Rachsucht
mein letzter Auftritt dieser Art. Versprochen. Danach sind Sie mich für immer los.«
»Bringen wir es hinter uns.«
»Ich weiß, dass Sie Tim North und Jakarta River eingeschaltet haben.«
Die Augen unter den buschigen Brauen waren undurchdringlich.
»Die beiden sollten rauskriegen, welche Verbindung zwischen I-Heist und Mako bestand. Sie wussten, dass in Ihrer Firma irgendwas faul war, und wollten der Sache auf den Grund gehen.«
Er fing an, die Füller auf seinem Schreibtisch genau parallel auszurichten. Sie erinnerten mich an eine Raketenbatterie.
»Sie wollten eine Untersuchung, aber diskret. Das kann ich nachvollziehen. Die Verbindung zwischen dem organisierten Verbrechen und Mako sollte gekappt werden, bevor Mako vor die Hunde ging. Wenn das FBI herausgefunden hätte, dass Ihr Quellcode an eine kriminelle Vereinigung verkauft worden war, wären Ihre Mitarbeiter nämlich im Gefängnis gelandet. Und falls die Geldwäscheaktivitäten bekannt geworden wären, hätte das FBI die Vermögenswerte von Mako beschlagnahmt. So oder so wäre die Firma erledigt gewesen. Aber dass Sie deswegen gleich Auftragskiller engagieren mussten … Was haben Sie sich eigentlich dabei gedacht?«
Die Füller zielten direkt auf mich. »Sie haben doch keine Ahnung, Sie mit Ihrem Schubladendenken.«
»Von welcher Schublade reden Sie? Von der mit Adam Sandovals Leiche?«
Allein der Gedanke riss die Wunde wieder auf, aber ich ließ mir nichts anmerken. George Rudenski wandte den Blick ab.
»Gut gewählt, Mr. Rudenski. North und Rivera haben gründlich aufgeräumt. I-Heist ist ein für alle Mal erledigt. Es gab nur ein Problem. Sie wussten nicht, dass Ihr eigener Sohn in die Sache verwickelt war. Jetzt ist die Firma erledigt, und Sie und Ihr Sohn sind ruiniert.«
»Ich habe Ihnen nichts zu sagen.«
»Wollen Sie denn gar nicht wissen, wie sich North und Rivera ihr Honorar verdient haben? Ganz schön clever die beiden und sehr umgänglich. Allerdings kenne ich sonst nicht viele Auftragskiller, habe also keinen Vergleich.«
»Das sind doch alles Spekulationen.«
»Jax war in vieler Hinsicht eine gute Lehrerin. Sehen Sie mal.«
Ich ging zu seinem Schreibtisch und setzte meinen Fuß auf die Kante. Meine Stiefel waren eine billige Kopie von Jax Riveras Jimmy Choos, aber der Absatz war genauso mörderisch.
»Damit kann man jemandem ein Auge ausstechen. Erstaunlich, was?«
Sein ganzes Gesicht färbte sich puterrot. »Sie gehen jetzt besser.«
Ich nahm den Fuß vom Schreibtisch. »Noch zwei Punkte. Erstens, wissen Sie, für wen die beiden wirklich gearbeitet haben?«
Zum ersten Mal bröckelte die Fassade. Ich hatte ihn kalt erwischt.
»Ich vermute mal, dass Sie sich diese externen – wie soll ich sie nennen? – Sicherheitsberater von Ihren Kontakten in Washington haben empfehlen lassen, von den Leuten, die auf den Fotos in Ihrer Lobby zu besichtigen sind. Welcher Geheimdienst war es denn: NSA, Defense Intelligence, CIA? Damit liege ich doch richtig, oder? Von denen haben Sie sich Leute nennen lassen, die Ihrem Anforderungsprofil entsprachen.«
Sein Atem ging pfeifend.
»North und Rivera haben – möglicherweise anonym –
mit Ihnen Kontakt aufgenommen. Ich schätze, die Zahlung erfolgte über ein Konto in der Schweiz. Die Fortschrittsberichte, die sie Ihnen schickten, waren nicht zurückzuverfolgen. Die Frage ist nur, ob die beiden für Sie tätig waren oder für die CIA oder ob sie Doppelagenten waren.«
Nun hatte sich auch sein Hals dunkelrot verfärbt.
»Mr. Rudenski, ich will vor allem vermeiden, dass ich selbst zur Zielscheibe werde. Ich weiß nämlich zu viel.«
»Wieso erzählen Sie mir dann das alles, wenn Sie Angst vor mir haben?«
»Damit Ihnen klar ist, dass ich weiß, wie der Hase läuft. Denn da wäre noch ein zweiter Punkt: Jax Rivera hat mir den Rücken gedeckt – und sie hat mir ihre Visitenkarte gegeben. Das dürfte heißen, dass ihr Auftraggeber – wer auch immer das sein mag – ebenfalls an meiner Gesundheit interessiert ist. Sollte ich also plötzlich Ärger bekommen, werden diese Leute wissen, an wen sie sich zu halten haben. Das sollten Sie sich gut überlegen. Jax Rivera schießt ganz ausgezeichnet.«
Ich wandte mich zur Tür.
»Alles Gute noch, Mr. Rudenski. Falls Sie je einen Anwalt brauchen, ich kenne einen, der wirklich was auf dem Kasten hat.« Ich stutzte und schlug mir mit der Hand an die Stirn. »Aber was rede ich denn da? Den können Sie ja gar nicht engagieren. Er ist zu beschäftigt
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