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Puppentod

Titel: Puppentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Winter
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entlang«, scherzte er.
    Sie lachte erneut. Ihr Lachen war unglaublich schön und natürlich. »Da, wo wir hin wollen, kommen wir mit einem schnittigen Cabriolet nicht weit. Aber mit einem offenen Auto kann ich trotzdem dienen, zumindest für die ersten Kilometer.« Sie schnappte sich einen graugrünen Rucksack und schob Michael sanft zur Tür hinaus.
    Hinter dem Haus stand ein klappriger roter Jeep. Das Dach fehlte, und somit war er notgedrungen zu einem Cabriolet geworden. Immerhin aber verfügte er noch über alle vier Räder und auch über ein Lenkrad, und nach mehreren Versuchen startete sogar der Motor.
    »An sehr warmen Tagen will er manchmal nicht«, erklärte Lisa.
    Blieb zu hoffen, dass es heute nicht allzu heiß wurde.

    Sie fuhren über die Insel und ließen sich den warmen Wind ins Gesicht wehen. In den kleinen Ortschaften hupte Lisa immer wieder den Leuten am Straßenrand zu, die freudig zurückwinkten. Das schien hier so üblich zu sein, denn nach drei Monaten konnte sie unmöglich alle Inselbewohner kennen.
    In einem Dorf namens Limón hielten sie vor einem Bauernhof an. Als sie ausstiegen, kamen zwei Esel angetrottet, und einer davon machte vor Michael halt.
    »Den Wagen müssen wir jetzt stehen lassen. Von nun an kommen wir nur noch zu Fuß oder zu Pferd voran«, sagte Lisa, während sie sich den Rucksack über die Schulter warf.
    »Aber ich kann nicht reiten«, erklärte Michael entsetzt.
    Sie war überrascht. »Du kannst nicht reiten?«
    »Nein.«
    »Dann nimmst du eben den Esel«, sagte sie augenzwinkernd. »Auf einem Esel ist es völlig ungefährlich.«
    Ungläubig sah er sie an. Das konnte nicht ihr Ernst sein. Auf einem Esel über die Karibikinsel? Das hatte er sich romantischer vorgestellt.
    In diesem Moment kam ein älterer Mann mit zwei gesattelten Pferden auf sie zu, und Michael ahnte Böses.
    »Keine Angst«, beruhigte ihn Lisa. »José gibt dir einen zahmen Gaul. Der ist Leute gewohnt, die nicht reiten können, und weiß von allein, was er tun muss.«
    Er rang sich ein Lächeln ab und bestieg mithilfe des Mannes das Pferd. Als Kind hatte er einmal ein paar Reitstunden gehabt, aber dabei war es auch geblieben.

    Lisa verstaute zwei Flaschen Wasser in den Satteltaschen ihrer braunen Stute, und Josés Frau brachte ihr einen Korb voller Früchte, die sie in den Rucksack packte.
    Dann ging es los. Der Gaul gewöhnte sich schneller an Michael als er sich an ihn. Nach einigen Anfangsschwierigkeiten jedoch verstanden sie sich prächtig, und Michael ritt gemächlich neben Lisa her, mitten hinein in die Berge und den Regenwald. Den Wirrwarr von Hängepflanzen, den zeitweise dichten Nebel und die vielen fremden Geräusche fand er unheimlich. Doch Lisa schien jeden Meter zu kennen, und das beruhigte ihn.
    Der Ritt dauerte fast zwei Stunden und war am Schluss recht anstrengend, weil es nur noch bergauf ging. Als der dichte Wald aber den Blick auf den Wasserfall freigab, war Michael für alle Strapazen entschädigt, so faszinierend, wild und gigantisch präsentierte sich das Naturschauspiel.
    Aus dem Felsen gegenüber, der trotz der tiefen Schlucht zum Greifen nah erschien, traten gewaltige Wassermassen aus und stürzten über eine grüne, von Farnen bewachsene Bergwand in die Tiefe. Dort sammelte sich das Wasser in einem natürlichen Becken und war so kristallklar, dass man bis auf den Grund schauen konnte.
    Lisa band die Pferde an einen Baum, während Michael sich leicht nach vorn beugte und in die Tiefe sah. Er erschrak. Es ging so furchtbar steil bergab, dass ihm schwindelig wurde. Wollte sie mit ihm dort hinunterklettern?

    »Es ist nicht so schlimm, wie es aussieht«, sagte sie. Das beruhigte ihn keineswegs, doch das wollte er nicht zugeben, sonst meinte sie am Ende noch, er sei ein Feigling.
    Der Weg nach unten war kein Spaziergang, und trotzdem behielt Lisa recht. Es machte Michael richtig Spaß und war sehr abenteuerlich. Er stieg über wuchernde Baumwurzeln und hielt sich, wie Tarzan, an den Hängelianen fest. Es war lange nicht so anstrengend, wie er es sich vorgestellt hatte.
    »Sei vorsichtig! Manchmal kommen die Schlangen aus dem Dickicht«, rief Lisa.
    »Kein Problem«, entgegnete Michael, bemüht, nach außen hin gelassen zu wirken. Insgeheim aber schickte er ein kurzes Stoßgebet gen Himmel. Einer Schlange wollte er nicht begegnen, bei aller Liebe zur Natur.
    Unten angekommen, sah der Salto del Limón noch viel gewaltiger aus. Tosend fiel das Wasser herab.
    Sie setzten sich auf ein

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