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Quo Vadis

Quo Vadis

Titel: Quo Vadis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henryk Sienkiewicz
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Augenblick war gekommen.
    Paulus legte Plautillas Schleier auf seinen Arm, weil er sich die Augen damit verbinden wollte; zum letztenmal erhob er sie mit dem Ausdruck unaussprechlichen Frieden und betete. Ja, seine Stunde war gekommen. Er sah eine breite Lichtbahn vor sich, die zum Himmel führte, und seine Seele sprach dieselben Worte, die er im Gefühl seiner treu geleisteten Dienste und seines nahen Endes geschrieben hatte.
    „Ich habe den guten Kampf gekämpft, den Lauf vollendet, den Glauben bewahrt; hinfort ist mir die Krone verliehen, die mir an jenem Tage geben wird der Herr, der gerechte Richter.“

LXXII
    Rom war längst aus allen Fugen, die weltbezwingende Stadt schien bereit, aus Mangel an Führerschaft sich selbst zu zerreißen. Bevor noch die Stunde der Apostel geschlagen hatte, war Pisos Verschwörung entdeckt worden; dieser folgte ein so gnadenloses Niedermähen der höchsten Häupter Roms, daß Nero selbst denen, die ihn für einen Gott hielten, als ein Todesgott erschien. Trauer und Schrecken wohnten in Häusern und Herzen; doch die Portiken waren mit Efeu und Blumen bekränzt, weil es verboten war, Tote zu betrauern. Jeden Morgen fragte man sich bang, an wen heute die Reihe komme. Des Cäsars Gefolge glich Gespenstern.
    Piso bezahlte die Verschwörung mit dem Kopfe; auf dem gleichen Wege folgten ihm nach Seneca und Lucanus, Fennius Rufus und Plautius Lateranus, Flavius Scaevinus, Afranius Quintianus und der zügellose Gefährte von Cäsars Ausschweifungen, Tullius Senecio; desgleichen Proculus, Araricus und Tigurinus, Gratus, Silanus, Proximus, schließlich Subrius Flavius, der einst Nero mit ganzer Seele zugetan gewesen war, und Sulpicius Asper. Die einen richtete ihre eigene niedrige Gesinnung, die andern ihre Furcht, ihr Reichtum oder ihre Tapferkeit zugrunde. Bestürzt über die große Zahl der Verschwörer, überschwemmte der Cäsar die Stadt mit Soldaten und hielt sie gleichsam belagert. Täglich traten Zenturionen mit Todesurteilen in verdächtige Häuser. Die Verurteilten erniedrigten sich durch Schmeichelbriefe, worin sie Nero für das Urteil noch dankten und ihm einen Teil ihres Eigentums vermachten, damit der Rest den Kindern verbleibe. Es schien geradezu, als wolle Nero sich überzeugen, bis zu welcher Stufe die Römer gesunken, wie lange sie seine blutige Herrschaft zu ertragen gewillt seien. Nach den Verschwörern wurden ihre Verwandten hingerichtet, dann ihre Freunde, ja selbst ihre Bekannten. Bewohner herrschaftlicher, seit dem Brande erstandener Häuser konnten ihr Haus nicht verlassen, ohne auf der Straße langen Reihen von Leichenzügen zu begegnen. Pompejus, Cornelius Martialis, Flavius Nepos und Statius Domitius starben, weil man sie des Mangels an Liebe zu Nero beschuldigte. Novius Priscus verlor seinen Kopf, weil er Senecas Freund gewesen. Rufius Crispus bezahlte es mit dem Leben, daß er einst Poppäas Gatte gewesen war. Den großen Thraseas brachte seine Tugend ins Verderben. Viele büßten ihre edle Abkunft mit dem Tode; selbst Poppäa fiel einem Wutausbruch Neros zum Opfer.
    Der Senat duckte sich vor dem Scheusal, errichtete ihm zu Ehren einen Tempel, brachte zugunsten seiner „himmlischen Stimme“ Opfer dar, bekränzte seine Statuen und stellte Priester zu seiner göttlichen Verehrung an. Senatoren gingen zitternden Herzens auf den Palatin, um den Gesang des „Periodonikes“ zu preisen und mit ihm Orgien zwischen nackten Leibern bei Wein und Blumen zu feiern. Doch aus der Tiefe, aus dem mit Blut und Tränen fruchtbar gemachten Boden schoß immer kräftiger die Saat des Petrus auf.

LXXIII
    Vinicius an Petronius:
    „Wir haben Kenntnis, carissime, von den meisten Vorgängen in Rom, und was wir nicht sonst erfahren, erzählen uns Deine Briefe. Wenn man einen Stein ins Wasser wirft, ziehen die Wellen immer weitere Kreise. So sind die Wellen der Tollheit und Bosheit vom Palatin bis nach Sizilien gedrungen. Auf der Reise nach Griechenland wurde Carinas vom Cäsar hierhergesandt, er plünderte Städte und Tempel, um den leeren Schatz zu füllen. Mit dem Schweiße und den Tränen des Volkes baut er das ‚Goldene Haus‘ in Rom. Wie die Welt vielleicht noch nie ein solches Haus, so hat sie auch nie solche Ungerechtigkeit gesehen. Du kennst Carinas. Chilon war ihm gleich, bis er sein Leben mit dem Tode büßte. Zu den uns benachbarten Städten sind seine Leute noch nicht gekommen, weil es da keine Tempel mit Schätzen gibt. Du fragst, ob wir uns außer Gefahr befinden. Ich

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