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Professor Mittelzwercks Geschöpfe

Professor Mittelzwercks Geschöpfe

Titel: Professor Mittelzwercks Geschöpfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna und Günter Braun
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Beine stellen mußten, um in den Besitz der letzten Gurke zu gelangen, sondern gelassen, teils sogar angewidert auf schwerbeladene Tafeln blickten, an denen weißgarnierte Pipogigodamen durch einladende Gesten etwas vom Überfluß an den Mann zu bringen suchten.
    Erinnern Sie sich, lieber Professor Irreversiblus, wie ich Sie damals vor Ihrer Expedition ins Alphagebirge empfangen mußte?
    Erinnere mich, sagte Irreversiblus mürrisch. Ihm fiel auf, auch die and e ren Gäste waren mieser Stimmung.
    Es nützte nichts, daß Adam Radarro das Elend vergangener Zeiten he r aufbeschwor.
    Jetzt ist das schöne Muster der echten Perser wieder zu erkennen, nac h dem es jahrelang von Staub bedeckt gewesen ist. Wissen Sie noch, wie eine einzige Lampe, und die auch nur gelegentlich, hier leuchtete? Erinnern Sie sich der schwarzen Fensterscheiben?
    Ja, sagte Irreversiblus, jajaja, ich erinnere mich ja schon.
    Haben wir jetzt nicht einen solchen Stand erreicht, wie ihn vielleicht noch nicht mal unsere Vorfahren uns hinterlassen hatten? Und liegt es nicht daran, daß wir jetzt alle wieder in der Lage sind, uns schöpferischen Arbe i ten zu widmen? Statistisch ausgewiesen haben wir eine Erfindungsdichte, wie sie seit hundert Jahren nicht mehr gemessen wurde, seitdem die Gru n derfindung, die Schaffung der modernen Heinzelmännchen, der Pipos, wie wir sie liebevoll benennen, stattgefunden hat.
    Und warum ziehen hier alle Gesichter, als ob die Zustände unhaltbar w ä ren, fragte Irreversiblus.
    Zustände müssen unhaltbar sein, ein Zustand, der nicht unhaltbar ist, bringt uns nicht weiter. Ich kenne keinen einzigen Zustand in der Geschic h te, der nicht unhaltbar gewesen wäre. Selbst wenn er, äußerlich betrachtet, als angenehm bezeichnet werden konnte. Wir haben jetzt bessere und schönere Maschinen, es kommen dauernd neue Erfindungen auf den Markt, aber wer soll die Dinger warten? Denn jetzt ist es nicht mehr damit getan, sie einfach zu reparieren, wie unsere Pipos das, zugegeben, ausgezeichnet machen. Wir finden keinen, der die Maschinen programmiert, dies oder das zu tun; das können unsere Pipos nicht, wir müssen uns damit selber qu ä len. Diese Leute hier ziehen mürrische Gesichter, weil sie die schöne Zeit, die sie verwenden könnten, neue Maschinen zu erfinden und neue Kuns t werke zu schaffen, die wir uns ohne weiteres jetzt leisten könnten, damit vertun müssen, Maschinen zu programmieren und Kleinigkeiten an Grun d typen zu verändern, anstatt sich darauf zu konzentrieren, die große Linie der kommenden Jahrhunderte technisch und wissenschaftlich vorzu-zeichnen. Sie müssen, wie sie beklagen, ingenieurbürokratische Murkela r beit leisten. Ich habe sie alle zu diesem Empfang eingeladen, nicht um sie zu mästen. Die meisten Pasteten und Kuchen sind nur aus Plast, weil ni e mand ißt. Ich habe sie geladen, und sie sind gekommen, um von Ihnen zu hören, wie es mit unseren Pipos weitergehen soll. Die Pipos sind sehr tüc h tig, niemand will Ihrem Werk Kritik antun, wir müssen aber auch die Pipos dauernd programmieren, wir müssen ihnen genau eintrichtern, was sie zu tun haben. Geben wir einem Schuhe zu putzen auf, dann putzt er Schuhe, bis wir ihn bremsen. Das ist doch nicht rentabel, blanker als blank kann ja ein Schuh nicht sein. Wozu wichst also der Pipo stundenlang die Schuhe der Familie, anstatt sich eine andere Tätigkeit, zum Beispiel Grillreinigen, zu suchen, ohne daß man ihn mit der Nase daraufstoßen muß? Wir haben jetzt für die lästigen Arbeiten Pipos. Wir stinken nicht mehr. Wir bedecken mehr als unsere Blöße. Das Essen steht uns bis zum Hals. Aber wir haben keine Zeit. Meine Frau sagt, je mehr Pipos sie beschäftigt, desto weniger Zeit hat sie.
    Irreversiblus dachte an den Ausspruch Radarros, als er die beiden ersten Pipos aus dem Gebirge brachte, der Pipogigo wäre ein Papagei. Du bist ja selber schuld, dachte er, daß ich ihn mit einem stärkeren Empfänger au s gestattet habe, den Sender aber verkümmern ließ.
    Die Höherentwicklung der Pipogigos ist dringend notwendig, sagte er, es wird jedoch nicht einfach sein.
    Was es kostet, wird bezahlt, sagte Radarro. Darf ich den Gästen mitte i len, daß Sie inzwischen einen fortgeschrittenen Typ in Arbeit haben? Möc h ten Sie selber sprechen?
    Der neue Pipo wird kommen, wei l wir sonst untergehen. Irrever siblus sagte dies mit einer Stimme, bei der die Gäste die Köpfe hoben und die Radarro, der dem Professor ein Sektglas in die Hand gab, drohend

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