Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pringle in Trouble

Pringle in Trouble

Titel: Pringle in Trouble Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Livingston
Vom Netzwerk:
und er fluchte noch mehr.
    «Verdammt! Wo, hast du gesagt, sind wir
jetzt?»
    Clarissa deutete mit dem Finger darauf.
    «Aber dann sind wir viel zu weit
nördlich. Wozu, zum Teufel, hast du uns hier heraufgejagt?»
    Sie schloß wieder die Augen, diesmal,
um sein Gesicht nicht mehr sehen zu müssen, und versuchte erneut, sich ins
Gedächtnis zu rufen, was sie damals an ihm angezogen hatte. Doch sie konnte
sich einfach nicht mehr erinnern.
    «Clarissa, ich habe dich etwas
gefragt!»
    «Was möchtest du, daß ich tue?»
    «Uns den Weg nach Aquitaine zeigen, natürlich! Es sei denn, du hast vor, hier oben die Nacht zu
verbringen.»
    «Fahre rückwärts bis zur nächsten
Kreuzung, und dann wende.»
    «Warum denn das? Das ist ja fast ein
Kilometer.»
    «Geradeaus sind es bis zur nächsten
Kreuzung mehr als vier Kilometer!»
    «Ach, zum Teufel! Ich wende einfach
hier.»
    Er kurbelte das Wagenfenster herunter
und brüllte: «Bewegt euch, ihr blöden Viecher! Macht, daß ihr wegkommt!» Er
wünschte, er hätte die beiden dabeigehabt, als er seinen Dokumentarfilm über
Schlachthöfe drehte — denen wäre ihr dummes Grinsen schon vergangen.
    Friedlich kauend, doch ansonsten
bewegungslos, verfolgten die beiden Schafe seine Versuche, auf der engen Straße
zu wenden. Selbst Noah kann, als er mit der Arche auf dem Berge Ararat
strandete, kaum verzweifeltere Lenkmanöver ausgeführt haben! Irgendwann war es
dann geschafft. Doch als er durch die Windschutzscheibe blickte, sah er sich
einer vielköpfigen Schar von Schafen gegenüber — mittels unergründeter
Fähigkeiten, die es der Kreatur erlauben, untereinander auch über größere
Abstände in Kontakt zu treten, war offenbar auch der Rest der Herde
herbeigerufen worden. Jonathans Reaktion war so vorhersehbar, daß Clarissa es
vorzog, wieder die Augen zu schließen.
    Mrs. Rees jedoch beobachtete
kopfschüttelnd, wie Jonathan draußen herumlief und durch Gebrüll und Armwedeln dafür
sorgte, daß die Schafe sich nur um so dichter zusammendrängten. Sie tippte
Clarissa von hinten leicht auf die Schulter: «Sei froh, daß du nicht mit ihm
verheiratet bist, meine Liebe.»
     
     
    Die Bewegungen des unidentifizierten
Hubschraubers über und am Rande des Luftsperrgebiets Fylingdales wirkten so
unentschlossen, daß die Beobachter an den Radarschirmen ihn zunächst für einen
Schwarm aufbrechender Zugschwalben gehalten hatten. Im Hubschrauber selbst
hielten zwei Leute im weichen irischen Tonfall eine dringende Beratung ab.
    «Weißt du, wo zum Teufel wir hier
sind?»
    «Über Yorkshire, glaube ich. Ich bin
mir sogar ziemlich sicher. Wenn das da unten nämlich Lancashire wäre, hätten
wir längst die Pennines sehen müssen. Schau mal, ob du irgendwo eine
Römerstraße entdecken kannst, Maeve.»
    Sean glaubte an Sichtflug; Instrumente
konnten einen immer im Stich lassen. Maeve kniff die Augen zusammen und starrte
hinunter. «Ich kann nichts mehr erkennen, es ist zu dunkel.»
    «In Killemorragh scheint jetzt noch die
Sonne, aber ausgerechnet hier muß es jetzt schon dunkel werden.»
    Maeve schwieg. Alle wußten, daß
Navigation nicht Seans Sache war, er war Waffenexperte. Aber als die Amerikaner
verlangt hatten, daß einer aus ihrer Gruppe zum Piloten ausgebildet werden
sollte, war Sean der einzige gewesen, der dafür in Frage kam. Liam war zu
kurzsichtig, Kevin trank zuviel, und die amerikanischen Geldgeber hatten
deutlich zu verstehen gegeben, daß eine Frau für sie als Pilotin nicht in Frage
kam. Maeve fragte sich sowieso, für was eine Frau bei der IRA überhaupt in
Frage kam. Sie sprach es nicht offen aus, aber im Grunde genommen langweilte
sie sich. Den Amerikanern schien es nichts auszumachen, daß sich alles etwas
hinzog. Sie kamen heimlich herüber, verbrachten endlose Stunden in verrauchten
Pubs, lauschten den Klagen über die getöteten Helden, und wenn sie herauskamen,
so hatten sie glasige Augen und drückten Liam gerührt weiteres Geld in die Hand
für die «gute Sache».
    Aber sie wollte nicht ungerecht sein;
immerhin war es genau dieses Geld, das jetzt ihr zugute kam. Als die anderen
mitbekommen hatten, daß sie unter Hautausschlag litt, waren sie zu dem Schluß
gekommen, daß sie unter Stress stehe, und hatten entschieden, daß sie nach
England gehen müsse, um sich dort zu erholen. Und nun war sie also da.
    Sie warf verstohlen einen Blick auf das
aufgeschlagene Handbuch des Automobilclubs, das sich Sean auf den Oberschenkel
geschnallt hatte. Ihr Zielort war durch ein

Weitere Kostenlose Bücher