Privatdetektive (16 Romane in einem Band)
Kolleginnen herum, aber erst muss die Schlange etwas abgearbeitet werden!"
"Verstehe ich."
Lorant nahm noch einen Kaffee. Dann setzte er sich an eine der wenigen noch freien Plätze und sah zu, wie die Schlange langsam zusammenschrumpfte.
Schließlich wurde Lorant das Holzfällersteak gebracht. Die Bedienung gab ihm auch das Bild zurück. "Tut mir leid, den hat niemand von uns hier je gesehen."
"Sind Sie sicher?"
"Sind Sie denn sicher, dass der überhaupt hier war?"
"Ja. Arbeitet hier sonst noch jemand, außer der aktuellen Besetzung?"
"Wie das so ist! Es gibt hier natürlich jede Menge Aushilfen, die nur für kurze Zeit angestellt werden."
"Trotzdem danke." Lorant nahm das Bild, reichte es ihr. "Behalten Sie es. Vielleicht können Sie auch die Kolleginnen fragen, die zur Zeit nicht hier sind. Es geht schließlich um Mord."
"Muss 'n Schweinehund gewesen sein, der das gemacht hat mit dem Kerl in der Decke."
"Ja..."
"War 'n Riesentheater, als Ihre Kollegen hier waren und alles nach Spuren abgesucht haben."
Lorant schrieb ihr seine Handynummer auf einen Bierdeckel. Gerade noch rechtzeitig hatte er davor zurückgeschreckt, ihr seine Karte zu geben. Schließlich wäre dann seine Polizistennummer aufgeflogen, da ziemlich dick PRIVATDETEKTIV daraufgedruckt war. Und Lorant war sich nicht sicher, ob die Bekanntschaft zu dieser Bedienung schon stabil genug war, um einen derartigen Schock zu überstehen.
"Rufen Sie mich an, wenn Sie was wissen."
"In Ordnung."
Lorant hatte es im Gefühl, daraus würde nie etwas werden. Aber man soll auch nichts unversucht lassen, dachte er. Er wollte sich hinterher nicht vorwerfen lassen, irgendeine, wenn auch noch so geringe Chance nicht genutzt zu haben. Schließlich ging es um die Aufklärung von drei Morden. Nein vier, korrigierte sich Lorant. Frauke Oltrogge alias Melinda musste er ja wohl mitzählen. Denn daran, dass sie in diese 'Serie' hineingehörte, gab es für Lorant keine Zweifel. Es ging um vier Menschen, deren Leben ein plötzliches, gewaltsames Ende gefunden hatte. Und es ging um Angehörige, die nach Antworten suchten. Für die Toten konnte Lorant nichts mehr tun. Aber für die Lebenden. Jene Menschen, die den Ermordeten nahegestanden hatten. Ihnen fühlte er sich verpflichtet. Ihren Schmerz teilte er und deshalb wollte er nichts unversucht lassen, um Licht ins Dunkel zu bringen.
Einen Augenblick kam ihm der Gedanke, dass Kriminalhauptkommissar Meinert Steen am Ende vielleicht doch Recht gehabt haben konnte. Er ging die Argumente einzeln noch einmal durch, sagte sich dann aber, dass Steen ihm wahrscheinlich nur die Hälfte der wirklich relevanten Fakten genannt hatte. Nein, vertrau deinem Instinkt, deiner Nase!, ging es ihm durch den Kopf.
Einen Teil der Zwiebeln, mit denen das Holzfällersteak bedeckt gewesen war, ließ er stehen. Er hatte keine Lust auf die Blähungen, die sonst unweigerlich die Folge gewesen wären.
Schließlich stand er auf, blickte sich um. Von den Gästen war nicht anzunehmen, dass jemand Eilers gesehen hatte. Er hatte sich hier vielleicht mitten unter Menschen mit seinem Mörder getroffen. Ein anonymerer Ort als dieser war kaum vorstellbar.
Wäre ja auch zu schön gewesen, gleich beim ersten Versuch ins Schwarze zu treffen, dachte Lorant. Er schnitt sein Steak durch. Es war lecker und saftig.
Später fragte Lorant die Toilettenfrau nach Eilers. Aber auch sie konnte sich nicht erinnern.
Der Detektiv stand an der Tür, sah dem Regen zu, der immer heftiger wurde und überlegte, ob er bis zur Tankstelle spurten oder warten sollte, bis der Regen nachgelassen hatte. Aber den dunklen Wolken nach, die von West heranzogen, war es wohl eine Illusion, darauf zu hoffen. Und so spurtete Lorant.
In der Tankstelle stand ein Mann mit einer roten Nase vor Lorant am Tresen. Er hatte mehrere Flaschen in eine Plastiktüte gesteckt und nun stellte er sie der Reihe nach auf die Fläche vor der Kasse. Der Kerl mit der roten Nase stank erbärmlich. Eine unbeschreibliche Mischung aus Urin, Bier und noch ein paar anderen Düften, bei denen Lorant auch gar nicht so schrecklich viel daran lag, sie näher zu identifizieren.
"Ist das nicht ein bisschen viel?", fragte der junge, stiernackige Mann hinter dem Tresen.
"Ist für's Wochenende."
"Quatsch, morgen stehst du doch schon wieder hier!"
"Ist das deine Sache."
Die Finger des Stiernackigen glitten über die Tastatur der Registrierkasse. Dann packte der Kerl mit der roten Nase alles ein und trottete in
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