Psychosomatische Homoeopathie
Stehaufmännchen, die sich nach einem Verlust völlig abschotten, bis der Schmerz nachgelassen hat, und dann so weitermachen, als wäre nichts geschehen.
Nachdem sie ihre Überraschung überwunden hatte, schilderte mir die Patientin die immer gleichen Stichworte eines Vertriebenenschicksals: Alles verloren, unter Lebensgefahr entkommen, die Würdelosigkeit der Lagersituation, harte Arbeit schon als Kind, früher Tod der Eltern, alles selbst geschaffen, heute erschöpft, mutlos und mit vielen Gedanken an die Kindheit.
Dazu passte, dass auf körperlicher Ebene vor allem Verletzungen von Knochen und Gelenken stattgefunden hatten, die sie aus Unachtsamkeit geradezu provoziert hatte. So war es ihr gelungen, aus Hast und Ungeschick zweimal die Treppe hinabzustürzen und sich dabei einmal das Bein zu brechen und das andere Mal ein Schulterblatt. Das linke obere Sprunggelenk war gar dreimal verletzt und schon einmal operiert worden und verursachte seitdem einen Dauerschmerz. Ansonsten gab die Patientin eine unverwüstliche Natur an, hatte aber einen leicht erhöhten Blutdruck und ein auffallend rötliches Gesicht.
Ich verabreichte Arnica C200. Zwei Wochen später gab es die Rückmeldung, dass ihre Erschöpfung weg sei und sich die Gelenkschmerzen gelegt hätten. Sie stellte sich dann noch einmal vor, um sich die Narbe der Sprunggelenksoperation mit Procain spritzen zu lassen, was eine weitere deutliche Verbesserung bewirkte. Es war interessant, sie an diesem Tag zu erleben, denn nun war sie lustig und strahlte. Sie dominierte die Situation durch ihre natürliche Autorität und Körperfülle, sodass ich an einen Bergführer in den österreichischen Alpen erinnert wurde, dem sie äußerlich sogar ähnelte. Dieser galt als Naturbursche und war schon mehrmals beim Bergsteigen abgestürzt, ohne sich davon beirren zu lassen. Abends spielte er noch lange Ziehharmonika und sang dazu endlose „G’stanzl’n“ anzüglichen Inhalts. Ich bin sicher, wenn dieser Mann einmal kleinlaut in die Praxis käme und über Gliederschmerzen klagte, würde ihm Arnica helfen.
Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass Arnica C5 ein wunderbares Heilmittel ist, wenn man beim Snowboarden mehrmals gestürzt ist und unterkühlt und am ganzen Körper zerschlagen vom Berg kommt. Man fühlt sich kleinlaut und möchte sich nur noch zurückziehen und seine Ruhe haben. Kaum hat man ein paar Kügelchen eingenommen, spürt man die Wärme dieses alten Verletzungsmittels ins Innere einziehen. Ein weiteres Mal hat mir Arnica geholfen, als ich einen Unterarmbruch erlitten hatte. Dabei erlebte ich am Tag nach der Operation den geistig-seelischen Arnica-Zustand, bei dem es heißt: „Er fürchtet, jeder ihm auf der Straße Entgegenkommende könnte ihn verletzen“. Ich schützte den Arm, weil ich innerlich überzeugt war, er könne mir wieder gebrochen werden. Kaum hatte ich Arnica D12 gelutscht, hörten die Schmerzen auf und ich fasste wieder Selbstvertrauen.
Über das Mittel
Arnika wird insbesondere in alpinen Regionen seit Langem als Heilmittel genutzt. Ähnlich wie Johanniskraut blüht es in der Nacht zum 24. Juni, der Sommersonnenwende, am stärksten. Diese wurde von der christlichen Kirche Johannisnacht getauft, vermutlich um einen davor bestehenden heidnischen Sonnenkult zu überdecken. Obwohles – abgesehen von den gelben Blüten – aus botanischer Sicht wenig Übereinstimmung zwischen Johanniskraut und Arnika gibt, hat das Brauchtum ähnliche Verwendung für diese Kräuter gefunden. So werden in den Alpen traditionell aus Arnikablüten Johannisbetten gemacht und Arnikapflanzen an den Ecken der Felder aufgestellt, um den Teufel daran zu hindern, die Ernte zu schädigen. Johanniskraut wird dagegen in einen Strauß gebunden von Menschen in der Brusttasche von Jacken getragen, um den Teufel abzuwehren. Auch bei den homöopathischen Heilmitteln Arnica und Hypericum bestehen Übereinstimmungen, denn beides sind Verletzungsmittel. Das Besondere an Arnica montana ist aber, dass es besonders für die Behandlung von Verletzungen geeignet ist, die durch mangelnde Schonung des Körpers entstehen. Diese Menschen sind sehr umtriebig und ehrgeizig und behandeln ihren Körper wie eine Ressource, die geplündert werden kann. Verabreicht man diesen Menschen Arnica C200, lernen sie, mit ihrem Körper weit schonender umzugehen.
Coccus cacti (Cochenille-Laus)
Polychrestpunkte: 0
Vorwiegend für Frauen
Eine 42-jährige Patientin quälte sich schon seit Jahren mit einer
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