Privatdetektive (16 Romane in einem Band)
dumm angequatscht worden, dass ihm jede Lust auf Höflichkeiten vergangen war.
Berringer wandte sich an den Mann von SAFE & SECURE. „Ich habe Sie schon des Öfteren in Geraths Begleitung oder in seinem Garten gesehen, kenne aber nicht Ihren Namen.“
„Jürgen Rüger.“
„Herr Gerath wollte auf die Toilette?“
„Ja.“
„Was ist dann passiert?“
„Ich hab ihn bis zur Tür zu den Waschräumen begleitet, hier gewartet und dabei einen Schokoriegel gegessen. Aber Herr Gerath kam nicht zurück. Dann habe ich nachgesehen und den Toten gefunden.“ Rüger sah ziemlich mitgenommen aus. „Herr Gerath wollte nicht, dass ich den Toilettenbereich vorher untersuche“, versuchte er sich zu rechtfertigen. „Das wäre lächerlich, meinte er.“ Und schuldbewusst fügte er leiser hinzu: „Hätte ich es mal getan …“
„Ist jemand während der Zeit, in der Sie auf Herrn Gerath gewartet haben, in den Toilettenbereich hineingegangen oder herausgekommen?“
„Ja, natürlich. Sicher sechs oder sieben Personen. Ein Kind war auch dabei.“
„Wer war der Letzte? Schließlich konnte niemand an der Leiche vorbei, ohne sie zu bemerken, und dann hätte er normalerweise sofort Alarm geschlagen. Dass das kein Betrunkener ist, der da auf dem Boden seinen Rausch ausschläft, ist ja wohl unübersehbar.“
Rüger legte die Stirn in Falten, schien angestrengt nachzudenken, dann hellte sich seine Miene auf einmal auf, und er antwortete: „Der Letzte, der aus vom WC kam, war ein junger Kerl mit Lockenkopf und diesen weiten, schlabberigen Kargohosen, die immer aussehen wie Säcke.“
Björn Dietrich trug ungewohnterweise Jackett und Krawatte unter seinem etwas abgenutzten Parka. Das Jackett war ihm allerdings deutlich zu eng und ließ sich nicht mehr zuknöpfen.
„Man hat mich von einem Rendezvous weggeklingelt“, maulte er, statt Berringer zu begrüßen. Er hatte mal wieder Arno Kleppke im Schlepp.
Inzwischen war das letzte Drittel des Spiels zu Ende, und die Fans strömten aus dem Königpalast, die Krefelder in Feierlaune, die Kölner tief deprimiert. Es war also klar, wie das Spiel gewonnen hatte.
Wenig später traf auch Dr. Wiebke Brönstrup ein. Sie nickte Berringer freundlich zu.
„Bist du noch sauer?“, fragte er.
„Quatsch.“
„Ich hab es vielleicht auch ungeschickt erklärt.“
„Ja. Aber ich denke, ich hab’s trotzdem verstanden.“
„Gut.“
Björn Dietrich ließ Berringer mit an den Tatort, auch wenn Arno Kleppke deutlich seine Missbilligung zum Ausdruck brachte.
Wiebke Brönstrup untersuchte den Toten. Das Ergebnis war eindeutig. „Er hat einen Schlag gegen die Kehle bekommen, der vermutlich auch die Todesursache war“, sagte sie. „Genaueres wie üblich nach weitergehenden Untersuchungen.“
„Wir würden gern auch mal 'nen anderen Text von Ihnen hören, Frau Dr. Brönstrup“, murrte Björn Dietrich, dessen Laune wohl wegen des geplatzten Rendezvous extrem mies war.
Es wurden ein paar Zeugen befragt, darunter auch die Frau, die für die Pflege der Toiletten zuständig war. „Ich habe niemanden bemerkt“, stellte sie gegenüber Björn Dietrich klar. Berringer stand in der Nähe und hörte jedes Wort. „Wissen Sie, ich bin auch für die Damentoilette dort drüben zuständig, und da war gerade ein Malheur passiert.“
„Ich dachte, zum Eishockey kämen kaum Frauen“, meinte Kommissar Dietrich.
„Es sind natürlich mehr Männer, das ist klar. Aber es sind immerhin genug Frauen, um die Damentoiletten aufzuschließen, und ab und zu Klopapier nachlegen muss man auch. Diesmal war es aber so, dass jemand sämtliche Toiletten mit Papier voll gestopft hatte. Das war vielleicht eine Schweinerei. Ansonsten bin ich die meiste Zeit natürlich bei den Herren.“
„Natürlich.“
„Das glaube ich kaum. Sie wissen ja nicht, was für Ferkel es gibt. Es gab natürlich eine Riesenverstopfung. Die ganze Suppe ist wieder hochgekommen. Bäh!“ Sie verzog angewidert das Gesicht.
Berringer schätzte sie auf Anfang fünfzig. Sie trug einen weißen Kittel und Gummihandschuhe.
„Schon gut, in diesem Punkt können wir – denke ich – auf eine ausführliche Schilderung verzichten“, sagte Dietrich. „Aber ich brauche Ihre Aussage noch mal schriftlich.“
„Ich soll das alles aufschreiben?“ Die Toilettenfrau starrte ihn an, als hätte er etwas Unanständiges von ihr verlangt.
„Nein, nicht Sie“, beschwichtigte Dietrich. „Ein Beamter wird Ihre Aussage zu Protokoll nehmen. Können Sie
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