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Quantum

Quantum

Titel: Quantum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannu Rajaniemi
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Teil der Energie ab und verstärkt damit die Bindekräfte der
programmierbaren Materiestäbe im Rumpf. Die Archonten folgen mühelos, kommen
näher, feuern abermals.
    Mieli hört Perhonens Schreie von überall
her, aber der Autismus sorgt dafür, dass sie sich nicht von ihrer Aufgabe
ablenken lässt. Sie denkt sich einen Quantenpunkt-Torpedo um das Strangelet in Perhonen s winzigem Waffenschacht und schießt ihn auf den
Asteroiden.
    Ein Blitz aus Gammastrahlen und exotischen Baryonen zuckt durch die
Spime-Sicht. Dann wird der Felsbrocken zu einer Lichtfontäne, einem
Blitzstrahl, der nicht enden will. Die Spime-Sicht lässt sich zunächst noch mit
Mühe aufrechterhalten, dann zerfällt das Bild in weißes Rauschen und stürzt ab.
Mieli ist im Blindflug unterwegs und fährt Perhonen s
Tragflächen wieder aus. Der Teilchenwind nach dem seltsamen Tod des Asteroiden
erfasst sie und schleudert sie auf den Highway zu. Die Beschleunigung macht sie
unversehens schwer, und ringsum beginnt die Saphirkonstruktion des Schiffes zu
singen.
    Es dauert einen Moment, bis die Spime-Sicht wieder hochfährt und das
Rauschen der Teilchen und den Wahnsinn ausfiltert. Mieli hält den Atem an, doch
aus der langsam expandierenden Weißglutsphäre hinter ihnen tauchen keine
schwarzen Zähne auf. Entweder sind sie verbrannt, oder sie haben im subatomaren
Wahn ihr Ziel verloren. Sie hebt den Autismus auf und gestattet sich einen
Augenblick des Triumphs.
    »Wir haben es geschafft«, jubelt sie.
    »Mieli? Mir geht es nicht gut.«
    Im Schiffsrumpf breitet sich ein schwarzer Fleck aus. Und in seinem
Zentrum steckt ein kleiner schwarzer Splitter, kalt und bedrohlich. Eine
archontische Nanorakete.
    »Zieh sie raus.« Nach dem Gefechtsautismus schmecken Angst und Ekel
so ätzend bitter wie Galle.
    »Ich kann nicht. Ich komme nicht mehr heran. Sie schmeckt wie das
Gefängnis.«
    Mieli schreit im Kopf ein Gebet an den Teil ihres Bewusstseins, den
die Sobornost-Göttin mit Beschlag belegt hat. Aber die Pellegrini antwortet
nicht.
    Um mich herum liegt das Schiff im Sterben.
    Ich weiß nicht, was Mieli getan hat, aber nachdem vor wenigen
Minuten eine Miniaturnova im All aufgeleuchtet hat, scheint sie sich wacker zu
schlagen. Doch jetzt durchdringt ein schwarzes Netz die saphirblauen Wände. Das
ist die Methode der Archonten: Sie injizieren sich in ihr Opfer und verwandeln
es in ein Gefängnis. Immer schneller überwinden die Naniten alle Immunsysteme,
die ihnen das Schiff entgegenwirft. Ein scharfer Geruch nach Sägemehl wird
spürbar. Auch ein Geräusch ist zu hören, das Tosen eines Waldbrandes.
    Es war wohl zu schön, um von Dauer zu sein.
Geschieht mir ganz recht. Ich rufe mir den Nervenkitzel in Erinnerung,
als ich Mielis Edelstein stahl. Vielleicht kann ich ihn mitnehmen. Oder all das
ist nur ein weiterer Todestraum. Ich war niemals weg. Ich saß die ganze Zeit
nur in einem Gefängnis im Gefängnis.
    Dann meldet sich eine spöttische Stimme in meinem Kopf.
    Jean le Flambeur gibt auf. Das Gefängnis hat dich
zerbrochen. Du verdienst es, dorthin zurückzukehren. Du bist nicht besser als
die kaputten Kriegerhirne, die verrückten Sobornost-Spielzeuge und die
vergessenen Toten. Du kannst dich nicht einmal an deine Heldentaten und
Abenteuer erinnern. Du bist nicht er, du bist nur eine Erinnerung, die sich für
ihn hält …
    Nein, zum Teufel. Es gibt immer einen Ausweg. Man ist nur dann im
Gefängnis, wenn man glaubt, dort zu sein. Das hat mir
eine Göttin gesagt.
    Und plötzlich weiß ich genau, was ich zu tun habe.
    »Schiff.«
    Keine Antwort. Verdammt.
    »Schiff! Ich muss mit Mieli sprechen!« Immer noch nichts.
    In der Kabine wird es heiß. Ich muss hier weg. Draußen sehe ich Perhonen s Tragflächen leuchten wie eingefangene
Polarlichter, sie brennen im All. Das Schiff beschleunigt so stark, dass es
jetzt tatsächlich Schwerkraft erzeugt, mindestens ein halbes g . Aber die Richtungen stimmen nicht: Unten ist irgendwo am hinteren Ende des Zentralzylinders. Ich krabble aus meiner
Kabine, fasse nach den Griffen an der Achse und ziehe mich auf die Pilotenwanne
zu.
    Eine Hitzewelle, grelles Licht: Ein ganzer Abschnitt des Zylinders
trudelt nach unten weg und verschwindet im All. Das Einzige, was mich vom
Vakuum trennt, ist eine Seifenblasenwand aus Quantenpunkten, die sich blitzartig
aufrichtet. Dennoch kommt sie zu spät, um die Infektion zu isolieren. Ringsum
wirbeln heiße Saphirscherben durch die Luft: Eine schrammt wie ein Messer über
meinen

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