Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
'Rache'-Box: Rachezug, Rachegier und Rachetrieb (German Edition)

'Rache'-Box: Rachezug, Rachegier und Rachetrieb (German Edition)

Titel: 'Rache'-Box: Rachezug, Rachegier und Rachetrieb (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Linnemann
Vom Netzwerk:
Göttingens.
    „Er ist …“, röchelte das Mädchen auf einmal, wodurch es wieder Noras vollständige Aufmerksamkeit ergatterte. „Er ist noch … ist noch immer …“
    Die Kommissarin versuchte vergeblich, einen sinnvollen Satz aus diesen bruchstückhaften Informationen zu formen. „Von wem sprichst du? Wen meinst du?“
    „Er ist noch hinter mir her“, spuckte das Mädchen Blut. „Mein Mörder ist noch hinter mir her!“
    Hatte dieser Moment ihr schon den Atem verschlagen, sollte Nora den nächsten nie wieder vergessen. Ihre Muskulatur versagte in dem Augenblick ihren Dienst, als die Miene des Mädchens sich versteinerte. Sie sah in das resignierte Gesicht eines Menschen, der genau spürte, dass er im nächsten Moment sterben würde.
    Von jetzt auf gleich schien Noras Gehirn keine Befehle mehr über das Rückenmark senden zu können. All ihre Organe wirkten wie schockgefroren. Zwar hatte sie in ihrer bisher elfjährigen Dienstzeit bei der Kriminalpolizei schon mehrere Leichen hautnah zu Gesicht bekommen, jedoch hatte sie noch nie mit ansehen müssen, wie ein Mensch vor ihren Augen starb. Aber nun stand die Welt still. Ein Knall ertönte. Dann ein zweiter. In geringem Abstand sausten zwei Pistolenkugeln über das Grundstück hinweg. Ihr Klang verfing sich in den Bäumen und Sträuchern, ehe er wie in einem Trichter zu seiner Quelle zurückgeschickt wurde. Zu Noras Beklemmung vermochte sie diese Quelle jedoch nicht zu lokalisieren.
    Ihr Blick fiel erneut auf das Mädchen. Dabei hefteten sich ihre Augen auf die beiden Löcher in dessen Brust, aus denen unaufhaltsam Blut hervorquoll.
    Erst jetzt realisierte Nora gänzlich, was soeben geschehen war und in welcher Gefahr sie sich gegenwärtig befand. Daher machte sie sich so klein wie möglich und rollte sich hinter die Heizung neben der Terrassentür.
    Was hat das alles zu bedeuten?! Wer ist dieses Mädchen? Schüsse, Blut, Mörder …
    Ihre Gedanken drehten sich im Kreis. Mit verschwitzten Händen tastete sie nach ihrer Pistole und hielt sie fest umklammert vor sich. Als sie dann zum wiederholten Mal auf das Mädchen sah, erkannte sie, dass sie diesem nicht mehr helfen konnte. Die Fremde lag still auf dem Boden, keine zwei Meter von Nora entfernt. Tot. Erschossen.
    Nora atmete tief durch und regulierte ihren Herzschlag. Dann fasste sie all ihren Mut zusammen, rappelte sich auf die Knie und blickte in ihren Garten hinaus. Den Kopf hob sie lediglich so weit an, dass sie gerade eben über den Fensterrahmen blicken konnte. „Wo steckst du, du Schwein?“, flüsterte sie vor sich hin, während sie den Garten mit ihren Blicken absuchte. Als Erstes inspizierte sie die Bäume, bei denen sie jedoch nichts Auffälliges entdecken konnte. Daraufhin nahm sie sich die Büsche vor. Ebenfalls sicher! Keine Spur vom Mörder. Wo hältst du dich versteckt, du Mistkerl?!
    Kaum war ihr diese Frage abermals durch den Kopf geschossen, da drängten sich ihr augenblicklich andere, weitaus beunruhigendere Fragen auf. Sie suchte wieder Schutz hinter der Heizung und grübelte: Ist es überhaupt nur ein einziger Täter? Das Mädchen hat von seinem Mörder zwar in der Einzahl gesprochen, aber kann ich mir dessen vollkommen sicher sein?
    Eine Mischung aus Angst und Wut stieg in Nora auf. Sie wäre gerne in den Garten hinausgestürmt und hätte den oder die Mörder des Mädchens eigenhändig ins Gefängnis geschleift. Allein ihre langjährige Erfahrung als Ermittlerin hielt sie von diesem waghalsigen Vorhaben ab. Statt leichtsinnig in ihren eigenen Tod hinauszurennen, schielte sie mit aller Vorsicht ein weiteres Mal auf ihr Grundstück hinaus.
    Noch immer konnte sie draußen niemanden entdecken. Weder bei den Bäumen noch bei den Büschen zeigten sich Anzeichen eines Eindringlings. Daher kroch Nora zurück zur Terrassentür und erhob sich bedächtig.
    Im nächsten Moment fiel ein dritter Schuss.
    Eine Pistolenkugel schlug einen knappen Meter neben Nora in die äußere Hauswand ein und ließ diese leicht zersplittern.
    Umgehend sauste Noras Puls wieder in die Höhe. Mit hämmerndem Herzschlag wirbelte sie zur Seite und beförderte sich hinter ihre Schrankwand neben der Tür. Dann langte sie erneut zum Telefon, das im Regal vor ihr stand, und rief bei ihrer Zentrale an. Dabei achtete sie immer wieder auf ihren Rückraum, um nicht plötzlich von dort überrascht werden zu können.
    Nachdem sie kurz darauf Verstärkung angefordert hatte, riskierte sie einen weiteren Blick hinaus in ihren

Weitere Kostenlose Bücher