Psalms of Isaak 01. Sündenfall
Liegenschaften abstieß und den verbleibenden Besitz auf Rudolfo übertragen ließ. Alles, was noch blieb, war, seine Sachen zu packen und nach Hause zu gehen.
Er ging an den Zigeunerspähern vorüber, die die Waldresidenz bewachten, ohne etwas zu sagen, und verschwand in seiner Schreibstube, wo er die Türe hinter sich versperrte.
»Ich weiß, weshalb Sethbert Windwir zerstört hat.«
Petronus blickte auf und sah Vlad Li Tam an seinem kleinen Schreibtisch sitzen. Er hatte ihn erwartet, sobald er ihn in dem überfüllten Zelt gesehen hatte, denn er wusste, dass zwischen ihnen noch Dinge ausgesprochen werden mussten.
Petronus spürte, wie Zorn in ihm aufwallte. »Ich bin mir nicht sicher, dass Sethbert Windwir zerstört hat. Zumindest nicht ohne einen äußeren Anstoß.« Er zeigte auf den goldenen Vogel. »Wir wissen, dass dein Vogel in Windwir gewesen ist. Hat er dir davon berichtet?«
Vlad Li Tams Augenbrauen zogen sich zusammen. »Du verdächtigst mich. Aber ich hatte nichts mit Sethbert zu tun. Rudolfo ist mein Werk. Genauso wie du das Werk meines Vaters warst.«
Petronus spürte, wie ihn die Worte wie eine Faust trafen. »Was meinst du damit?«
Vlad Li Tam zuckte die Achseln. »Du bist für diesen Tag geschaffen worden, Petronus. Genauso wie Rudolfo geschaffen wurde, um das Licht zu schützen.«
»Du lügst.« Aber Petronus war sich nicht sicher.
Vlad Li Tam lächelte. »Trotzdem habe ich etwas für dich.«
Er zog einen Lederbeutel hervor und reichte ihn Petronus. »Hier wirst du die Beweise dafür finden, dass es geheime Pläne im Orden gab, den Bannspruch wiederherzustellen.«
Petronus nahm den Beutel und legte ihn auf seinen Schreibtisch. »Daran zweifle ich nicht. Aber das ist kaum ausreichend.«
»Es kommt noch mehr«, sagte er. »Der Vogel hat mir davon berichtet, dass Windwir gefallen ist. Aber ich habe den Vogel nicht nach Windwir geschickt. Er war schon ein knappes Jahr vorher aus seinem Käfig verschwunden.«
Petronus blickte überrascht auf. »Wohin ist er geflogen?«
Vlad Li Tam erhob sich. »Ich habe vor, das herauszufinden. Ich verlasse die Benannten Lande. Ich werde dich nicht wiedersehen.« Als er es aussprach, konnte Petronus die Endgültigkeit in der Stimme seines früheren Freundes hören.
Weder umarmten sie sich, noch schüttelten sie sich die Hände. Petronus nickte einfach, und Tam ging.
Petronus blickte auf den Beutel. Schließlich ergriff er ihn und öffnete die Schnüre. Er nahm zwei Papierbündel heraus und fing an, eines davon zu überfliegen. Die ersten paar Seiten waren Bankquittungen in whymerischer Schrift, die Petronus die Schließung der androfranzinischen Konten bestätigten. Darauf folgten die Überschreibungsdokumente, die allen verbleibenden Besitz den Neun Häusern der Neun Wälder übertrugen. Aber die letzte Seite ließ seinen Blick innehalten. Es war ein Zuwendungsschreiben, das an den Orden gerichtet und drei Tage vor dem Übergang der Besitztümer datiert war.
Vlad Li Tam hatte über den Androfranzinerorden und die Neun Häuser der Neun Wälder einen Weg gefunden, seinen riesigen Reichtum an seine Tochter weiterzugeben.
Petronus band die Schnüre wieder zu und legte die Bankschreiben auf den Stapel von Papieren, der auf Rudolfo, Isaak und Neb wartete, damit sie ihn aussortierten, nachdem er gegangen war.
Er öffnete das zweite Bündel, eine akribische Reproduktion von Briefwechseln und Berichten innerhalb des Ordens. Er ging Seite um Seite durch, musterte die Zeichnungen und sah es an einigen Stellen deutlich stehen, an anderen verschleiert. Über die einfache Wiederherstellung des Bannspruchs hinaus hatten sie Hochrechnungen und Zahlenmaterial zur Wirkung auf die Bevölkerungsanzahl angefertigt, wenn man die Sieben Kakophonischen Tode auf begrenzte Art und Weise einsetzte. Sie hatten sogar ein System entwickelt, anhand dessen man den Bannspruch überbringen konnte. Eine gehende, sprechende und denkende Maschine, die man aus den Tagen der Jüngeren Götter zurückgeholt hatte, die einer Magie wie der von Xhum Y’Zir widerstehen konnte.
Petronus spürte, wie ihm um Isaaks und der anderen Metallmänner willen das Herz brach. Diese Dokumente mussten Fälschungen sein. Sie konnten nichts anderes sein, weil das, was er da las, allem, was er über den Orden wusste, diametral entgegengesetzt war. Er hatte in der Tat gelernt, ihn genauso sehr zu hassen, wie er ihn zuvor geliebt hatte, aber dies hier konnte er nicht glauben. Sethberts Entscheidung, einen
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