht haben, ist es nicht schwierig, innerhalb von etwa einer
Woche einen Impfstoff zur
Immunisierung, ein Antisynthese-Enzym und auch ein Mittel zu
finden, das das Virus praktisch zur eigenen Vernichtung anregt. Tahun
ist hervorragend für solche Aufgaben eingerichtet.
Anders sieht es mit der totalen Ausrottung des Cobaltin-Virus aus.
Das dürfte nicht hundertprozentig zu erreichen sein, so daß
nach einer gewissen Zeit modifizierte Virenunterstämme des
Cobaltin-Virus auftreten werden, die immun gegen unsere Gegenmittel
sind.
Tahun hat also eine neue Daueraufgabe bekommen. Künftig
wirdjede Biopositronik, in erster Linie aber ede Hyperinpotronik, in
regelmäßigen Abständen kontrolliert werden müssen,
damit eine eventuelle Infektion im Anfangsstadium erkannt und
bekämpft werden kann. Wahrscheinlich läßt sich sogar
ein biologischer oder elektronischer Indikator entwickeln, der injede
Biopositronik eingegeben wird und ein Auftreten des Cobaltin-Virus
oder wirkungsgleicher Unterstämme sofort meldet.
Selbstverständlich müssen die Führungsspitzen der
LFT, der Kosmischen Hanse und der GAVÖK über das Problem
unterrichtet werden. Die Namen Siga und Ertrus brauchen in diesem
Zusammenhang nicht zu fallen. Ich schlage vor, daß wir die
Behauptung als Wahrheit darstellen, daß der verstorbene Ära
Karts Troluhn uns über Hyperkom alarmierte und daß wir
sein Raumschiff mit seiner Leiche, seinen Aufzeichnungen und seiner
Probe desaktivierter Viren bargen."
“Einverstanden", sagte Kyron
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