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Prophezeiung der Seraphim

Prophezeiung der Seraphim

Titel: Prophezeiung der Seraphim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Vassena
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sich in Fahrt geredet. »Was für ein Ort wird die Welt dann sein? Du bist die Einzige, die das verhindern kann, ob es dir gefällt oder nicht.«
    »Ich bin aber so müde«, flüsterte sie.
    »Seid ihr fertig oder warten wir hier auf die Cherubim?«, kam es von Nicolas.
    Fédéric wandte sich um, ohne Julie loszulassen.
    »Mach dich lieber nützlich! Julie kann nicht weiter und du scheinst genug überschüssige Kraft zu haben. Julie hat mir erzählt, was mit dir los ist.«
    Nicolas kam heran. »Na, dann sieh dich vor, mein Lieber.« Er bleckte die Zähne.
    »Schlimmer als ein Cherub kannst du kaum sein«, erwiderte Fédéric ungerührt. »Und jetzt könntest du deine übernatürlichen Kräfte benutzen, um Julie zu tragen. Sie bricht sonst zusammen.«
    »Wenn sie sich noch in meine Nähe wagt.« In Nicolas’ Stimme lag auf einmal ein bitterer Ton.
    Julie löste sich von Fédéric und berührte Nicolas’ Arm. Im Mondlicht glich sein Gesicht einer hellen Maske, aber sie spürte den Schmerz darunter.
    »Ich habe keinen Grund, mich vor dir zu fürchten«, sagte sie sanft. »Und ich wäre dankbar, wenn du mich tragen könntest, ich kann wirklich nicht mehr weiter.«
    »Ich habe es genossen, Julie«, murmelte Nicolas. »Das Töten hat mir mehr Freude bereitet als alles andere, was ich je getan habe. Du solltest weglaufen und dich vor mir verstecken, ich bin ein schlimmeres Ungeheuer als jeder Cherub.«
    Julies Herz fühlte sich wund an. »Noch ist es nicht soweit«, sagte sie.
    Da nahm Nicolas sie auf seinen Rücken, und sie schlang ihre Arme um seinen Hals. Sie konnte fühlen, wie stark er war: Er trug sie, als wöge sie nicht mehr als ein Kätzchen. Sie legte die Wange an Nicolas’ Schulterblatt, dessen gleichmäßiger Schritt sie bald in einen Dämmerschlaf sinken ließ. Im Traum erlebte sie noch einmal, wie der Cherub sie durch die Luft trug und wie Fédéric rotglühende Flammenwolken in den Himmel spie. Als sie das letzte Bild vor sich sah, das sie von Javier hatte, wimmerte sie leise. Sie tauchte abwechselnd in eisige Flüsse und Lavaströme, einmal hörte sie Fédéric sagen, jemand habe Fieber, aber ohne zu begreifen, von wem oder was er sprach. Ab und zu öffnete sie die Augen, und jedes Mal war es noch dunkel, und ihr kam es vor, als hätte es nie etwas anderes gegeben als Nacht.
    Sie kam zu sich. Morgenlicht erhellte das Zimmer, über sich sah Julie eine altersschwarze Balkendecke, die ein Strohdach trug. Sie lag in einem Bett. Ihre Hände griffen in die Wolldecke, die über sie gebreitet war. Dicht neben Julies Ohr erklang ein leises Schnur ren, und als sie den Kopf zur Seite drehte, sah sie in Songes goldene Augen. Eine Hand legte sich auf ihre Stirn, dann wurde ihr ein Becher an den Mund gehalten und sie trank kühles, klares Wasser.
    »Na, bist du wieder unter den Lebenden?« Fédéric saß neben ihr auf der Bettkante und es tat unendlich gut, sein vertrautes Grinsen zu sehen. »Wurde Zeit, dass du aufwachst, Hüpfer.«
    Julie lächelte, als er seinen Spitznamen für sie benutzte. Fédéric trug ein sauberes Leinenhemd, seine Aureole strahlte kraftvoll und seine Augen blitzten wie eh und je.
    »Wo sind wir?« Julie richtete sich halb auf und stützte sich auf den Ellbogen.
    »Bei Javiers Hexe.« Fédéric senkte die Stimme. »Mathildes Kräutern hast du wahrscheinlich zu verdanken, dass du so schnell gesund geworden bist. Du hast einen Tag und eine Nacht lang hohes Fieber gehabt.«
    Und schreckliche Träume , fügte Songe stumm hinzu. Es war nicht leicht, sie zu verjagen.
    »Jetzt fühle ich mich aber gut.« Es stimmte. Julie fühlte sich wie befreit, obwohl sie instinktiv ahnte, dass es nicht nur daran liegen konnte, dass ihr Fieber gesunken war.
    Es ist der Kristall, erklärte Songe. Er nimmt allen Schmerz und alle Traurigkeit.
    Julie setzte sich ganz auf und sah auf einem Tischchen neben dem Bett einen durchsichtigen Kristall, etwas größer als ein Hühnerei, der so rein war, dass er aus sich heraus zu leuchten schien. Sie spürte, dass er auf eine eigenartige Weise lebendig war. Doch es stimmte nicht ganz, was Songe behauptet hatte. Der Schmerz um den Verlust derjenigen, die sie geliebt hatte, war geblieben – wenn auch weniger scharfkantig und leichter erträglich.
    »Der Herzkristall«, flüsterte sie. »Hat er dich auch geheilt?«
    »Mein Bein ist fast wieder in Ordnung, nur nicht mehr so hübsch wie früher.« Fédéric stellte einen Fuß auf die Bettkante und zeigte seinen Unterschenkel, der

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