0337 - Der Höllen-Detektiv
Es war ein grausames Geschöpf. Ein finsterer Dämon, wie er schlimmer nicht sein konnte.
Der Schwarze Tod!
Er hatte sich aus dem Sumpf hervorgeschoben, als hätten ihn unsichtbare Hände aus dem Schlamm in die Höhe gedrückt. Ein gewaltiges Skelett mit pechschwarzen Gebeinen, die der Satan persönlich angestrichen zu haben schien. Gewaltig auch der schwarze Schädel mit den Augenhöhlen, in denen sich das Licht gefangen hatte, so daß diese nun gefüllt waren und düster rot glühten.
Das war die Gefahr, die magische Antriebskraft, die die Existenz des Schwarzen Tods ermöglichte.
Er drückte die Schlammassen beiseite, wuchs, wurde größer und größer, so daß die beiden einsamen Betrachter Angst bekamen, als sie die Gestalt anschauten.
Die beiden waren ein Mann und eine noch junge Frau. Man konnte sie auch als Mädchen bezeichnen. Sie hieß Claudine Auber und war durch einen unglücklichen Zufall in dieser Hölle gelandet, denn sie befand sich weder in der Gegenwart noch in der Zukunft.
Blieb nur die Vergangenheit übrig, in die sie eine Schwarze Magie geschleppt hatte.
Der Mann, der sie begleitete, war ich. John Sinclair, Oberinspektor von Scotland Yard und von meinen Freunden scherzhaft Geisterjäger genannt. Ich konnte oder durfte das erleben, vor dem ich mich instinktiv gefürchtet hatte, nämlich die Geburt des Schwarzen Tods.
Ich war sprachlos. Zusammen mit Claudine Auber stand ich auf dem schmalen Pfad, der den Sumpf durchquerte, und schaute dorthin, wo die Pyramide versunken war und der Schwarze Tod nun den braunen, klebrigen Massen entstieg.
Er war ein Monster, das Angst und Schrecken verbreiten sollte. In der Vergangenheit auf dem Kontinent Atlantis, die für ihn zur Gegenwart geworden war, sollte er seinen Herren und Erschaffe den Großen Alten, Dienste erweisen. Das hatte er auch getan. Atlantis hatte in seinem Terror zu leiden gehabt.
Als der Kontinent versank, war es dem Schwarzen Tod gelungen, in andere Dimensionen zu fliehen. Er überlebte und führte seinen Terror fort. Es war fast vorprogrammiert, daß ich bei meinem Job auf ihn treffen würde. Und so kam es zu der Feindschaft zwischen mir und diesem grausamen Dämon. Wir hatten uns bis aufs Messer bekämpft, und mir war es dann gelungen, den Schwarzen Tod mit meinem Kreuz und dem Bumerang zu vernichten.
Das Kreuz hing offen vor meiner Brust. Zu dieser Zeit aber würde sich der Schwarze Tod darum nicht kümmern, denn das Kreuz wurde erst zu einer Waffe gegen ihn, als er die Seiten wechselte und nicht mehr den Großen Alten diente, sondern dem Teufel und dessen Magie.
Und nun sah ich, wie er entstand.
Ich stand da und staunte. Claudine hatte sich an mich geklammert. Ich spürte ihre Finger durch die Kleidung. Sie drückten in mein Fleisch. Sie, die eigentlich Unbedarfte, spürte besonders die grausame Ausstrahlung, die von dem Monster ausging. Sie merkte, daß hier eine Gestalt geboren wurde, die Geschichte innerhalb der Schwarzen Magie geschrieben hatte. So gesehen erlebten wir eine historische Stunde.
Höher schob ihn die Kraft aus den Tiefen des Höllensumpfes.
Noch rann die dicke Flüssigkeit träge an seinem schwarzen Knochengestell nach unten, doch die Gebeine im oberen Teil seines Körpers waren bereits blank, als bestünden sie aus poliertem Teer.
Ich hielt den Atem an.
Es war genau der Augenblick, als sich dieses Monstrum in seiner vollen Größe vor mir aufgerichtet hatte, den schwarzen Schädel ein wenig senkte und nach unten starrte..
Sah er uns? Erkannte er mich? Wenn ja, wie würde er reagieren?
Eigentlich durfte er mich nicht kennen, denn ich war später auf ihn gestoßen. Ich dachte auch an den gewaltigen Flugdrachen, den er als Reittier benutzt hatte. Dieser Vogel war nicht zu sehen.
Nur der Schwarze Tod.
Vergeblich suchte ich auch die vier Horror-Reiter, die kurz zuvor den Sumpf durchquert hatten und dann verschwunden waren.
Eigentlich hätte das große Skelett einsinken müssen, doch es stand auf dem Sumpf, als wäre dieser eine feste Mauer. Breitbeinig hatte er sich aufgebaut, zudem die Arme gespreizt, und er bewegte seine langen, schwarzen Knochenfinger.
Ich wußte, daß ich ihn jetzt nicht töten konnte, nicht in der Stunde der Geburt, aber auch ich konnte von ihm nicht umgebracht werden, denn dann hätte es mich in der Zukunft nicht gegeben.
Ein verrücktes Spiel, aber dennoch nicht ungefährlich. Schließlich waren mir die zahlreichen Möglichkeiten, die die andere Seite hatte, nicht bekannt, so
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