Psychosomatische Homoeopathie
fast unhaltbaren Wohnsituation ab. Ihre Ehe war ihr schon seit vielen Jahren zur Qual geworden. Es gab keine Intimität mehr, sondern nur noch Streitereien, wobei ihr Mann wiederholt handgreiflich wurde. Sie schliefen in getrennten Zimmern und führten auch sonst ein getrenntes Leben, doch dann kamen wieder Phasen, in denen ihr Mann ihr durch häufige Kritik, heftige Auseinandersetzungen und Tätlichkeiten das Leben zur Hölle machte. Er arbeitete nicht mehr, wodurch sie zur Ernährerin der Familie geworden war, was sie durch das Betreiben eines kleinen Lädchens bewerkstelligte. Er drohte ihr für den Fall, dass sie ihn verließe, sie umzubringen. Auch das Haus war noch lange nicht abbezahlt, und der Gedanke, es verlassen zu müssen, war der Patientin unerträglich.
Anfangs kam sie wegen eines Reizhustens in die Praxis, und wir probierten alle möglichen naturheilkundlichen Schleimlöser und Arzneien, von denen man erwartet, dass sie Infektionskrankheiten vorbeugen. Sie fühlte sich schwach und depressiv und wollte, so ihre ersten Worte „Endlich etwas für mein Immunsystem tun“. Alle Schleimhäute waren besonders empfindlich, so auch die Mundschleimhaut. Bereits das morgendliche Zähneputzen löste Blutungen aus und nachfolgend Brechreiz. Manchmal juckten die Schleimhäute unerträglich. Sie erkältete sich leicht, dann brannte der Mund wie Feuer und beim Husten lief das Gesicht rot an. Der Schleim war äußerst zäh und konnte kaum hervorgehustet werden. Das Jucken wurde in den Bronchien mitunter zum unerträglichen Kitzeln aufgrund geringster Reize, und dann hustete sie mehr und mehr, sodass viele an Keuchhusten dachten. Erst als ich von der häuslichen Situation erfuhr, stellte ich die Verbindung zwischen Seele und Körper her. Coccus cacti ist eine Laus,die an Kaktuspflanzen parasitiert. So ähnlich schien die Patientin ihren Ehemann zu empfinden: Als Eindringling, der einen auffraß, sodass man nicht mehr zur Ruhe kommen konnte.
Steckbrief
Coccus cacti
Wodurch diese Konstitution entsteht: Durch Grenzüberschreitungen, vor allem im Intimbereich.
Was diese Menschen antreibt: Sie wollen in Ruhe gelassen werden.
Stärken: Fleiß, Unabhängigkeit, Tatkraft.
Schwächen: Überempfindlich, reizbar, wenig einfühlsam.
Häufige körperliche Beschwerden: Blutungen in schwarzen Klumpen, Kitzelreiz mit heftigem Husten und reichlich Auswurf von zähem, klebrigem Schleim, pochende Kopfschmerzen, Stiche im Bereich der Niere, brennendes Gefühl der Haut bei Fieber.
Beschwerden verschlechtert durch: Wärme, Liegen, Druck der Kleider.
Beschwerden verbessert durch: Kalte Getränke, Bewegung.
Achillesferse: Schleimhäute, besonders die der Bronchien.
Verwandte Mittel: Drosera, Apis, Lachesis.
Berufliches
Wo sie beruflich hinwollen: Es sind ehrgeizige Menschen, die gerne arbeiten.
Aggressivität: Durch eine unhaltbare Lebenssituation sind sie dauernd überreizt und unleidlich.
Umgang mit Menschen: Kurz angebunden und mitunter sogar grob.
Wie Sie diese Menschen für sich gewinnen können: Indem Sie herausfinden, was sie quält und Hilfe leisten.
Fehler, die Sie im Umgang mit ihnen vermeiden sollten: Auf ihre Gereiztheit mit Ärgerlichkeit zu antworten. Sie sind eigentlich nicht so und wären lieber anders.
Privates
Was sie sich in einer Partnerschaft erwarten: Verständnis und gegenseitiges Gewährenlassen, eigene Freiräume, keine exklusive Beziehung. Ihre Liebe: Es sind sinnliche Menschen, die sich oft in den „Falschen“ verlieben, die aber dennoch bereit sind, für eine süße Illusion bis zum Äußersten zu gehen.
Wie sie auf Verlust reagieren: Nicht-wahrhaben-Wollen, Ärger über sich selbst, mitunter auch Gewalttätigkeit.
Die Gabe von Coccus cacti C30 führte zu einer fast krisenhaften Situation, in der sich die Patientin sehr krank fühlte und mehrere Tage zu Hause im Bett verbrachte. Der Reizhusten war schon wenige Stunden nach der Gabe der Arznei verschwunden, doch nun fand eine reichliche Schleimbildung im Bereich der Bronchien statt. Sie war am ganzen Körper matt. Dazwischen schlief sie viel. Ich machte mehrere Hausbesuche, da ich selbst besorgt war, ob es sich eventuell um eine Zweiterkrankung, eine bakterielle Lungenentzündung, handeln könnte. Doch es war nicht so, der Schleim, den sie hervorhustete, blieb immer klar und stellte eine Ausleitungsreaktion dar. Eine Woche später war die Sache überstanden, der Husten kehrte nicht wieder zurück. Die Patientinentschloss sich nach einer Weile, von zu Hause
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