Quer durch die Schweiz - zu Fuss von Basel nach Locarno (German Edition)
und uns bei einer traumhaften Aussicht mit einer Tasse Tee aufwärmen. Jetzt hätte es den ganzen Abend schneien können, wir waren angekommen!
Tag 10 – vom Eis in die Sonne
vom Passo di Cristallina nach Bignasco
Den ganzen Abend hatte der Wind um die Hütte geheult und die Schneeflocken vor dem Fenster getanzt. Als wir morgens erwachen, ist nichts mehr davon zu sehen. Strahlend blauer Himmel erwartet uns, die Berge ganz leicht eingezuckert, aber die Luft glasklar. Vom Warmen aus der Hütte besehen, konnte ein Tagesanbruch nicht schöner sein. Der Wetterbericht hatte Südfön versprochen. Durch die Fenster Richtung Norden waren hohe Wolkentürme zu sehen, Richtung Süden bestes Wetter.
Ernüchterung machte sich breit, als wir nach dem Frühstück unseren Weg über den Sattel ins Tal starten. Eisiger Wind fegt über den Pass und ich bin dankbar für jeden Quadratzentimeter Stoff um meinen Kopf. Erst als wir aus dem Schatten der Berge heraus sind, wird das Wetter besser. Jetzt müssen wir „nur noch“ auf die Eisplatten auf dem Weg achten, aufpassen, dass wir uns auf dem steilen Hang abwärts den richtigen Pfad suchen.
Irgendwann hat auch das ein Ende und besonders ich stehe mit mehr oder weniger wackeligen Knien auf der Asphaltstrasse, an der der Wanderweg endet. Von hier aus ist es nur noch ein Spaziergang zur Bergstation Robiei . Die Luft ist von Temperaturen um den Gefrierpunkt an der Hütte schon auf knappe 12 Grad gestiegen, als wir an der Seilbahn ankommen.
Unten im Tal in San Carlo, mehr als 1300 Höhenmeter tiefer als morgens an der Hütte, sind des dann milde 20 Grad. Es kam mir vor, als ob wir sonnenverwöhnt durch weiche Luft gingen. An dieser umschmeichelnden Wärme kann ich am besten merken, dass hier auf der Alpensüdseite Fön herrscht.
Der Weg durch das malerische Val Bavona ist ein Genuss für das Auge. Rustikale Steinhäuser prägen die kleinen Ortschaften, wenn wir aber genauer hinschauen, sehen wir, dass es bis auf wenige Ausnahmen keinen Strom und fließendes Wasser gibt. Viele Häuser, die besonders schön aussehen, werden dem Augenschein nach nur als Ferienhäuser genutzt.
Die braunen Wegzeichnungen des Fremdenverkehrsamtes Valle Maggia bieten uns die Möglichkeit, auch versteckte Ecken des Val Bavona, ein Seitental des Valle Maggia kennen zu lernen. Am späten Nachmittag erreichen wir unser Tagesziel, Bignasco .
Tag 11 – entlang der Maggia Richtung Süden
von Bignasco nach Gordevio
Unsere vorletzte Tagesetappe ist geprägt vom Fluss Maggia . Meistens auf der linken Seite des Flusses bleibend, kommen wir rasch Richtung Süden voran. Schnell ist Cevio erreicht, neben dem Ort Maggia eine der wichtigsten Siedlungen im Tal. Prunkvoll sind hier die Häuser, die sich um den Dorfplatz gruppieren. Die Architektur ist hier fast schon kleinstädtisch, ganz anders als im Val Bavona.
Kurz hinter Cevio kommen wir in ein Gebiet mit vielen Steinbrüchen und damit verbundenen Baustoffhandlungen. Der Weg ist unattraktiv, da wir vornehmlich an der Strasse entlang gehen müssen. Das macht wirklich keinen Spass und so entscheiden wir uns spontan, bis zum nächsten Ort den Linienbus zu nehmen.
Hier geht es über eine lange, im Wind schwankende Hängebrücke wieder auf die andere Flussseite. Jetzt erleben wir das ursprüngliche Valle Maggia, durchwandern kleine Dörfer und verlassene Ansiedlungen, ehe wir uns nachmittags im Ort Maggia eine Pause können.
Das Wetter ist wunderbar mild, sodass wir noch bis Gordevio weitergehen. Der Grossraum Locarno ist nicht weit. Wir haben das erste Mal Schwierigkeiten ein Quartier zu finden und nehmen schließlich eine kleine Pension. Abends können wir bei den spätsommerlichen Temperaturen noch lange draußen sitzen.
Tag 12 – zurück in die Stadt
von Gordevio nach Locarno
Der letzte Tag unserer Wanderung: Gut, dass wir gestern in Gordevio übernachtet haben, denn das verbleibende Teilstück bis Ponte Brolla ist ziemlich unattraktiv zu gehen. Oft müssen wir neben der Landstrasse wandern und von der Schlucht der Maggia bekommen wir auch nicht so recht etwas mit. In Ponte Brolla angekommen entscheiden wir uns, mit der Centovalli-Bahn das letzte Stück nach Locarno hineinzufahren. So schließt sich der Kreis: Gestartet mit der Strassenbahn, fahren wir gegen Mittag in den Bahnhof von Locarno . Wenige Schritte sind es von dort bis zum Ufer des Lago Maggiore . Tiefblau schimmert der See, als wir an unserem Ziel stehen. Es ist geschafft! 12 Tage haben wir
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