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Professor Mittelzwercks Geschöpfe

Professor Mittelzwercks Geschöpfe

Titel: Professor Mittelzwercks Geschöpfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna und Günter Braun
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es müßte dazu eine Verordnung von Staats wegen erlassen werden, ihr armseliges Dasein sei nicht nur für die Mitwelt, sondern auch für sie selber eine Qual, es gebe außer ihnen kein Wesen auf der Erde, das ein so unglückliches Leben führen müsse, und so unglücklich seien die Homopoden, weil sie sich klar darüber seien, wo dieses ihr Leben herrühre. Sie litten, meinte Schwand, unter der eigenen Bösartigkeit. Man könnte ja Homopoden in den entsprechenden künstlerischen Werkstätten nachschaffen und sie in War n filmen auftreten lassen, dann brächten sie noch einen Nutzen. Positiv sei, daß endlich die bisher von ihnen belagerten Kunstschätze der Menschheit wieder zugänglich gemacht werden können.
    So redeten sie hin und her, ich sagte wenig. Mir schien es so, daß ich, obwohl ich mit den Homopoden kein Mitleid fühlte, als ich mit ihnen zu tun hatte, in der Erinnerung, wenn sie alle tot wären, Mitleid mit ihnen haben würde.
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    Homo pipogenus erectus
     
    1
     
    Ich verdiene nun, wie Sie wissen, pro Jahr einige Billionen, aber Sie s e hen mich nicht in der Lage, Sie in meinem Haus einigermaßen anständig zu empfangen, sagte Adam Radarro, Vorsitzender mehrerer Kommissionen zur Koordination irdischer Wissenschaften, zu dem auch außerirdisch nicht gänzlich unbekannten Strukturforscher Planus Irreversiblus.
    Sehen Sie meinen Kühlschrank an: Er ist bis auf ein paar Oliven aus der Zeit meines Großvaters leer. Sehen Sie meinen Tieffroster an: Er enthält ungenießbare Eisbrocken aus der Zeit meines Vaters. Und betrachten Sie dieses Zimmer: Es ist nicht der Flor des Teppichs, in dem Ihre Füße versi n ken, sondern ganz gewöhnlicher Staub, der sich zu einer flockigen Schicht vereinigt hat. Und wenn Sie bei mir übernachten wollten, könnte ich Ihnen nur schwärzliche Bettwäsche bieten, die ich Ihnen über ein Häufchen ze r fetzten Schaumpolsters spannen müßte. Die Lampe hier brauchen Sie bitte nicht anzuknipsen, sie brennt nur gelegentlich, und die Heizung funktioniert nur, wenn ich Sie bitten dürfte, in den Keller zu steigen und einige Scha u feln Koks in den Ofen zu füllen, falls noch Koks vorhanden und falls die Schaufel nicht auch schon zerbrochen ist. Das einzige, was ich Ihnen a n bieten könnte, ist Geld. Allerdings nur, wenn die Geldabrufmaschine nicht auch schon streikt.
    Machen Sie sich keine Umstände, sagte Planus Irreversiblus, der Stru k turforscher, ich kenne die Lage bestens.
    Aber kann ich es hinnehmen, daß ich im Jahr mehrere Billionen verdiene und einem Gast nicht einmal einen Imbiß anbieten kann, den es an jeder Straßenbude gibt?
    Sie irren sich, an den Straßenbuden gibt es Imbisse nur noch gelegen t lich. Sie brauchen sich überhaupt nicht zu schämen. Auch ich könnte Ihnen in meinem Hause nichts bieten, es sei denn, ich hätte gerade Glück gehabt und im Maschinenladen eine Tüte Nährkonzentrat erwischt, und dreckig, lieber Radarro, ist es bei mir auch.
    Ich kann beispielsweise durch die Fensterscheiben nicht mehr erkennen, welche Art Wetter draußen stattfindet, so daß ich ganz allein auf den We t terbericht angewiesen bin, falls er zufällig einmal geli e fert wird.
    Nun, sagte Radarro, Sie verdienen zwar nicht soviel wie ich, aber ich kann mir vorstellen, daß auch für Sie der Gedanke bedrückend ist, mehr Geld zu verdienen als Ihre Vorfahren, aber schäbiger zu leben als sie.
    Es ist nicht das Geld, über das ich mich ärgere, aber ich habe keine Zeit mehr, meine Forschungen zu betreiben, weil ich dauernd damit beschäftigt sein muß, Maschinen zu reparieren, die eigentlich für meine Versorgung und Sauberhaltung angeschafft wurden, oder wenn die Defekte irreparabel sind, meine Versorgung und Reinigung selbst vorzunehmen. Unsere Vo r fahren haben auf Grund ihrer gewaltigen Taten in Wissenschaft und Tec h nik uns einen großen Reichtum hinterlassen. Dies war ihnen nur möglich, weil ihnen damals die kleinlichen Arbeiten der persönlichen Beköstigung und Sauberhaltung abgenommen wurden, teils noch von menschlichen Dienstleistern, teils schon von Maschinen, die damals auch noch beim kleinsten Anschein eines Defekts von Spezialisten untersucht und instand gesetzt wurden. Niemals hätten meine Vorfahren, die alle Forscher waren, uns auf einen solchen Stand, wie wir ihn heute theoretisch haben,

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