PR TB 241 Eine Sonne Entartet
2. Offizier konnte allerdings
mit der grauen Mappe herzlich wenig anfangen. Er fragte bei seinem
Kommandanten nach. »Haben wir eigentlich jemals einen Mann an
Bord gehabt, der Leyden hieß und mit einer Space-Jet flog?«
Er legte dem Kommandanten die graue Mappe auf den Tisch. »Gefunden
in einer der sieben Space-Jets, die wir vor gut vier Jahren
ausmusterten.«
»Leyden. hm.«
Der Name kam dem Kommandanten des Städtekreuzers bekannt vor.
»Irgendwoher kenne ich ihn, bloß in der Besatzung war er
nie! In der SJ gefunden? Hm.«
Der Kommandant klappte die Mappe auf. Sternfotografien sprangen
ihm holografisch entgegen. Da zündete es bei ihm.
»Doch nicht der Leyden. diese wandelnde Schlafmütze!
Ach du lieber Himmel! Erinnern Sie sich nicht mehr an Herkules?
Impos? Dieses Molkex-System, das vor ein paar Jahren aus dem
Universum gefegt werden mußte? Ja, vier Jahre ist es wohl her.
Januar '27. Den Winter vergesse ich nie! Ja, und da nahmen wir diesen
Leyden an Bord. Kein Durchsetzungsvermögen, der Mann. Wer den
zum Teamchef auf Impos machte, konnte wohl nicht gründlicher
danebengreifen. Na ja, wohl ein Protektionskind vom Chef, denn mit
dem war er ja dauernd zusammen und stieg dann auch mit einer SpaceJet
zur MANOLI um.«
Mit dem Chef war Rhodan gemeint. Aber der Kreuzerkommandant hatte
mit einer Annahme noch nie so weit danebengelegen wie mit der, daß
Leyden Rhodans Protektionskind sei.
Der Kommandant klappte die Mappe wieder zu. »Schicken Sie
das Ding den Eierköpfen zu. Irgendwie wird es Leyden wohl wieder
erreichen. Die Wege der Bürokratie sind auch bei
Wissenschaftlern lang und weit. Aber wenn Sie Leyden zufällig
einmal über den Weg laufen sollten, bestellen Sie ihm keinen
Gruß von mir. Ich konnte den Mann damals nicht ausstehen.«
Damit unterschied sich der Kommandant in nichts von nahezu allen
Kollegen Leydens, aber privat hatte Leyden sehr viele gute Freunde.
Der Zweite Offizier nahm die Mappe wieder an sich und beschloß,
sie weiterleiten zu lassen. Welche Zeitbombe er da aus der Hand gab,
ahnte er nicht einmal.
»Mein Gott, Leyden!« sagte Dr. Katrin Calvert
verärgert. »Schaffen Sie das eigentlich vielleicht auch
noch mal, beim Gehen die Füße anzuheben? Das ist ja
furchtbar!«
Tyll Leyden, der Schlurfende, blieb stehen und drehte sich um.
Schulterzuckend sah er die Physikerin an, die in einem anderen Team
arbeitete als er.
»Zuviel der Ehre, liebe Kollegin. Die Anrede >Eminenz<
dürfte durchaus
genügen.«
Erst, als er schon außer Sicht war, begriff die Expertin,
wie Leyden seine spöttische, aber todernst vorgetragene Antwort
meinte. »Idiot«, brummte sie mißmutig.
»Sprechen Sie von Leyden?« fragte jemand launig hinter
ihr. Huan Cheng lächelte ihr zu.
»Von wem sonst?« gab die vierzigjährige
Physikerin zurück. »Wenn sich hier jemand über einen
anderen ärgert, ist der andere doch nie ein anderer als Leyden!
Wann lernt dieser Mensch endlich mal, sich vernünftig zu
bewegen?«
»Leyden hat eben die Ruhe weg! Kommen Sie auch frühstücken?«
»Eben das hatte ich vor, bis mir Leyden über den Weg
lief.«
»Hören Sie auf, sich zu ärgern. Frühstücken
Sie erst einmal. Leyden tut's auch gerade.«
Das munterte Katrin Calvert nicht gerade auf. Als sie die Kantine
des Forschungszentrums betraten, saß Tyll Leyden an einem
kleinen Tisch am Rand des Raumes und frühstückte.
»Das Frühstück ist meine Hauptmahlzeit«,
hatte er einmal gesagt, und entsprechende Mengen ließ er vor
sich auffahren. In aller Gemütsruhe machte er sich darüber
her.
Seit zwei Jahren gehörte er zum astronomischen
Forschungszentrum in Terrania. Davor, raunten sich die Kollegen zu,
sollte er ein paar Jahre auf einer Explorer Dienst getan haben, Chef
auf dem legendären Mond Impos gewesen sein und sich danach noch
auf einigen anderen Planeten herumgetrieben haben. Selbst sprach er
darüber nicht. Gesprächig war er noch nie gewesen und trat
auch der Gerüchteküche nicht entgegen, die von ihm
behauptete, er sei nur aufgrund mangelnder Fähigkeiten nicht in
leitender Stellung verblieben.
Die Wahrheit war, daß Leyden an keiner leitenden Stellung
interessiert war. Ihn interessierte seine Arbeit und nicht die
Verantwortung über eine Menge Kollegen und ein entsprechend
höheres Gehalt. Damit konnte man sich nur Ärger einhandeln,
und Ärger hatte er auf Impos genug gehabt.
Er war kein Chef-Typ.
Er war damit zufrieden, in einem Team zu arbeiten und sich mit
wissenschaftlichen Problemen zu
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