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Professor Mittelzwercks Geschöpfe

Professor Mittelzwercks Geschöpfe

Titel: Professor Mittelzwercks Geschöpfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna und Günter Braun
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wollte; er gab sich Mühe, nicht zu zeigen, wie er sich ärgerte, auf Planus Irreversiblus wissenschaftlichen Quatsch hereingefallen zu sein. Wollen Sie mir nicht Ihre werte Pfote oder Kralle reichen oder wie das Dings wissenschaftlich heißt? Er fuhr zusammen, als der Pipogigo eine große safrangelbe, hornige, aber auch fleischig scheinende Hand vorstrec k te; er zog die eigene Hand zurück.
    Der Pipogigo hatte sie schon erfaßt und quetschte sie. Dabei blickte er Adam Radarro direkt ins Gesicht.
    Radarro erschrak, als er anstelle eines befiederten Vogelkopfes ein gelbes Ledergesicht mit großen braunen Augen, einer krummgebogenen Nase, einem Mund sah, der runzlige Lederlippen und sogar Zähne besaß, die er Radarro vollzählig zeigte, während er Pipogigo sagte.
    Radarro, antwortete Adam Radarro schwer benommen. Womöglich wird er mich noch umarmen und auch noch küssen wollen. Irreversiblus, es ist genug, ich kann mir jetzt sehr gut ein Bild von diesem Lebewesen machen.
    Er wünschte, als Irreversiblus den Pipogigo wieder in seinen Käfig stec k te, daß er die beiden Exemplare ins Alphagebirge zurückfliegen ließ. Er wollte nichts mehr von Pipogigos wissen. Der Pipogigo, so schien es ihm, hatte ihn hinterhältig angeblickt, und Irreversiblus kam ihm nun unheimlich vor. Fast teuflisch, dachte er. Am besten, ich löse den Vertrag. Er wagte nicht, es vorzuschlagen, aus Angst, Irreversiblus könnte ihn für feige ha l ten, und weil die Zustände unhaltbar waren.
    Ich will versuchen, die guten Anlagen der Pipogigos so zu bearbeiten, daß sie der menschlichen Gesellschaft nutzbar werden, verhieß Irreversiblus.
    Von guten Anlagen habe ich nichts gemerkt, dachte Adam Radarro. Er fragte trotzdem, wieviel brauchen Sie dafür?
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    3
     
    Am meisten hatte Irreversiblus die Bemerkung Radarros geärgert, der Pipogigo wäre ein Papagei. So legte er bei seiner mutativen Bearbeitung der Eigenschaften des orthogenen, flugfähigen, wenn auch eierlegenden Vierfüßlers Pipogigo nicht das Gewicht auf die Entwicklung des Sprechens und Nachsprechens, nicht auf das Senden, sondern auf das Empfangen von vokalen Informationen und auf die Fähigkeit, empfangene Informationen in manuelle Arbeit umzusetzen. Besonderen Wert legte er darauf, die G e schicklichkeit der Hand des orthogenen Vierfüßlers mutativ zu verbessern.
    Parallel zu den Qualifizierungsarbeiten am Pipogigo beschäftigte er sich mit der Entwicklung von dessen Fortpflanzungsmethoden und Fruchtba r keit.
    Das Pipogigoweibchen, so groß wie ein mittlerer Mensch, legte pro Monat in der Regel ein einziges Ei von Erbsengröße. War es vom Hahn befruchtet worden, wuchs es innerhalb von sieben Monaten zur Größe eines Kürbis heran. Das Pipogigojunge konnte das Ei nicht selbständig verlassen, die Schale war zu hart, es blieb der Pipogigomutter anheimgestellt, das Ei an einen Stein zu werfen, damit es zerbrechen und ein Junges mit safrange l bem Ledergesicht und großen hornigen Vorderhänden entlassen konnte.
    Die meisten Eier, so beobachtete Irreversiblus an dem einzigen Wei b chen, das er vom Alphagebirge mitgebracht hatte, blieben erbsenklein, da entweder das Männchen keine Lust zur Befruchtung zeigte oder das Wei b chen sich der Befruchtung entzog, zumal es stärker als das Männchen und etwas größer war.

Wurde wirklich ein Ei befruchtet, blieb fraglich, ob das Weibchen geneigt war, es zu bebrüten, so daß in vielen Fällen das Ei nicht über Kirschengr ö ße wuchs und einging.
    Selbst wenn es nach siebenmonatiger Bebrütung zum Zerschlagen reif geworden war, wußte man nicht, ob es die Pipogigomutter überhaupt ze r schlug. Oft stritten sich die Eltern, wer es zerschlagen sollte, das Junge erstickte dann im Ei.
    Irreversiblus meinte, er und Radarro würden zu ihren Lebzeiten nicht mehr in den Genuß von Dienstleistungen der Pipogigos kommen, wenn deren Fortpflanzung dem Zufall und der Laune der Pipogigos überlassen blieb, und in sein Tagebuch, das er sporadisch führte, schrieb er, wir mü s sen eine Dienstleistungsgesellschaft auf orthogener Massenbasis werden.
    Nötig schien ihm zunächst, die Kraft und auch die Körpergröße des Pip o gigomännchens zu erh öhen, die Eier dem Pipogigoweib chen wegzunehmen und sie in Brut- sowie Zerschlaganstalten industriell zu warten. Als dies

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