Quade 02 - Goldene Sonne die dich verbrennt
einem Instinkt heraus verzichtete sie
darauf, ihm ihren Familiennamen zu nennen. Der Name >Quade< war im Staate
Washington ein Symbol für Reichtum und Macht. Die Möglichkeit, daß Patrick
nicht bloß der attraktive Kapitän eines schnellen Seglers war, sondern auch ein
Sklavenhändler und Entführer, war nicht von der Hand zu weisen. Falls er
merkte, welch hohes Lösegeld Charlotte einbringen würde, bedeutete das
vielleicht erst den Beginn ihrer Leiden statt deren Ende.
Er brachte ihr eine Tasse Kaffee.
»Charlotte«, wiederholte er nachdenklich. »Charlotte was?«
»Nur Charlotte.«
Patricks blaue Augen wurden schmal,
und Charlotte machte sich schon auf eine Auseinandersetzung gefaßt. Doch da
lächelte er ganz plötzlich. »Sie machen es mir nicht leicht«, meinte er
freundlich. »Vielleicht sollte ich Sie besser verkaufen, wenn wir anlegen, oder
meinem Freund Khalif für seinen Harem schenken.«
Charlotte ließ vor Schreck fast ihre
Tasse fallen. »Über solche Dinge scherzt man nicht! Finden Sie nicht, daß ich
schon genug durchgemacht habe?«
»Sie sind eine freche Göre ...«
Patrick verdrehte die Augen. »Und um einiges zu entgegenkommend nachts, wenn
ein Mann nichts als seinen Schlaf will ...«
»Wie bitte?«
Patrick lachte und verschränkte die
Arme. »Gut, jetzt scheinen Sie mir also endlich zuzuhören! Ja, Sie und ich
haben gestern nacht im selben Bett geschlafen, meine liebe Charlotte, und ich
will verdammt sein, wenn Sie nicht die Hand ausstreckten und sie auf meinen Po
legten!«
Zum ersten Mal in ihrem Leben
errötete ChärloCharlotteftig, daß ihre Wangen schmerzten. »So etwas würde ich
niemals tun!«
Patrick lächelte. »Doch. Gestern.
Sie können froh sein, daß Sie es mit einem Gentleman zu tun haben.«
Charlotte war fassungslos: Mr.
Trevarrens Dreistigkeit kannte keine Grenzen. O nein, das war ganz
entschieden nicht der Mann, von dem sie zehn Jahre lang geträumt hatte! In
einem jähen Anfall von Zorn griff sie auf ihr Holzfällerlager-Vokabular
zurück.
»Wagen Sie es bloß nicht, sich in
meiner Gegenwart als Gentleman zu bezeichnen, Sie ... Sie Teufelsbraten! Sie
Sohn einer verlausten ...«
Patrick hob lachend die Hand und
verbeugte sich vor Charlotte. »Keine Ursache, Miss Charlotte-ohne-Namen. Sie
brauchen sich wirklich nicht bei mir zu bedanken.«
»Hinaus! Verschwinden Sie!« zischte
Charlotte.
»Das ist meine Kabine«, entgegnete
Patrick ruhig. »Falls hier irgend jemand verschwindet, Göttin, dann höchstens
Sie.«
»Gern! Sie brauchen mir nur etwas
zum Anziehen zu geben, und dann bin ich so schnell weg, daß Sie glauben werden,
eine Halluzination gehabt zu haben!«
Ihr Zorn schien Patrick zu
amüsieren, pfeifend öffnete er eine Truhe und nahm eine schwarze Hose und einen
breiten Ledergürtel heraus. Beides warf er Charlotte wortlos zu.
»Hosen?« fragte sie verunsichert.
Patrick nickte lächelnd. »Ich
fürchte, das ist alles, was ich habe, liebste Charlotte. Da ich selbst keine
Kleider trage, sehe ich auch keinen Grund, welche in meiner Truhe mitzuführen.«
Charlotte schloß die Augen. »Wenn
Sie mich bitte allein lassen würden«, sagte sie mit mühsam erzwungener
Beherrschung.
»Selbstverständlich«, erwiderte er
höflich, ging jedoch nicht hinaus, sondern drehte ihr nur seinen breiten Rücken
zu.
Indem sie die Decken als eine Art
Zelt benutzte, zog Charlotte rasch die Hosen an, die ihr viel zu weit um die
Taille und um den Po herum zu eng waren, stopfte das Hemd in den Hosenbund und
befestigte den Gürtel. Sie verspürte ein dringendes Bedürfnis, den Nachttopf
zu benutzten, aber das war natürlich ausgeschlossen, solange Mr.
Trevarren in diesem Raum war.
»Wo sind wir?« fragte sie, um sich
abzulenken, und trat an das Bullauge. Weit und breit nichts als türkisfarbenes
Meer und weiße Sandstrände, hinter denen die endlose Wüste begann. »Gibt es
hier eine amerikanische Botschaft?«
»Ich fürchte, nein, Göttin«,
erwiderte Patrick belustigt. »Wir befinden uns allerdings ganz in der Nähe der
Residenz des Sultans von Riz. Aber ich würde Ihnen nicht raten, an Land zu
schwimmen, denn das Schiff ist von mindestens hundert Haien umringt, die auf
die Küchenabfälle warten.«
Bevor Charlotte etwas erwidern
konnte, knurrte ihr Magen, der an ein herzhaftes Frühstück gewöhnt war. »Ich
will nach Hause«, murmelte sie kläglich, und ihre Augen füllten sich mit
Tränen.
Zu Charlottes Überraschung verhielt
Patrick sich jetzt doch wie sein Ebenbild aus
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