Psychologische Homöopathie
(zumindest war das früher so) und würde es auch nicht anders wollen.
Nux hat so viel Selbstvertrauen und ist sich seiner eigenen Kraft so sicher, daß er dazu neigt, Regeln und Anordnungen zu ignorieren (anders als Arsenicum und Natrium, zwei andere sehr gründliche Typen). Nux fühlt sich in fast jeder Situation verantwortlich und betrachtet äußere Regeln deshalb als Affront gegen seine natürliche Autorität. Infolgedessen ist der Nux-Krieger ein Einzelgänger. Er folgt seinen eigenen Gesetzen, und weil er so geschickt und mutig ist, hat er meist auch Erfolg. Der Schauspieler Clint Eastwood verkörpert mit seinen Filmrollen ausgezeichnet den Nux-Einzelgänger. Ob als Vagabund in der Prärie, der eine Ortschaft mit seiner schweigenden Macht beherrscht, oder als Polizist in New York, Eastwood spielt immer eigenwillige Menschen, die stets Erfolg haben. Das hängt zwar teilweise mit dem Drehbuch zusammen, ist aber auch ein getreues Abbild des Nux-Kriegers, der sehr selten verliert. Ein anderes gutes Beispiel für den Nux-Krieger istMuhammad Ali, der frühere Schwergewichts-Boxweltmeister. Anders als viele seiner Gegner, die sich schwerfällig bewegten, »schwebte er wie ein Schmetterling und stach wie eine Biene«. Seine Schnelligkeit und Beweglichkeit wirkten anmutig, und er hypnotisierte seine entsetzten Gegner. In echter Nux-Manier versäumte Ali keine Gelegenheit, auf sein gutes Aussehen hinzuweisen, und im Ring glorifizierte er seine eigene Kraft, indem er sagte: »Ich bin der Größte« und seinen Gegner davor warnte, ihn mit seinem früheren Namen Cassius Clay anzusprechen. Anders als die mürrischen Natrium-Schwergewichtler ist der Nux-Krieger wie ein Gepard, ebenso graziös wie schnell und tödlich.
Anders als Natrium kämpft der Nux-Krieger nicht aus Bitterkeit, sondern weil es seine Bestimmung in diesem Leben ist – das, was er am besten kann und am meisten genießt. Wenn er einen Gegner im Visier hat, ist er ausschließlich darauf konzentriert, ihn zu besiegen, aber anschließend hegt er keinen Groll gegen ihn (es sei denn, dieser Groll wäre der Anlaß für den Kampf gewesen). Nux hat größten Respekt vor einem starken Gegner, die Art von Respekt, die gegnerische Spitzenpiloten im zweiten Weltkrieg voreinander hatten oder Generäle gegenüber einem gefangenen feindlichen Offizier zeigten. Wenn jemand Nux in die Quere kommt, wird er ihn entweder ignorieren, weil er ein kleiner Fisch ist (Kent: »geringschätzig«), oder ihn rasch mit seinem messerscharfen Verstand oder sogar handgreiflich besiegen. Wenn der Gegner besiegt ist, vergißt er ihn oder freundet sich sogar mit ihm an, wenn er ihn interessant findet. Es ist der Sieg, den Nux braucht. Er ist gewöhnlich kein Sadist, wenn er seinen Gegner überwunden hat.
Der Nux-Krieger hat wenig Zeit, sich mit zarten Dingen wie Kunst und Romanzen zu beschäftigen. Wie der kriegerische Hotspur es ausdrückt: »Es ist jetzt keine Zeit, mit Puppen zu spielen und mit Lippen zu fechten. Jetzt ist es um blutige Nasen und gespaltene Hirnschädel zu tun.« Er läßt sich durch andere nicht von seinem Weg abbringen und reagiert leicht verärgert, wenn seine ernsten Geschäfte von einem »unbedeutenden Wicht« unterbrochen werden. Hotspur weigert sich, einen wichtigen Kriegsgefangenen an einen Gesandten des Königs zu übergeben. Später erklärt er dem König: »Wie die Aktion zu Ende war, und ich, ganz ausgetrocknet von Hitze und Arbeit, atemlos und abgemattet auf mein Schwert mich lehnte, da kam ein gewisser junger Herr, nett, zierlich aufgeputzt, frisch wie ein Bräutigam … Er war parfümiert wie ein Spezereikrämer und hielt zwischen seinem Finger und seinem Daumen eine Schnupfbüchse, die er alle Augenblicke vor die Nase hielt; immer hatte er was zu lächeln und zu schwatzen; und wie die Soldaten tote Körpervorbeitrugen, hieß er sie ungezogne Flegel, eine so unsaubre und unartige Bürde zwischen den Wind und seine adelige Person zu bringen. Er fragte mich mit einem Strom von Sonntags- und Frauenzimmerredensarten nach hundert Sachen und forderte mir endlich auch zu Händen Eurer Majestät meine Gefangnen ab. Ich, den meine Wunden überall schmerzten, und verdrießlich darüber, daß mich ein solcher Papagei zur Unzeit übertäuben wollte, antwortete ihm im Unmut und in der Ungeduld, ich weiß nicht was« (Kent: »Ärger mit Empörung«).
Der Nux-Krieger ist von erfrischender Schlichtheit, und das gilt weitgehend auch für die meisten anderen Nux-Menschen.
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