Psychologische Homöopathie
feurige Natrium
Natrium sulfuricum ist bei weitem nicht so verbreitet wie seine Muriaticum-Schwester, sondern kommt ungefähr so häufig vor wie Natrium carbonicum. Während letzterer ein bodenständiger Natrium-Typ ist, pragmatisch und phantasielos, besitzt Natrium sulfuricum die feurigen Eigenschaften von Sulfur, aber auf eine ruhigere Weise, denn sie sind verbunden mit der introvertierten Emotionalität von Natrium, und außerdem kommt Natrium sulfuricum überwiegend bei Frauen vor.
Der inspirierte Natrium-Typ
Der Zusatz von Schwefel verleiht Natrium einen feurigen Aspekt, und dieses Feuer drückt sich oft in einer besonderen Leidenschaft aus. Ich habe Natrium-sulfuricum-Menschen gesehen, die eine intellektuelle Leidenschaft für Homöopathie hatten und darin an Sulfur erinnerten, aber es gibt auch stillere Typen, die sich durch einen unerschütterlichen spirituellen Glauben auszeichnen. Sowohl die intellektuelle Inspiration als auch der spirituelle Glaube sind Aspekte des Feuerelements, des Elements der Leidenschaft, und beide findet man bei Sulfuricum häufiger als bei Muriaticum. Es gibt zwar auch leidenschaftliche und inspirierte Muriaticum-Typen, die dann schwer von Sulfuricum zu unterscheiden sind, aber ich habe doch das Gefühl, daß das »Aroma« der Muriaticum-Leidenschaft ein anderes ist als das der Sulfuricum-Leidenschaft. Feuer ist ein unpersönliches Element (deshalb können Sulfur-Männer das Gefühl haben, jeden zu Iieben, und doch ihre Familie vernachlässigen), wogegen Wasser das persönlichste aller Elemente ist, denn es hat mit persönlichen Gefühlen zu tun. Eine leidenschaftliche Natrium-muriaticum-Frau ist meist weniger objektiv und emotionaler in ihrer Bindung an das Objekt ihrer Leidenschaft als Sulfuricum. Die Muriaticum-Frau kann sich beispielsweise sehr für die Praxis der Reiki-Heilung begeistern, aber in ihrer Begeisterung drückt sich meist ein persönliches Bedürfnis aus, das der scharfe Beobachter erkennt. Sie hat das Bedürfnis nach Zustimmung. Ihre emotionale Sicherheit ist aufs engste mit ihrer Leidenschaft verbunden. Im Gegensatz dazu hat die Begeisterung von Sulfur keine persönliche Note, und er istnicht im geringsten verletzt, wenn man ihm nicht zustimmt. Die Natrium-sulfuricum-Frau liegt irgendwo dazwischen, denn sie ist sowohl das sensible, wäßrige Natrium als auch das feurige Sulfuricum. Die Muriaticum, die ein starkes Vertrauen in die Führung des Allmächtigen hat, mußte im allgemeinen härter um ihren Glauben ringen als die Sulfuricum, denn Glaube ist eine feurige Eigenschaft und entwickelt sich deshalb bei Sulfuricum auf eine natürlichere Weise. Außerdem fördert das emotionale Wasserelement Zweifel und Ängste und muß deshalb erst bis zu einem gewissen Grad überwunden werden, ehe sich wahrer Glaube einstellen kann. Natrium muriaticum kompensiert ihre Zweifel oft durch positives Denken, was ihrer Leidenschaft eine größere emotionale Intensität gibt, als Sulfuricum sie hat. Verschiedene Natrium-sulfuricum-Patienten, die ich behandelt habe, hatten einen ziemlich unerschütterlichen Glauben an Gott und ihre spirituelle Bestimmung, der durch seine stille Art um so überzeugender war.
Die Fürsorgliche
Man würde eigentlich erwarten, daß eine feurige Natrium ungeduldiger und auch selbstsüchtiger ist als eine wäßrige. Mir sind relativ selbstbesessene, intellektuell inspirierte Natrium-sulfuricum-Frauen begegnet, aber ich habe auch das genaue Gegenteil erlebt: Sulfuricum-Frauen, die lange schweigend leiden und sich hingebungsvoll um andere kümmern. Hier ist das Feuerelement immer noch vorhanden, aber es drückt sich nicht als Ego aus, sondern als innere Stärke und spirituelle Neigung zum Dienst für andere. Ich erinnere mich an eine solche Dame, die ich wegen Bronchiektasen behandelt habe (eine Erkrankung, die konstitutionell fast immer nach Natrium sulfuricum verlangt). Sie war groß und schlank, mit breiten Schultern und Hüften und einem fast quadratischen Gesicht, das den Eindruck ernsthafter Intelligenz vermittelte. Ihr Verhalten war bescheiden, aber selbstsicher (Wasser und Feuer), und sie hatte einen scharfen Intellekt, den sie aber in ihrem Leben nicht direkt einsetzte. Sie hatte ihre besten Jahre damit verbracht, sich um ihre leidende Mutter zu kümmern, aber ich konnte trotzdem bei ihr keine Spuren von Bedauern oder Schwäche erkennen. Sie wirkte so, als sei sie für diesen Dienst geboren, ausgestattet mit der nötigen Geduld, Liebe und inneren
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