PR TB 215 Der Genetische Krieg
Er muß sich weit von
allen uns bekannten Raumsektoren entfernt haben, denn ihm wurde
plötzlich der Treibstoff knapp. Er mußte praktisch auf
Siga notlanden. Leider haben die Winzlinge stets einen Vorrat an
normalgroßen Nugas-Pellets auf Lager, sonst hätte Karts
dortbleiben müssen und uns das Virus nicht auch gebracht.
Jedenfalls tankte er auf und führte einige Tage lang
Gespräche mit siganesischen Wissenschaftlern, ohne edoch etwas
von dem Cobaltin-Virus zu erwähnen."
“Ja, aber hat er denn das Virus absichtlich auf Siga und
Ertrus abgesetzt?" rief Kyron Barrakun. “Ein
Wissenschaftler sorgt doch normalerweise dafür, daß
gefährliche Viren nicht entweichen können!"
“Er beging einen Fehler", antwortete Emtal. “Er
benutzte als Behälter für die Viren einen Labortresor, den
er in dem bewußten Asteroiden gefunden hatte, ohne zu
überlegen, ob das vielleicht der Behälter war, aus dem die
Viren innerhalb des Asteroiden entwichen. Wir wissen noch nicht, ob
es so war, aber es erscheint edenfalls sehr wahrscheinlich.
Nach sieben Tagen startete Karts Troluhn von Siga und flog nach
Ertrus. Warum nicht nach Tahun oder Aralon, entzieht sich unserer
Kenntnis. Das werden Untersuchungen seiner Organe und seines
Knochenmarks ergeben. Wir vermuten nämlich, daß er in dem
bewußten Asteroiden staubförmiges radioaktives Kobalt
einatmete. Sein Gesundheitszustand wird sich beim Abflug von Siga
soweit verschlechtert haben, daß er merkte, er hatte keine Zeit
mehr, nach Aralon oder Tahun zu fliegen und dort lange Erklärungen
abzugeben.
So flog er nach Ertrus und versuchte hier, auf eigene Faust ein
Gegenmittel gegen das Cobaltin-Virus zu entwickeln. Er schaffte es
nicht ganz, sondern erlag der radioaktiven Verseuchung seines
Körpers."
“Vor etwa einem Vierteljahr, nicht wahr?" erkundigte
sich Kyron.
“Ja, das stimmt", sagte Emtal Nurik überrascht.
“Woher wußtest du das?"
“Vor gut zwei Monaten brachen auf Siga und Ertrus die
Katastrophen aus", erklärte Kyron Barrakun. “Ich
hatte mir schon ausgerechnet, daß das Cobaltin-Virus etwa einen
Monat gebraucht haben muß, um zufällig an das Zellplasma
der Biopositroniken zu geraten und sich dort soweit zu vermehren, daß
es negativ auf die Funktion der Bioponblocks wirkte."
“Das alles wäre euch erspart geblieben, wenn Karts
gewarnt hätte", sagte Earny. “Jetzt habt ihr den
letzten Beweis dafür, wie kindisch eure gegenseitigen
Bezichtigungen waren. Wollt ihr nicht wenigstens daraus lernen und
den Ersten Terraner vor diesem Virus warnen? Es könnte
theoretisch bereits auf andere Welten verschleppt worden sein."
“Das kommt niemals in Frage!" rief Vandrak Orla.
Zu einer Fortsetzung der Diskussion kam es nicht, weil in diesem
Augenblick die Alarmsirenen losheulten und die Ankunft der
siganesischen Interstellar-Raketen vor Ertrus verkündeten.
Vandrak und Emtal liefen plötzlich nach verschiedenen Seiten
davon, und mit einemmal standen Kyron und Earny allein vor der
Schauwand.
“Was denken die sich dabei?" sagte Kyron verwundert.
Earny grinste schief und deutete auf Kyrons rechte Hand, die noch
immer das
Reagenzglas mit den Cobaltin-Viren hielt.
“Das weiß ich auch nicht, aber ich weiß, was
ichjetzt denke."
Kyron blickte verblüfft auf das Reagenzglas.
“Was denkst du denn?"
“Tahun!" sagte Earny bedeutungsvoll.
13.
“Hellgate!" sagte Carilda und deutete auf eines der
beleuchteten Zielschilder über dem Programmierpult des
Transmitters.
Sie und Lwellyn waren mit Hilfe der Flugaggregate ihrer Raumanzüge
in knapp einer Minute zur großen Kuppel der Transmitterstation
von Goliath Space Port geflogen. Auch hier waren alle Schotte
elektronisch verriegelt, was aber für Carilda kein Hindernis
dargestellt hatte. Die Fläche mit den Schildern, die alle
möglichen Transmitterziele auswiesen, war fast völlig
dunkel. Auch das Schild mit der Inschrift Terrania City, Terra. Aber
für Carilda und Lwellyn wäre es sowieso indiskutabel
gewesen, ausgerechnet in Herz und Hirn der Liga Freier Terraner zu
transmittieren. Sie konnten nie sicher sein, ob sie nicht ein paar
Cobaltin-Viren mitschleppten.
“Warum Hellgate?" fragte Lwellyn.
“Weil es ein atmosphäreloser Wüstenplanet ist",
antwortete Carilda. “Und weil es dort nur einen kleinen
robotischen Stützpunkt gibt, dessen Positronik kein Zellplasma
enthält. Erinnerst du dich nicht an die Geschichte des
ehemaligen Solaren Imperiums?"
“Aber, a!" rief Lwellyn Shrinardy. “Jetzt weiß
ich
Weitere Kostenlose Bücher