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Priester und Detektiv

Priester und Detektiv

Titel: Priester und Detektiv Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gilbert Keith Chesterton
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fort. »Und dann drei unmögliche Dinge. Erstens diese Löcher im Teppich, wo die sechs Kugeln eingedrungen sind. Warum in aller Welt sollte jemand auf einen Teppich schießen? Ein Betrunkener wirft seinem Gegner das an den Kopf, was ihm gerade ins Auge fällt. Er fängt nicht mit seinen Füßen Händel oder mit seinen Pantoffeln Krieg an. Und dann noch der Strick –« und nachdem der Sprecher mit dem Teppich fertig war, erhob er seine Hände und steckte sie in die Taschen, blieb aber trotzdem ganz unbefangen auf den Knien. »In welcher denkbaren Betrunkenheit würde es jemanden einfallen, einem anderen einen Strick um den Hals zu legen zu suchen, um diesen ihm schließlich ums Bein zu schlingen? Gar so betrunken war Royce jedenfalls nicht, sonst schliefe er jetzt wie ein Klotz. Und dann klarer als alles andere, die Branntweinflasche! Sie nahmen an, ein Trunksüchtiger rang um die Branntweinflasche, und dann, nachdem er gewonnen hat, schiebt er sie weg in die Ecke, verschüttet die Hälfte und läßt die andere Hälfte darin. Das ist gerade das Allerletzte, was ein Trunkenbold täte.«
    Er stand unbeholfen auf und sagte zu dem sich selbst anklagenden Mörder im Tone reinster Zerknirschung: »Es tut mir schrecklich leid, mein lieber Herr, aber Ihre Erzählung ist wirklich Unsinn.«
    »Herr,« wandte Alice Armstrong sich halblaut an den Priester, »kann ich einen Augenblick allein mit Ihnen sprechen?«
    Diese Bitte trieb den mitteilsamen Geistlichen auf den Gang hinaus und ehe er noch ins Zimmer eintreten konnte, sprach das Fräulein schon mit auffallender Schärfe. »Sie sind ein gescheiter Mann, und ich weiß, Sie versuchen Patrick zu retten. Aber es ist nutzlos. Der Kern des Ganzen ist schwarz, und je mehr Sie herausfinden, um so mehr spricht gegen den Elenden, den ich liebe.«
    »Weshalb?« fragte Brown, sie fest ins Auge fassend.
    »Weil,« antwortete sie ebenso fest, »ich selbst ihn das Verbrechen begehen sah.«
    »Ah,« sagte Brown regungslos. »Und was tat er?«
    »Ich befand mich in diesem Zimmer neben ihnen,« erklärte sie, »beide Türen waren geschlossen, aber plötzlich hörte ich eine Stimme brüllen, wie ich sie nie zuvor in meinem Leben gehört habe. ›Hölle, Hölle, Hölle!‹ immer und immer wieder und dann erbebten die beiden Türen unter dem ersten Revolverschuß. Dreimal noch krachte es, ehe ich die beiden Türen aufbrachte und das Zimmer voll Rauch fand; aber die Pistole rauchte noch in meines armen, wahnsinnigen Patricks Hand und ich sah mit eigenen Augen, wie er den letzten todbringenden Schuß abgab. Dann warf er sich auf meinen Vater, der sich entsetzt an das Fensterbrett anklammerte, und versuchte, ihn im Handgemenge mit dem Strick zu erdrosseln, den er ihm über den Kopf warf, der aber über seine sich wehrenden Schultern zu den Füßen herabglitt. Er schlang ihn ihm wie ein Wahnsinniger um das Bein und zerrte ihn damit. Ich ergriff ein auf dem Teppich liegendes Messer und indem ich mich zwischen die beiden warf, gelang es mir noch, den Strick zu durchschneiden, ehe ich ohnmächtig wurde.«
    »Ich verstehe.« sagte Father Brown mit derselben hölzernen Höflichkeit. »Ich danke Ihnen.«
    Während das Mädchen unter dem Drucke ihrer Erinnerungen zusammenbrach, schritt der Priester steif in das Nebenzimmer, wo er Gilder und Merton allein mit Patrick Royce, diesen gefesselt auf einem Stuhl sitzend, vorfand. Dort wandte er sich untertänigst an den Inspektor.
    »Darf ich in Ihrer Gegenwart ein Wort mit dem Gefangenen sprechen, und darf er einen Augenblick diese spassigen Armreife ablegen?«
    »Er ist ein sehr kräftiger Mann,« brummte Merton. »Weshalb wollen Sie, daß man sie abnimmt?«
    »Nun ich dachte,« erwiderte der Priester demütig, »ich werde vielleicht die sehr große Ehre haben, ihm die Hand zu drücken.«
    Beide Polizisten starrten ihn an und Father Brown fügte hinzu: »Wollen Sie es ihnen nicht sagen, Sir?«
    Der Mann auf dem Stuhle schüttelte seinen zerzausten Kopf und der Priester wandte sich ungeduldig ab.
    »Dann werde ich es tun,« versetzte er. »Das Leben des einzelnen ist mehr wert als öffentliches Ansehen. Ich will die Lebenden retten und die Toten sich selbst begraben lassen.«
    Er trat an das verhängnisvolle Fenster und blickte hinaus, während er weitersprach.
    »Ich sagte Ihnen, daß es in diesem Falle zu viele Waffen und nur einen einzigen Todesfall gab. Jetzt sage ich Ihnen, es waren überhaupt keine Todeswaffen und man bediente sich ihrer nicht, um einen

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