Rachegott: Thriller
Kopfstütze des Beifahrersitzes verfangen.
Gertrud war noch immer angeschnallt. Zahlreiche Glassplitter befanden sich auf ihrem Schoß. Die Arme hingen schlaff am Körper herab. Die Beine waren angewinkelt und standen vor den Pedalen auf der Fußmatte.
Noch während Nora in den Wagen blickte, wollte sie von Waldemar wissen: „Konnten im Auto ebenfalls Täterspuren sichergestellt werden?“
„Nur die tödliche Kugel. Meine Kollegen haben sie bereits aus der Kopfstütze entfernt. Ich gehe davon aus, dass der Mörder das Auto weder von außen noch von innen berührt hat. Vielmehr wird er sich vor die Tür gestellt, die Waffe angehoben und abgedrückt haben.“
„Das ist gut möglich. Aber haben Ihre Leute den Innenbereich des Wagens trotzdem schon komplett kontrolliert?“
„Selbstverständlich. Das haben wir als Erstes gemacht. Wir sind schließlich von der schnellen Truppe. Es wurden mehrere Fingerabdrücke, Haare und Fasern gefunden. Doch ich bin mir sicher, dass sie allesamt den Musters gehören. Oder glauben Sie, dass der Täter womöglich doch innerhalb des Autos war? Das schließe ich aus, weil ich darin keinen nachvollziehbaren Sinn sehe.“
Thomas warf ein: „Der Mörder könnte hinter einem bestimmten Gegenstand aus dem Auto her gewesen sein. Allerdings wird er dann sicherlich Handschuhe getragen haben. Warten wir die Analysen ab.“ Er ließ seinen Blick aufmerksam umherwandern. Nach kurzer Zeit nahm er das Haus auf der gegenüberliegenden Straßenseite in Augenschein und runzelte die Stirn.
„Vergessen Sie’s. Das Haus steht zum Verkauf. Es wird schon seit mehreren Wochen nicht mehr bewohnt“, erklärte Waldemar. „Dort ist kein Zeuge zu finden.“
Tommy nickte. Dann schaute er zum östlichen Nachbarhaus. Doch dieses konnte er aufgrund der beiden Ahornbäume kaum sehen. Deshalb vermutete er, dass dessen Bewohner ebenfalls nichts Hilfreiches hatten erkennen können.
Falls sie überhaupt etwas von dem Mord mitbekommen haben.
„Die Aussicht auf einen Zeugen scheint mir generell sehr gering zu sein. Daher sollten wir uns zunächst mit Herrn Muster unterhalten. Vielleicht kann er uns wichtige Informationen liefern. Womöglich hat er sogar eine Vermutung, wer hinter dieser Tat steckt.“
Nora trat von dem BMW zurück und stimmte ihrem Kollegen zu. Daraufhin sagte sie zu Waldemar: „Geben Sie uns bitte sofort Bescheid, sobald Sie und Ihre Kollegen noch eine Spur hier in der Nähe finden. Egal, wie unwichtig sie auf den ersten Blick erscheinen mag. Alles könnte von Bedeutung sein.“
„Das ist mir bewusst“, erwiderte der 35-Jährige. „Ich werde Sie über alle weiteren Funde informieren. Eine gute Zusammenarbeit ist schließlich der Schlüssel zum Erfolg.“ Er lächelte Nora an.
Die Kommissarin zögerte kurz, setzte dann aber auch ein Lächeln auf. „Sie haben absolut recht. Es freut mich sehr, dass Sie so denken.“
„Selbstverständlich. Ich bin ein teamplayer.“
Während Waldemar zu seinen Kollegen ging, begaben sich die Ermittler zu Herbert Muster.
„Ihr Verlust tut uns aufrichtig leid. Wir können uns vorstellen, wie schlimm diese Situation für Sie sein muss“, ließ Nora verlauten, als sie bei ihm ankamen.
„Wer sind Sie?“, fragte er schwach. „Gehören Sie zur Polizei?“
„Ja. Ich bin Kriminalhauptkommissarin Nora Feldt. Das ist mein Kollege Thomas Korn. Wir übernehmen in diesem Fall die Ermittlungen.“
Muster wischte sich eine Träne von der Wange. „Sie werden das Schwein doch finden, nicht wahr? Dieser Mistkerl darf nicht ungeschoren davonkommen. Sie werden für Gerechtigkeit sorgen. Das stimmt doch, oder?“
Nora antwortete nicht gleich. Aus Erfahrung wusste sie, dass sie eine solche Frage niemals mit ‚Ja’ beantworten durfte. Immerhin bestand die Möglichkeit, dass der Mörder nie gefasst wurde. Wenn sie nun ein ‚Ja’ über ihre Lippen brächte, dann würde sie damit ein Versprechen geben, das sie im Zweifelsfall brechen müsste. Das konnte sie nicht mit ihrem Gewissen vereinbaren. Daher erwiderte sie nach kurzer Zeit: „Ich garantiere Ihnen, dass meine Kollegen und ich alles daran setzen werden, den Mörder zu fassen. Wir werden jede erdenkliche Maßnahme ergreifen.“
Muster schien genau zu wissen, was diese Sätze bedeuteten. Denn er schüttelte den Kopf und sagte: „Sie haben also nicht die geringste Idee, ob der Täter jemals seine gerechte Strafe erhalten wird. Er könnte mit dem Mord davonkommen.“
Da Nora und Thomas nicht reagierten,
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