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Quo Vadis

Quo Vadis

Titel: Quo Vadis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henryk Sienkiewicz
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Herzen schlagen Dir entgegen in aufrichtiger Liebe. Du, der Du eine edle Seele besitzest, solltest glücklich werden. Dein lebendiger Geist vermag Wahrheit zu erkennen und wird die erkannte Wahrheit auch lieben. Ihr Feind zu sein, wie der Cäsar und Tigellinus, ist möglich; aber ihr gleichgültig gegenüberstehen kann niemand. O Petronius, Lygia und ich trösten uns mit der Hoffnung, Dich bald zu sehen. Sei gesund, sei glücklich und komme zu uns!“
    Petronius erhielt diesen Brief in Cumae, wohin er mit anderen, dem Cäsar folgenden Augustianern gekommen war. Sein langjähriger Kampf mit Tigellinus näherte sich seinem Ende. Petronius wußte bereits, daß er fallen müsse, und sah auch den Grund hierfür. Da der Cäsar in der Rolle eines Komikers, Komödianten und Wagenlenkers sich täglich immer mehr erniedrigte, immer tiefer in krankhafte, schmutzige, rohe Ausschweifungen versank, mußte der feine Arbiter elegantiarum eine Bürde für ihn werden. Selbst wenn Petronius dazu schwieg, sah Nero hierin einen Tadel; lobte der Arbiter, so glaubte sich Nero lächerlich gemacht. Der glänzende Patrizier beleidigte seine Eigenliebe und weckte seinen Neid. Sein Reichtum, seine prächtigen Kunstwerke waren das Ziel der Wünsche Neros und seines allgewaltigen Ministers. Petronius wurde nur noch geschont wegen der Reise nach Achaia, weil eben dabei sein feiner Geschmack, seine genaue Kenntnis des griechischen Geistes sich nützlich erweisen konnten. Tigellinus wußte indessen dem Cäsar allmählich einzugeben, daß Carinas den Arbiter an Feinsinn und Wissen noch übertreffe und geeigneter wäre, in Achaia die Leitung der Spiele, Empfangsfeierlichkeiten und Triumphe zu übernehmen. Damit war Petronius verloren. Doch wagte man nicht, ihm sein Todesurteil nach Rom zu senden. Der Cäsar und Tigellinus wußten wohl, daß dieser anscheinend verweichlichte Ästhet, der die Nacht zum Tage machte und sich nur mit Kunst, Üppigkeit und Festlichkeiten beschäftigte, als Prokonsul von Bithynien und später als römischer Konsul eine geradezu erstaunliche Arbeits- und Willenskraft entwickelt hatte. Sie hielten ihn deshalb einer Auflehnung gegen ihren Plan für fähig, um so mehr, als er in Rom nicht nur die Liebe des Volkes, sondern selbst der Prätorianer besaß. Keiner von des Cäsars Vertrauten konnte sagen, wie Petronius gegebenenfalls handeln würde; darum schien es weiser, ihn aus der Stadt zu locken, um dann in der Provinz den entscheidenden Schlag gegen ihn zu führen.
    Zu diesem Zwecke erhielt er die Einladung, sich mit den anderen Augustianern nach Cumae zu begeben. In der Vorahnung des Hinterhalts ging er, vielleicht, um vor dem Cäsar und den Höflingen noch einmal seine fröhliche, sorglose Miene zur Schau zu tragen, vielleicht, um nicht offen zu opponieren, vielleicht, um vor seinem Tode noch einen letzten Sieg über Tigellinus zu gewinnen.
    Inzwischen hatte ihn dieser der Freundschaft mit dem Senator Scaevinus angeklagt, der Seele von Pisos Verschwörung. Diejenigen seiner Leute, die Petronius in Rom zurückgelassen hatte, wurden verhaftet, sein Haus mit Prätorianern umstellt. Als Petronius dies erfuhr, äußerte er weder Unruhe noch die leiseste Gereiztheit und sagte lächelnd zu den Augustianern, die er in seiner herrlichen Villa empfing:
    „Der Feuerbart wünscht keine direkten Fragen; deshalb werdet ihr seine Verwirrung sehen, wenn ich mich erkundige, wer den Befehl gegeben, meine Familia in der Hauptstadt einzukerkern.“
    Dann lud er sie zu einem Feste „vor der längeren Reise“ ein; und eben waren seine Vorbereitungen dafür getroffen, als der Brief des Vinicius anlangte.
    Dieser machte ihn etwas nachdenklich, bald aber gewannen seine Züge wieder den früheren Ausdruck, und er antwortete noch am Abend:
    „Ich freue mich Eures Glückes und bewundere Eure Herzen, denn ich hätte nicht gedacht, daß zwei Liebende einer dritten, weit entfernten Person gedenken könnten. Du hast mich nicht nur nicht vergessen, sondern möchtest mich auch überreden, nach Sizilien zu kommen, damit ihr Euer Brot und Euren Christus mit mir teilen könnt, der, wie Du mir schreibst, Euch so reiches Glück geschenkt hat.
    Ist dies wahr, so ehrt ihn. Meiner Ansicht nach hat auch Ursus das Seine zur Rettung Lygias beigetragen und ebenso das römische Volk. Da Du aber glaubst, daß Christus es sei, der das Werk vollbracht, will ich Dir nicht widersprechen. Bringe ihm reichlich Gaben! Prometheus opferte sich ebenfalls für die Menschen, aber

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