Privatdetektive (16 Romane in einem Band)
ALFRED BEKKER
Eine Kugel für Lorant
Ein Krimi von der Waterkant
Sämtliche Personen dieses Romans und manche Örtlichkeiten sind frei erfunden. Ähnlichkeiten zwischen im Roman vorkommenden und tatsächlich existierenden Personen sind ausdrücklich nicht beabsichtigt, Bezüge zu realen Orten jedoch gewollt.
A.B.
1.
Gretus Sluiter zuckte zusammen. Für einen kurzen Moment glaubte er, in der Finsternis eine schattenhafte Gestalt hinter dem Töpferladen hervortauchen zu sehen. Aber Sluiter war sich nicht sicher.
Jetzt mach dich nicht verrückt, da war nichts!, sagte er sich.
Er atmete tief durch und strich sich über das schüttere graue Haar.
Dann gähnte er, wandte sich in Richtung des 'Großen Meeres'. Nebel kroch über das spiegelglatte Wasser dieses etwa auf halbem Weg zwischen Emden und Aurich gelegenen Binnensees. Es war dunkel und kalt. Ein sternklarer, tiefer Himmel wölbte sich über das Wasser.
Gretus Sluiter beugte sich nieder, um die Vertäuung seines Jollenkreuzers zu überprüfen. Alles in Ordnung.
Vor einer Viertelstunde hatte ihn jemand zu Hause angerufen und behauptet, dass etwas mit dem Boot nicht stimmte.
Der Anrufer hatte sich als Meerwart ausgegeben.
Sluiter kannte den Meerwart des Großen Meeres nur flüchtig. Er hieß Benno Folkerts und betrieb neben seiner landschaftspflegerischen Tätigkeit auch noch das sogenannte 'Meerwarthaus', ein direkt am Wasser gelegenes Restaurant.
Sluiter versuchte sich an die Stimme des Anrufers zu erinnern, ihren Klang in sein Gedächtnis zurückzurufen.
Aber letztlich kannte er Folkerts einfach nicht gut genug, um hunderprozentig sicher sein zu können, dass der Meerwart wirklich der Anrufer gewesen war.
Soon Schiet!, ging es Sluiter ärgerlich durch den Kopf. Da hat dich wohl einer auf den Arm genommen...
Sluiter atmete tief durch.
Er stieg auf das Boot, wollte jetzt ganz sicher gehen und überprüfte auch das Schloss der Kajüte. War alles dicht.
Drei Wochen bis Ostern. Sluiter war immer einer der Ersten im Jahr, die ihr Boot in den Hafen legten. Er wollte die Saison so weit wie möglich auskosten. Und jetzt, da er sich das neue Boot zugelegt hatte, galt das ganz besonders.
Sluiter ließ den Blick noch einmal über das Hafenbecken schweifen, in dessen glatter Wasseroberfläche sich die Sterne spiegelten. In der Ferne waren die Lichter von Emden zu sehen. Im nahen Schilf quakten die Frösche. Dunkle Schatten tanzten dort.
Sluiter blickte auf die Leuchtanzeige seiner Armbanduhr. Vielleicht konnte er im nahen Meerwarthaus noch ein Bier trinken, bevor er nach Hause fuhr. Und wenn nicht dort, dann in der zwanzig Meter entfernt gelegenen Konkurrenz mit der Bezeichnung 'Landhaus'.
Er stieg wieder an Land.
Ein übler Scherz, das war alles, dachte er.
Sluiter ging an der Uferbefestigung entlang, bog dann in Richtung des Töpferladens ab. Früher war die Hafenbucht eine Badeanstalt gewesen, deren Betrieb der Gemeinde wohl letztendlich zu teuer geworden war. Jedenfalls gab es immer noch das Gebäude mit den Toiletten und Umkleidekabinen. Ein Teil davon beherbergte nun einen Töpferladen. Um den Rest bemühte sich der Yacht-Club seit zehn Jahren vergebens. Sluiter wusste als Schriftführer davon ein Lied zu singen. Von der Gemeinde gab es zu dieser Sache immer dieselbe Auskunft: Es existierten Pläne, die Badeanstalt wieder einzurichten. Deshalb wolle man das Gebäude nicht veräußern.
Diese angeblichen Pläne würden wohl auf ewig Pläne bleiben, denn ihre Verwirklichung hätte vorausgesetzt, dass die dem Gebäude vorgelagerte, ziemlich sumpfige und nach jedem Regenguss knöchelhoch unter Wasser stehende Wiese zu einer richtigen Liegewiese hätte saniert werden müssen. Und dazu fehlte einfach das Geld.
Jetzt war die Bucht aufgeteilt zwischen dem Yacht-Club und dem Seglerverein, zwei Institutionen, die im Grunde dasselbe betrieben: Liegeplätze für Segelboote verwalten und zuteilen.
Der Seglerverein hatte darauf bestanden, dass sein Teil der Hafenbucht abgezäunt wurde und neuerdings wollte er auch Gebühren für die Benutzung der Slippanlage erheben, die in seinem Teil des Beckens lag.
Aber so ist das eben, dachte Sluiter. Die Natur ist knapp, und das bedeutet, dass um jeden Quadratzentimeter verbissen gekämpft wird: Segler, Angler, Surfer, Kanufahrer, Naturschützer... Jede Gruppe steckte ihre Claims ab und bewachte sie eifersüchtig.
Amüsiert erinnerte sich Sluiter an den Antrag eines Kanu fahrenden Ratsherren, der allen Ernstes
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