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Prophezeiung der Seraphim

Prophezeiung der Seraphim

Titel: Prophezeiung der Seraphim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Vassena
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Rücken zu schwingen, als der brennende Cherub gegen sie prallte und Alis ins Taumeln geriet. Fédéric rutschte ab, im letzten Moment schlang er seine Arme um Julies Taille.
    Julie hatte das Gefühl, entzweizubrechen und umklammerte mit aller Kraft Alis’ Hals, um nicht samt Fédéric in die Tiefe zu fallen.
    »Halt dich fest!«, ächzte sie.
    »Das Biest hängt an meinem Bein!«, stöhnte Fédéric.
    Julie sah nach unten. Tatsächlich, die Klauen des Cherub, dessen Körper wie Wachs schmolz und in glühenden Tropfen zur Erde fiel, umklammerten Fédérics Fußgelenk.
    Alis, flieg dicht über die Baumkronen!
    Das Kalokardos folgte ihrem Befehl, und wirklich gelang es auf diese Weise, den Cherub abzustreifen. In einem Funkenregen verschwand das, was von ihm übrig war, zwischen den Blättern und Zweigen.
    Julie stöhnte vor Schmerz, als Fédéric sich an ihr hinaufzog. Er setzte sich hinter sie und sagte mit erschöpfter Stimme »Zurück zum Turm«, dann sank er gegen Julies Rücken.
    »Bist du schlimm verletzt?«, fragte sie voller Angst, aber Fédéric antwortete nicht mehr. Hatte er das Bewusstsein verloren? Mit einer Hand hielt sie seinen Arm um ihre Taille fest, mit der anderen sich selbst.
    Wir müssen sofort landen!
    Um sie war es nun ganz still, nur Alis’ Flügelschlag war zu hören. Mühsam hielt er sich knapp über den Bäumen, das Gewicht zweier Menschen war mehr, als sein zarter Knochenbau aushalten konnte. Als sie endlich die Lichtung erreicht hatten, wo der Kampf begonnen hatte, plumpste er durch die Baumkronen hinab. Rauchschwaden hingen im Unterholz, im Mondlicht lagen die Körper von mindestens einem Dutzend Cherubim.
    Julie glitt von Alis’ Rücken und zog Fédéric mit sich. Lange Zeit lagen sie nebeneinander auf dem kühlen Waldboden, und Julie hatte das Gefühl, als könnte sie sich nie wieder bewegen. Irgendwann tastete Fédéric nach ihrer Hand und hielt sie so fest, als wollte er sie nie wieder loslassen. Sie erwiderte den Druck und spürte, wie sein Brustkorb sich neben ihrem hob und senkte.
    »Wir leben«, flüsterte sie. Es klang ungläubig, beinahe wie eine Frage.
    »Ja, wir leben«, wiederholte Fédéric leise.
    Sie wandten sich einander zu und umschlangen sich, hielten einander fest, bis das Entsetzen nachließ. Seine Aureole war nur noch ein dünner Saum um seinen Körper, so schwach war er, doch nach einiger Zeit wurde sie wieder kräftiger. Er ist stark , dachte sie dankbar. Laut fragte sie: »Bist du schlimm verletzt?«
    »Ich glaube, ich habe ein paar Verbrennungen.«
    Plötzlich schrak Julie hoch. »Der Cherub hat dich doch nicht gebissen?«
    »Nicht, dass ich wüsste.« Auch Fédéric setzte sich jetzt auf und betrachtete sein Bein, das tiefe Furchen von Dazaars Krallen aufwies.
    Kein Biss. Erleichtert ließ Julie sich wieder zurücksinken und schloss die Augen. Sie war so unsagbar müde.
    »Julie, ich liebe dich.«
    Fédéric sagte es ganz leise, aber die Worte senkten sich in Julies Herz. Sie lächelte und murmelte: »Das ist schön.«
    Sie schlief beinahe, als etwas ihr ins Gesicht pustete und sie am Hals kitzelte. Als sie die Augen öffnete, sah sie Songes Kopf über sich.
    Wach auf, ihr könnt hier nicht bleiben.
    Julie setzte sich und fragte. »Javier und Nicolas! Wo sind sie?«
    Songe wusste es nicht. Julie weckte Fédéric und gemeinsam machten sie sich auf die Suche. Fédéric humpelte und stöhnte bei jedem Schritt auf, aber er konnte gehen.
    Es war Julie, die beide schließlich hinter einem Gebüsch abseits der Feuerstelle fand. Nicolas saß auf dem Boden, von Kopf bis Fuß in Blut getränkt, neben ihm lag Javier. Die Augen des Messerwerfers waren weit geöffnet und blickten hinauf zu den Sternen, die sie nicht mehr sehen konnten. Julie fiel auf die Knie. Wenn sie doch nur die Zeit zurückdrehen könnte, eine Stunde nur! Auf allen vieren kroch sie zu Nicolas und dem Toten hinüber. Javiers Kopf lag seltsam verdreht. Sie sah Nicolas an, dessen Haar steif von Blut war.
    »Was hast du getan?«
    »Nichts«, sagte Nicolas müde. Der tierhafte Ausdruck war aus seinen Augen verschwunden. »Ein Cherub hat ihm das Genick gebrochen.«
    »Javier, warum hast du nicht besser aufgepasst?« Julie strich über Javiers Wange, die noch warm war. »Mein Bruder hätte ihm vielleicht helfen können.«
    Aber Nicolas schüttelte den Kopf. »Er war auf der Stelle tot, auch Ruben hätte nichts mehr ausrichten können.«
    Wie betäubt blickte sie auf den Leichnam. Es war unfassbar, dass

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