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Price, Richard

Price, Richard

Titel: Price, Richard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clockers
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Socken baumelten aus
seiner Gesäßtasche.
    Strike zog
die Schuhe barfuß an, biss die Zähne zusammen, dass sich das Knirschen der
Porzellanfüllungen in seinem Kopf um das Hundertfache verstärkte, und dachte:
Schluss mit all den Idioten um mich herum. Clowns, Diebe, Kinder ...
    Strike
ging zum Gehsteig und warf einen Blick in den Fury. The Word saß hinten; Strike
versuchte, ihm einen Blick zuzuwerfen, ihm ein wenig Angst einzuflößen, doch
The Word sah nicht in seine Richtung. Crunch saß mit dem Ellbogen im Fenster
zum Bürgersteig und wartete darauf, dass sie losfuhren. Kleine Kinder hingen
mit großen Augen überall um den Wagen herum; Big Chief nickte einem Kind zu und
knurrte: »Was'n los, ey. Steht Dempsy in Flammen?«
    Strike
wandte sich ab und bemerkte einen elf- oder zwölfjährigen Jungen, der dastand
und Crunch anstarrte, Storchenbeine in weitgeschnittenen kurzen Hosen, die
Arme hoch über der Brust verschränkt wie ein Gewichtheber aus einem
altmodischen Comic. Das Kind warf Crunch einen eisigen Blick zu, testete sich
selbst, setzte sein Ich-hab-vor-Cops-keinen-Schiss-Gesicht auf. Crunch starrte
unverwandt zurück. »Hast du ein Problem, Mann?«
    Der dürre
Junge gab keine Antwort, starrte einfach weiter, und Crunch machte mit bei dem
Spiel und starrte zurück.
    Aber
Crunch hielt nicht durch. Er fing an zu lachen, und Strike war völlig
überrascht von dem, was als Nächstes passierte. Er hatte erwartet, dass der
Junge weiter starren oder triumphierend davongehen würde, doch als Crunch zu
lachen anfing, lachte der Junge auch. Der Bursche hatte Mumm. Er war flexibel,
und Flexibilität war selten. Flexibilität war etwas Besonderes, ein gutes
Zeichen, wie dicke Pfoten bei einem jungen Hund. Eine Sekunde lang vergaß
Strike seine Wut, war von diesem Jungen und dessen Möglichkeiten fasziniert.
    Als der
Fury losfuhr, sagte Big Chief auf Wiedersehen, indem er mit zwei Fingern auf
Strike zielte und ihm zuzwinkerte. Kaum waren sie verschwunden, machte sich das
babyspeckige Mädchen wieder an ihn ran.
    »Kann ich
dich was fragen?« Ihr Lächeln war angespannt, nervös, bettelnd.
    Strike
ignorierte sie und stellte dann selbst eine Frage. »Wer ist der Bengel da
drüben?«
    »Wo?«
    »Der da.«
    »Das ist
Tyrone Jeeter.«
    »Wohnt der
hier?«
    »Is grad
in der Weehawken Street 8 eingezogen,
von drüben von der anderen Seite. Kennst du seine Mutter? Diese Iris? Strike?
Drückst mir eine Ampulle ab?«
    Strike
drehte sich um und dachte gerade über Flexibilität nach, als der rostfarbene
Cadillac mit Rodney am Steuer wieder angerollt kam. Rodney linste über den
Goldrand seiner Sonnenbrille und winkte dann mit seinem Finger nach Strike.
    Strike sah
nach links und rechts, runzelte die Stirn; er mochte es nicht, in der
Öffentlickeit mit Rodney gesehen zu werden, obwohl jedes Kind auf der Straße
ein Diagramm zeichnen konnte: Champ ganz oben, dann runter zu Rodney, dann
runter zu Strike und dann schließlich runter zu denjenigen, denen Strike diese
Woche traute.
    Strike
ging zu dem Wagen, steckte seinen Kopf durch das Beifahrerfenster und wurde
von einem schweren Kirschgeruch getroffen, der von den Duftbäumen herrührte.
Sechs Garfields mit Gumminoppen hingen ausgebreitet an den Scheiben und
starrten auf den Verkehr.
    Mit einer
Hand im Schoß saß Rodney da. Sternzeichen- und Apollo-XII-Aufnäher prangten auf
den Schenkeln seiner chemisch gereinigten Jeans, und am Bauch seines weißen,
an der Brust gerafften Hemds fehlte ein Knopf. Aber er sah gut aus, hatte eine
glatte Haut und war als Ex-Knacki in ziemlich guter Verfassung.
    »Wen haben
sie mitgenommen?« Rodney schob seine Brille mit dem Daumen den Nasenrücken
hinauf.
    »The W-Word.«
Strike ärgerte sich, als er sein Stottern zurückkommen hörte. »Er hat nichts
bei sich oder so.«
    »Sagst du
seiner Tante Bescheid, dass sie ihn abholt?« Rodneys Stimme klang so wohltönend
wie die eines Lehrers.
    »Ich
kümmere mich drum.« Vielleicht sollte sich Rodney auch mal um ein paar Dinge
kümmern, dachte Strike, wie zum Beispiel die Garfields loswerden. Und den
Cadillac auch, wenn er schon mal dabei war - der einzige Nigger auf der Welt,
der in Geld schwamm und noch einen Riesencadillac fuhr.
    »Was
gibt's?« Strike schnüffelte und nahm unter dem Kirschgeruch einen leichten
Frittiergeruch wahr.
    »Bist du
schon beim Arzt gewesen?« Noch so eine Singsangnörgelei.
    »Ich hatte
noch keine Zeit.«
    »Diese
Scheiße wird dich schneller umbringen als irgendwas hier

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