Quade 02 - Goldene Sonne die dich verbrennt
»Dabei
solltest du vielleicht bedenken, daß es Leute gibt, die in derartigen
Situationen ein sehr eigentümliches Verhalten zeigen.«
»Was soll denn das schon wieder
heißen?«
Cochran stand schon an der Tür.
»Egal, ob die junge Dame nun entjungfert wurde oder nicht, gibt es Eltern, die
sie als Ware aus zweiter Hand betrachten würden, als eine Art Familienschande.
Viele würden sich sogar weigern, sie zurückzunehmen.«
Patrick schaute das schlafende
Mädchen auf seinem Bett an, aber er sah nicht die Frau in ihm, sondern das
Kind, das er vor so langer Zeit in Seattle aus der Takelage gerettet hatte. Es
schmerzte ihn, daß ausgerechnet jene Menschen, denen sie vertraute und die sie
liebte, sie nun vielleicht verstoßen würden. »Geh«, sagte er niedergeschlagen
zu Cochran und hörte, wie sich die Tür hinter ihm schloß.
Sehr sanft schlug er dann die
Bettdecke zurück und reinigte die zahlreichen Wunden der jungen Frau, bevor er
sie mit Brandy abtupfte. Das Mädchen erwachte nicht, selbst dann nicht, als
Patrick sie aufrichtete und in eins seiner Hemden kleidete.
Offensichtlich war sie zu Tode
erschöpft. Der Gedanke erfüllte Patrick mit ungewohnter Zärtlichkeit, und er
blieb eine Weile vor dem Bett stehen und betrachtete sie nachdenklich. Dann
drehte er den Docht der Lampe herunter und ging an Deck.
Als er zurückkehrte, hatte sein
schöner Gast im Schlaf die Decke abgestreift und ihre langen, wohlgeformten
Beine entblößt, die so weiß und durchsichtig waren wie feinstes Porzellan.
Patrick setzte sich auf die
Bettkante, streifte die Stiefel ab und begann seine Hose aufzuknöpfen. Dann
folgte das Hemd — ein weites, am Hals offenstehendes Hemd von der Art, wie es Piraten
trugen.
Vorsichtig, um die Schlafende nicht
zu wecken, kroch Patrick ins Bett und rollte sich gähnend auf die Seite. Die
Frau bewegte sich, streckte eine Hand aus und legte sie auf Patricks Po.
Sein ganzer Körper versteifte sich,
vom Kopf bis in die Fußsohlen, und sein Glied stand plötzlich aufrecht wie der
Hauptmast seines Schiffs. Mit einem verhaltenen Fluch rückte Patrick von dem
schlafenden Mädchen ab, doch oben auf Deck wechselte die Wache und wurde noch
einmal abgelöst, bevor er endlich Ruhe fand.
Als Charlotte erwachte, strömte heller
Sonnenschein durch das geöffnete Bullauge, und sie war allein in der
Kapitänskajüte. Zumindest nahm sie an, daß Mr. Trevarren der Kapitän des
Schiffes war, wenn er eine solch komfortable Unterkunft sein eigen nannte.
Während sie sich wohlig räkelte, sah
sie, daß sie eins von Patricks Hemden trug. Er mußte es ihr angezogen haben,
als sie schlief.
Der Gedanke beschämte Charlotte,
aber sie verschwendete nicht allzu viel Energie darauf. Eine andere Sorge
beschäftigte sie viel mehr. Gestern, als sie Patrick erblickt hatte, war sie
überzeugt gewesen, sich nun in Sicherheit zu befinden, in der Obhut eines
Landsmannes. Doch nun, während sie über den sichtbaren Abdruck auf dem
Kopfkissen neben ihr nachdachte, begann diese Überzeugung zu schwanken.
Eine jähe Angst erfaßte Charlotte.
Sie hatte Wein getrunken gestern nacht und war danach in einen tiefen Schlaf
gesunken ... War es möglich, daß Patrick die Situation ausgenutzt und sie ...
entehrt hatte?
Errötend spreizte sie die Schenkel
und berührte sich. Aber sie war weder wund, noch spürte sie sonst irgend etwas
Ungewöhnliches — allerhöchstens ein leises Gefühl der Lust bei der skandalösen
Vorstellung, Patrick könnte sie auf solch intime Weise berührt haben.
Beschämt zog Charlotte die Hand
zurück.
Da klopfte es, und bevor Charlotte
rufen konnte, daß sie allein sein wollte, trat Patrick ein.
Charlotte maß ihn mit einem
ärgerlichen Blick. »Es schickt sich nicht, daß Sie hier drinnen sind!«
Mr. Trevarren lachte. »Irrtum. Es schickt
sich nicht, daß Sie hier sind, Göttin. Denn dies ist immerhin meine Kabine.«
»Sie haben in diesem Bett
geschlafen«, warf Charlotte ihm vor.
»Richtig, dasiuedas tueehr oft«, gab
Patrick heiter zu. »Fühlen Sie sich heute morgen etwas besser?«
Die Erinnerung an die sinnliche
Erregung, die sie eben noch verspürt hatte, ließ Charlotte erröten. »Ja«,
erwiderte sie knapp. »Wenn Sie jetzt so freundlich wären, mich heimzuschicken
...«
»Gern.« Patrick hatte ein Tablett
mitgebracht und schenkte aromatischen türkischen Kaffee ein. »Sie brauchen mir
nur zu sagen, wie Sie heißen.«
»Charlotte.« Es ärgerte sie, daß er
sich nicht an sie erinnerte, und aus
Weitere Kostenlose Bücher