Psychosomatische Homoeopathie
Blüten scheint sie die Sonne nachzubilden und ihr auch auf ihren langen,dünnen Stängeln entgegenzustreben. Wer schon einmal Johanniskraut in einem Topf wachsen ließ, konnte beobachten, dass sich diese blühenden Stängel tagsüber immer der Sonne nachdrehen wie ein verliebtes Wesen. Es gibt in den Kulturen Europas einige gelbe Blumen, die diese Eigenschaft besonders aufweisen und die als Heilmittel für Verletzungen bekannt sind, darunter Arnika und die Ringelblume (Calendula). Unter diesen Sonne liebenden Gewächsen ist Hypericum das intensivste, weshalb Johanniskraut auch gut als Gegengift für Empfindungen geeignet ist, die in der kalten, dunklen Jahreszeit auftreten, in der die Sonne ihr Gesicht vor uns verhüllt, vor allem bei Winterdepressionen. Im Sommer dagegen sollte man Johanniskraut nicht nehmen, da die Haut daraufhin ungewöhnlich empfindlich gegen Sonnenstrahlen wird und es leichter zu Sonnenbrand kommt, weshalb es nach dem homöopathischen Ähnlichkeitsprinzip eines der Hauptmittel gegen Verbrühungen und Verbrennungen ist.
In einem anderen Fall einer 76-jährigen Frau mit einer Depression, die dadurch hervorgerufen wurde, dass sie ihren Glauben an Gott verloren hatte, konnte ich mit Hypericum C200 eine rasche Aufhellung ihres Gemütszustandes erreichen. Mein Schluss daraus ist der, dass diese Arznei allen Menschen dienlich sein kann, deren Lebensinhalt in der Anbetung eines höheren Wesens liegt, das gleichsam ihrer Seele das Licht spendet, dessen sie zum Leben bedürfen.
Johanniskraut ist heute eine beliebte Pflanze, von der bekannt ist, dass man sie als Arznei zur Beruhigung und Stimmungsaufhellung einnehmen kann. Wenige aber wissen, dass Johanniskraut auch schon in früheren Zeiten zu den wichtigsten Arzneien gehörte und man ihm aufgrund seiner zahlreichen Heilwirkungen sogar zutraute, den Teufel verjagen zu können. Man setzte es sowohl als Abwehrzauber gegen böse Blicke oder Verwünschungen anderer Menschen ein als auch bei ganz konkreten Verletzungen wie Wunden oder Gehirnerschütterung. Hypericum D12 als Kur mit einer einmal täglichen Einnahme von 5 Kügelchen über zwei Monaten eignet sich meiner Erfahrung nach deshalb auch zur Linderung von Krankheiten, die durch die Grobheit und Boshaftigkeit anderer Menschen entstanden sind.
Ignatia (Ignazbohne)
Polychrestpunkte: 3
Vorwiegend für Frauen
Wenn Frauen mit rot gefärbten Haaren in meine Praxis kommen und in ihrer Kleidung eigenwillige Akzente setzen, bin ich sehr geneigt, etwaige Krankheiten mit Ignatia zu behandeln. Wenn jemand optisch sehr stark auf sich aufmerksam macht, ist das ja in der Regel Folge einer Missachtung, die als tief kränkend empfunden wurde. Meist ist es der Vater, der diese Frauen als Kind enttäuscht hat, weil er sie zu wenig beachtete. Aber es gibt auch andere Verluste wie Tod eines Elternteils oder eines geliebten Bruders, der diese Verfasstheit auslösen kann.Die 34-jährige Patientin, die mir mit abgewetzter Lederjacke und Springerstiefeln gegenübertrat, hatte ihr rot gefärbtes Haar zu einem Mop hochtoupiert, der wie die erstarrte Wassersäule eines Springbrunnens aussah. Sie klagte über Rückenbeschwerden, die ich chirotherapeutisch behandelte. Außerdem bestanden starke Regelschmerzen. Einige Tage vor der Monatsblutung war sie missmutig, launisch und litt unter Wassereinlagerungen im Gewebe. Sie hatte schon mehrere längere Beziehungen mit Männern gehabt, die sie ebenso enttäuscht hatten wie ihr Vater, der die Mutter verlassen hatte, als sie drei Jahre alt gewesen war. In die neue Familie, die er gegründet hatte, wurde sie als Kind aus einer beendeten Beziehung nicht mehr integriert, und so hatte sie begonnen, ihm Briefe zu schreiben und Kurzgeschichten – und wurde auf diesem Wege Künstlerin. Die Patientin hat das leidende Gesicht des Ignatia-Typs. Sie war redegewandt, tiefschürfend in kulturellen Dingen – und launisch. Ich fackelte nicht lange und gab ihr Ignatia C200. Der Erfolg war durchschlagend. Als sie einige Monate später kam, erkannte ich sie fast nicht wieder. Sie hatte Gewicht verloren, die Haut glänzte nicht mehr unnatürlich feucht, die Regelblutung war fast beschwerdefrei abgelaufen, sie hatte keine Rückenschmerzen – und siehe da, das Haar war nicht mehr gefärbt und sie trug Kleidung in fröhlicheren Farben. Dass die Therapie wirkte, merkte man auch, dass sie mir den Beinamen „Arzt meines Lebens“ verlieh und meine Praxis an ihre Bekannten weiterempfahl.
Der andere Fall
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