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Psalms of Isaak 01. Sündenfall

Psalms of Isaak 01. Sündenfall

Titel: Psalms of Isaak 01. Sündenfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Scholes
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Kranz aus Rauch begann sich am Horizont zu erheben. Dieser kleine Kranz dehnte sich stetig nach oben und außen aus, eine Säule aus tiefstem Schwarz vor dem blauen Himmel, die immer weiter wuchs.
    Sethbert kicherte und beugte sich vor, um Jin ins Knie zu kneifen. »Oh. Es ist sogar noch besser, als ich gedacht habe.« Sie zwang sich dazu, ihre Augen lange genug von dem Anblick loszureißen, um sein breites Lächeln wahrzunehmen. »Sieh es dir an.«
    Und inzwischen erklang ein Keuchen und Flüstern, das um sie herum immer lauter wurde. Arme wurden gehoben, Finger deuteten nach Norden. Jin Li Tam wandte sich abermals ab, um in die blassen Gesichter von Sethberts Generälen, Hauptleuten und Offizieren zu sehen, und sie wusste: Hätte sie bis ganz zum Ende dieser Karawane von Soldaten und Spähern blicken können, hätte sie dieselbe Angst und Ehrfurcht auf allen Gesichtern gesehen. Vielleicht, dachte sie, als sie ihren Blick wieder zurück auf die schreckliche Wolke richtete, die immer höher in den Himmel aufstieg, war in diesem Moment jedes Gesicht von dieser Angst und Ehrfurcht gezeichnet – jedes Gesicht im Umkreis endloser Wegstunden, das die Wolke erblicken konnte. Vielleicht war jedem bewusst, was sie bedeutete.
    »Siehe«, sagte Sethbert mit leiser Stimme, »wie die Tyrannei der Androfranziner zu Ende geht. Windwir ist gefallen.« Er kicherte. »Berichte das deinem Vater.«
    Und als aus seinem Kichern Gelächter wurde, erkannte Jin Li Tam zum ersten Mal seinen Wahnsinn.
    Neb
    Neb stand aufrecht im Wagen und sah, wie sich Windwir vor ihm erstreckte. Sie hatten fünf Stunden gebraucht, um die niedrigen Hügel zu erklettern, die die große Stadt umsäumten, und nun, da er sie sehen konnte, wollte er alles in sich aufnehmen, es auf irgendeine Art in seinem Gedächtnis verewigen. Er verließ diese Stadt zum ersten Mal, und es würden Monate vergehen, ehe er sie wieder erblickte.
    Sein Vater, Bruder Hebda, erhob sich ebenfalls und streckte sich in der Morgensonne. »Und du hast die Vorstellungs- und Empfehlungsschreiben des Bischofs dabei?«, fragte Bruder Hebda.
    Neb achtete nicht darauf. Stattdessen konzentrierte er sich auf die riesige Stadt – auf die Kathedralen, die Türme, die Läden und Häuser, die sich eng aneinanderdrückten. Die Fahnen der Bundschaft wehten über der Stadt, zusammen mit den königsblauen Fahnen des Androfranzinerordens, und selbst von diesem Standpunkt aus konnte Neb die Gestalten in Talaren sehen, die geschäftig umhergingen.
    Sein Vater sprach ihn noch einmal an, und Neb fuhr zusammen. »Bruder Hebda?«
    »Ich habe nach den Vorstellungs- und Empfehlungsschreiben gefragt. Du hast sie am Morgen gelesen, ehe wir gegangen sind, und ich habe dir aufgetragen, dich zu vergewissern, dass du sie zurück in ihren Umschlag gesteckt hast.«
    Neb versuchte, sich daran zu erinnern. Er entsann sich, sie auf dem Schreibtisch seines Vaters gesehen und gefragt zu haben, ob er sie anschauen dürfe. Er entsann sich, sie gelesen zu haben, fasziniert von den Schriftzeichen und der Handschrift. Aber er entsann sich nicht, sie zurückgelegt zu haben. »Ich glaube schon«, sagte er.
    Sie kletterten nach hinten in den Wagen und durchsuchten jeden Beutel, jede Tasche und jeden Sack. Als sie sicher waren, dass sie den Umschlag nicht finden würden, seufzte sein Vater.
    »Ich werde zurückgehen und ihn holen müssen«, sagte er.
    Neb blickte zur Seite. »Ich werde Euch begleiten, Bruder Hebda.«
    Sein Vater schüttelte den Kopf. »Nein. Warte hier auf mich.«
    Neb spürte, wie heiß sein Gesicht brannte, fühlte einen Klumpen im Hals. Der rundliche Gelehrte streckte den Arm aus und drückte Nebs Schulter. »Zerbrich dir nicht den Kopf deswegen. Ich hätte es selbst überprüfen sollen.« Er blinzelte, als suche er nach den richtigen Worten. »Ich bin es … nur nicht gewohnt, noch jemanden um mich zu haben.«
    Neb nickte. »Kann ich etwas tun, während Ihr fort seid?«
    Bruder Hebda lächelte. »Lies. Meditiere. Pass auf den Wagen auf. Ich werde bald zurück sein.«
     
    Neb zeichnete whymerische Irrgärten auf den Boden und versuchte, sich auf seine Meditation zu konzentrieren. Aber alles hielt ihn davon ab. Anfangs die Geräusche der Vögel, der Wind, das Kauen des Pferdes. Der Geruch von Nadelbäumen, Staub und Pferdeschweiß. Und auch der seines eigenen Schweißes, der nun nach fünf langen Stunden im Schatten getrocknet war.
    Er hatte jahrelang gewartet. Jährlich hatte er beim Rektor die Bewilligung

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