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Puppentod

Titel: Puppentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Winter
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freiem Himmel mitten im Sand standen, wurden ausschließlich mit bunten Lampions oder Kerzen in hohen Windlichtern beleuchtet. Auf einer improvisierten Bühne, zusammengezimmert aus ein paar Holzbrettern, spielten drei Jungs mit Gitarren und Steeldrums heiße karibische Musik, und auf einem riesigen runden Grill brutzelte alles, was das Meer an Köstlichkeiten zu bieten hatte. Bei Margerita gab es nicht nur den besten Fisch der ganzen Insel, sondern auch die besten Meeresfrüchte, die buntesten Cocktails und die heißeste Musik. Dafür war das Lokal bekannt. So war es auch kein Wunder, dass alle Tische belegt waren. Fast alle. Ein einziger, vorn am Wasser, war noch frei.

    »Der ist genau richtig für uns«, stellte Lisa fest und forderte Michael auf, sich zu setzen.
    Er aber zögerte, denn ein Reserviert -Schild lehnte an den zwei Windlichtern.
    »Sollten wir nicht erst jemanden fragen?«, gab er zu bedenken.
    »Keine Sorge!« Sie lachte. »Dieser Tisch ist für mich reserviert, ich gehe jeden Abend hier essen.«
    Er sah sich um. Es war sehr romantisch hier. Der nächtliche unendlich weite Sternenhimmel funkelte über ihnen, die Wellen schwappten leise an den Strand, und draußen auf dem Meer leuchteten die unzähligen Lichter der Fischerboote wie kleine Glühwürmchen. Eigentlich zu romantisch, um Abend für Abend hier allein zu sitzen. Oder kam sie gar nicht allein hierher?
    Dieser Gedanke war ihm bisher noch nicht gekommen. Eine Frau wie Lisa hatte mit Sicherheit eine ganze Schar von Verehrern, wenn nicht sogar einen festen Freund. Oder Ehemann?
    Er warf einen flüchtigen Blick auf ihre rechte Hand, entdeckte jedoch keinen Ring. Sie trug überhaupt keinen Schmuck, bis auf eine zarte Kette mit einem goldenen Kreuz. Verheiratet schien sie also nicht zu sein. Blieb nur noch die Frage, ob sie in festen Händen war.
    Die Antwort darauf bekam er umgehend. Als hätte sie seine Gedanken erraten, sagte sie: »Mein Nachbar leistet mir oft Gesellschaft. Er ist ein komischer Kauz und leider nicht sehr gesprächig, aber eigentlich ist er sehr nett.«
    Das klang nicht nach einer Liebesbeziehung.

    Kurz darauf erschien Margerita, die Inhaberin des Lokals, eine fröhliche, temperamentvolle, korpulente Frau in einem langen, roten Leinenkleid. Passend dazu steckte eine rote Blüte in ihrer schwarzen, wallenden Haarpracht, und um den Hals trug sie eine Blumenkette, die ihr beim Gehen über den großen Busen hüpfte.
    Sie stellte einen Krug Wasser mit Limettenscheiben und eine Platte mit Meeresfrüchten auf den Tisch. Dann beugte sie sich hinunter zu Lisa und gab ihr zwei Küsschen auf die Wangen. Auch Michael bekam welche. Sie kannte ihn zwar nicht, doch das schien kein Grund zu sein, ihn nicht zu küssen.
    Mit großen Worten und Gesten empfahl Margerita einen besonderen Fisch, und als sie sagte, Flavio habe auch einen feinen Hummer auf dem Grill, zwinkerte sie dazu verschwörerisch.
    Hatte sie eben Flavio gesagt? Michael drehte sich um. Tatsächlich, dort stand der Tauchlehrer.
    »Ist Grillmeister sein zweiter Beruf?«, fragte er, nachdem Margerita gegangen war.
    »Genauso ist es«, antwortete Lisa. »Hier hat praktisch jeder einen zweiten Beruf. Sieh dir die Musiker an. Auch davon müsstest du einen kennen.«
    Er sah zu den drei Jungen hinüber, von denen einer einen breitkrempigen Strohhut trug.
    »Das ist doch Julio, unser Bootsführer!«, rief er erstaunt. »Sind Tauchschule und Fischlokal ein Familienbetrieb?«
    »So ungefähr.« Sie spießte eine Garnele auf ihre Gabel und schob sie Michael in den Mund. »Köstlich, nicht wahr?«

    Er nickte kauend, während Lisa erklärte: »Flavio legt sie für mehrere Stunden in eine süß-scharfe Soße. Das ist das ganze Geheimnis.«
    »Wirklich lecker«, bestätigte er, obwohl die Zubereitung der Garnelen ihn im Moment nicht interessierte. Sein Herz bekam jedes Mal einen Aussetzer, wenn Lisa ihn mit ihren schwarzen Augen anfunkelte. Er wollte unbedingt mehr über sie erfahren. »Seit wann lebst du hier auf der Insel?«, fragte er.
    »Noch gar nicht«, antwortete sie. »Eigentlich lebe ich zurzeit noch in München.«
    »In München?«
    »Ja.«
    »Du lebst in München?«
    »Ja. Was erstaunt dich daran so?«, wollte sie wissen.
    »Weil ich ganz in der Nähe wohne«, antwortete er aufgeregt, »am Starnberger See. Wenn das kein Zufall ist!«
    Sie lächelte.
    Dieses Lächeln brachte ihn um den Verstand. Es gab keine Möglichkeit, sich dagegen zu wehren, das spürte er. Er hatte Feuer

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