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Puppentod

Titel: Puppentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Winter
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zu.
    »Wäre ich auch fast«, entgegnete Michael höflich.
    Sie lächelte, mit gekonnt verführerischem Blick.
    Ihre Bemühungen waren allerdings umsonst, denn Schickimicki-Mädels interessierten ihn nicht. Er bevorzugte natürliche Frauen, die über das gewisse Etwas verfügten und ihm nicht zu Füßen lagen, nur weil er von Haus aus finanziell gut gestellt war.
    »Tauchst du eigentlich auch?«, erkundigte die andere sich inzwischen bei Erik.
    »Bist du verrückt!«, fuhr der entsetzt auf. »Ich spiele Golf, da ist die Gefahr zu ersaufen ziemlich gering. Und ganz nebenbei gewinnt man noch Karibikreisen, was, Alter?« Wieder schlug er Michael auf die Schulter.
    »Habt ihr den Urlaub bei einem Preisausschreiben gewonnen?«, fragten die zwei begeistert.
    »Bei einer Verlosung«, antwortete Erik grinsend. Ein gut aussehender Animateur entführte die zwei Blondinen auf die Tanzfläche.
    »Sind sie nicht süß?«, wandte Erik sich an Michael. »Eine davon vernasche ich heute noch, wirst schon sehen.«
    Daran zweifelte Michael keine Sekunde. Er bestellte beim Barmann ein Bier.

    »Wie sieht’s denn mit dir aus, alter Junge? Die eine ist doch total scharf auf dich. Das ist deine letzte karibische Nacht.«
    »Meine vorletzte«, entgegnete Michael.
    »Häh?« Verwirrt starrte Erik ihn an. »Wolltest du nicht morgen nach Hause fliegen?«
    Michael schmunzelte. »Wollte ich auch, doch jetzt habe ich es mir anders überlegt und vor fünf Minuten meinen Flug umgebucht.«
    »Das muss aber einen triftigen Grund haben.« Eriks alles durchdringender Anwaltsblick bohrte sich in Michaels Augen. »Da steckt doch eine Frau dahinter. Stimmt’s oder hab ich recht?«
    In diesem Punkt war Erik nicht zu schlagen. Man konnte einfach nichts vor ihm geheim halten, das war schon im Sandkasten so gewesen. Erik wusste immer sofort, wer seine Schippe kaputt gemacht oder seinen Eimer geklaut hatte.
    »Muss ja ein heißer Feger sein, wenn du dafür deinen Flug sausen lässt«, fuhr er fort. »Da wird dein Alter dir aber kräftig die Leviten lesen. Wo ist die Lady denn? Willst du sie mir nicht vorstellen?«
    »Nein, will ich nicht«, erwiderte Michael. »Und sie ist kein heißer Feger, sondern die aufregendste Frau der Welt.«
    »Das sind sie in solchen Augenblicken alle«, seufzte Erik.
    Die Mädels kehrten zurück. Kreischend tänzelten sie in Eriks ausgestreckte Arme, schütteten einen großen Schluck Champagner hinunter und zogen ihn auf die
Tanzfläche. Michael hingegen wehrte sich erfolgreich und verzog sich danach schleunigst auf sein Zimmer. Er wollte morgen fit sein und hatte sowieso keine Lust, den Abend mit diesen Püppchen zu verbringen.

    Michael wartete nicht bis zum Mittag - wie Lisa es vorhergesagt hatte −, sondern erschien bereits sehr früh im Büro der Tauchschule.
    »Guten Morgen«, begrüßte er sie gut gelaunt.
    Sie saß am Schreibtisch, über einen Stapel Papiere gebeugt. Als sie ihn sah, huschte ein Lächeln über ihr Gesicht.
    »Sie haben mich tatsächlich am Flughafen zurückgeschickt«, erklärte er ihr. »Sie lassen wirklich keinen weg, der diesen Wasserfall nicht kennt.«
    Sie nickte verständnisvoll und sagte: »Ich habe dich gewarnt.«
    »Nun müssen wir also doch dorthin fahren. Ist es denn weit?«, fragte er und verzog dabei das Gesicht, so als sei dieser Ausflug nur ein notwendiges Übel.
    Sie spielte das Spiel mit. »Ein Stück ist es schon. Wir werden bestimmt den ganzen Tag unterwegs sein.«
    »Ich habe Zeit«, erwiderte er. »Mein Flug jedenfalls ist auf morgen verschoben.«
    Sie kam um den Schreibtisch herum und musterte ihn kritisch von oben nach unten. Beim Anblick seiner Flip-Flops legte sie die Stirn in Falten. »Mit diesen Schlappen ist das aber vollkommen unmöglich. Du brauchst in den Bergen festes Schuhwerk.«

    »In den Bergen?«, rief er erstaunt.
    »Na klar. Wo soll ein Wasserfall denn sonst sein?«, entgegnete sie lachend und ging zu einem kleinen Büroschrank. Sie selbst trug eine olivgrüne Hose, eine langärmelige Hemdbluse über einem weißen T-Shirt und richtige Wanderschuhe. Sie sah aus wie ein Urlauber in Tirol.
    »Hier, probier mal die.« Sie gab ihm ein Paar feste Männerschuhe. »Die könnten passen. Sie gehören Flavio, aber sie sind ganz neu. Er hat sie noch nie getragen. Durch den Regenwald zu laufen gehört nicht zu seinen Lieblingsbeschäftigungen.«
    Michael zog die Schuhe an. Sie passten tatsächlich.
    »Und ich dachte, wir fahren in einem schnittigen Cabriolet romantisch am Meer

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