Rache auf leisen Pfoten
zu sterben, um seine Kinder zu retten. Ron hat das bestätigt.«
»Ist Dennis schwul?«, fragte Fair.
»Ich weiß nicht. Ron war verrückt nach ihm, und Dennis sagte, zu jener Zeit in seinem Leben war Bumsen das Wichtigste auf der Welt.«
»Irgendwie wundert es mich, dass nicht mehr Schwule durchdrehen und gewalttätig werden.« Fair hatte noch nie richtig darüber nachgedacht.
»Statistisch gesehen sind sie eine der gewaltlosesten Gruppen, die wir in Amerika haben«, erwiderte Cynthia. »Trotzdem werden sie von vielen Leuten verachtet. In Rons Jugend war es noch schlimmer. Das rechtfertigt jedoch keinesfalls, was er getan hat. Und die Presse wird ein großes Trara darum machen. Jeder schwule Leitartikler im Land wird etwas dazu zu sagen haben, und jeder Reaktionär wird darauf hinweisen als sicheren Beweis, dass Schwule Teufelsbrut sind, und dabei übersehen, dass die meisten Gewaltverbrechen von heterosexuellen Männern zwischen fünfzehn und fünfundzwanzig Jahren begangen werden. Die Wahrheit ist unerheblich.«
»Das ist sie immer gewesen«, stimmte Susan zu. »Mein Mann kann ein Lied davon singen.«
Als Rechtsanwalt hatte Ned Tucker unzählige Lügner und Betrüger gesehen, die straflos davongekommen waren.
»Kein Wunder, dass wir nicht rauskriegen konnten, was da vor sich ging«, sagte Harry nachdenklich. »Ein Mann – von Rachegedanken verzehrt – verwandelt sich in eine Frau. Ein Leben ist deformiert, falls ihr das Wort ertragen könnt, und vier Männer müssen deswegen zwanzig Jahre später sterben. Ich wäre nie dahintergekommen, dass Chris Sharpton Ron Brindell war. Ich bin nur froh, dass ich am Leben bin – auch wenn ich ein bisschen blöd bin.«
»Niemand von uns wäre dahintergekommen.« Auch Susan wusste, dass es ihr nie gelungen wäre, die Puzzleteile zusammenzusetzen.
»Aber was war das für ein Theater wegen der Mutter von Charlie Ashcrafts unehelichem Kind?«, fragte Fair. »Ein paar von den Opfern haben das erwähnt – und na ja, es gab eine Menge dummes Gerede.«
»Das war ein Ablenkungsmanöver«, antwortete Cynthia. »Zu dem Zeitpunkt wusste außer den Opfern niemand, dass das mit Ron Brindell zusammenhing. Die Leute dachten, Charlies Ermordung könnte etwas mit seinen verflossenen Geliebten oder mit seinem unehelichen Kind zu tun haben.«
»Weiß jemand, wer die Frau ist?«, fragte Harry.
»Das hat nichts mit dem Fall zu tun«, antwortete Cynthia rasch.
»Ich würde es gern wissen.« Harry zuckte die Achseln. »Aus Neugierde.«
»Vergiss es.« Susan seufzte. »Es wird mit der Zeit rauskommen. Alle Geheimnisse von Crozet kommen am Ende ans Licht.«
»Ich kann’s nicht fassen, dass ich andauernd mit Chris zusammen war und mir nichts dabei gedacht habe. Allerdings fand ich, dass sie schrecklich große Füße hatte«, erklärte Harry.
Cynthia meinte: »Er war auf seine Weise genial.«
»Und jetzt bin ich einem tapferen Hund und zwei Katzen, die mit größter Leichtigkeit durch die Luft flogen, zu Dank verpflichtet.« Harry küsste Mrs Murphy und Pewter.
Tracy sagte: »Und ich danke ihnen auch. Ron hat mir einen schweren Schlag auf den Hinterkopf verpasst. Hätte er mich erschossen, hätte der Knall Sie gewarnt. Er würde mich erledigt haben, nachdem er Sie getötet hatte.«
»Tracy, Sie sind den ganzen Weg von Hawaii zu Ihrem Ehemaligentreffen gekommen. Es tut mir so leid, dass es Ihnen verdorben wurde«, bedauerte Harry.
»Es hat mich nach Hause gebracht. Darüber bin ich froh. Ich werde vielleicht eine Weile bleiben.« Er drückte Miranda an sich.
»Ich glaub nicht, dass ich rausgekriegt hätte, dass Chris Ron war.« Mrs Murphy rieb sich an Harrys Seite, nachdem sie auf den Boden gesetzt worden war.
»Sie war schrecklich nett, und sie wirkte nicht männlich oder so – außer dass sie einen kleinen Adamsapfel hatte. Ich hab mir nie was dabei gedacht«, meinte Pewter.
»Ich hätte es wissen müssen.« Tucker setzte sich in Fairs Schoß auf. »Zu viel Parfum. Sie hat ihren Geruch oder vielmehr sein Fehlen überdeckt. Man kann die Gestalt wechseln, aber kaum den Geruch. Deswegen hat er vermutlich seine schwarze Trainingshose und sein schwarzes Hemd mit Englisch Leder überschüttet. Es riecht männlich.«
»Wir sollten jetzt lieber nach Simon sehen.« Mrs Murphy verließ das Zimmer, gefolgt von Pewter und auch Tucker.
»Müsst ihr aufs Töpfchen, Kinder?«, fragte Harry.
»Gott, ich wünschte, sie würde das nicht sagen. Es klingt so dämlich. Ich liebe sie, ich bin
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