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Radieschen von unten

Radieschen von unten

Titel: Radieschen von unten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frida Mey
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sich der Binder jedoch nochenger um seinen Hals zog. Er schnappte nach Luft, wollte offenbar etwas sagen, aber es gelang ihm nicht.
    »Was machen Sie denn da, Herr … Herr Wilfert?« Elfie stürzte hinter dem Philodendron hervor auf die beiden Männer zu. Überrascht ließ der Witwer Carlos Knörringers Krawatte los.
    »Wollen Sie ihn umbringen? Wegen eines Hundes? Das kann doch wohl nicht wahr sein!«, rief Elfie und stellte sich zwischen die beiden.
    »Keineswegs nur wegen dieses Straßenköters. Da gibt es noch die hässliche Totenmaske, die man mir aufgeschwatzt hat. Und wie erklären Sie sich, dass auf der Rechnung die dreitausendzweihundert Euro für den Sarg aufgeführt sind? Das Geld habe ich doch Frau Knörringer schon gleich nach dem Tod meiner Frau in bar gegeben. Sie wollte mir die Quittung nachreichen. Fehlanzeige! Und jetzt soll ich den Sarg noch einmal bezahlen!« Herrn Wilferts Stimme überschlug sich: »Auf dieser Rechnung gibt es noch jede Menge anderer Posten, die mir spanisch vorkommen.«
    Der alte Mann kramte in den Taschen seiner Anzugjacke und zerrte einige Papiere hervor. Total zerknüllt.
    Warum konnten die Leute bloß nicht ordentlich mit ihren Sachen umgehen?, dachte Elfie bei sich.
    »Aber ich habe Ihren Sterbefall gar nicht bearbeitet. Das war Julianes Angelegenheit«, krächzte Carlos.
    »Das ist mir doch egal«, schnaubte Wilfert, »Tatsache ist, dass mit dieser Rechnung etwas faul ist.«
    Er wollte Carlos Knörringer schon wieder an die Krawatte.
    »Schluss jetzt!«, fuhr Elfie ein weiteres Mal dazwischen. »Wenn Herr Knörringer sagt, dass er mit dieser Rechnung nichts zu tun hat, dann ist das auch so!«
    »Was mischen Sie sich eigentlich ein, Sie alte Giftnudel? Herr Knörringer ist doch einer der Chefs hier. Folglich gehen ihn die Dinge auch etwas an.«
    Elfie war empört. Alte Giftnudel. Das hatte noch niemand zu ihr gesagt.
    »Unverschämtheit!«
    »Ja, eine Unverschämtheit ist diese Rechnung!« Wilfert ließ erneut die Spucketröpfchen fliegen.
    Angeekelt wischte Elfie sich über das Gesicht.
    »Zeigen Sie mir die Rechnung doch einmal, dann schaue ich sie mir an.«
    »Das könnte Ihnen so passen. Und dann zerreißen Sie sie, und damit gehen meine Beweise flöten. Wahrscheinlich stecken Sie mit dieser sauberen Bande unter einer Decke.«
    Wilfert ging jetzt drohend auf Elfie zu.
    »Was unterstellen Sie mir da? Was erlauben Sie sich eigentlich?« Elfie spürte, wie auch ihr die Zornesröte ins Gesicht stieg. Was war denn das für ein ekelhafter Zeitgenosse? Nicht nur, dass er sie beleidigt hatte, sondern er war auch Carlos Knörringer gegenüber ausfallend, ja sogar handgreiflich geworden. Sein Verhalten schrie förmlich danach, für ihn ein neues Projekt zu beginnen, auch wenn er kein Chef, sondern ein Kunde war. Vielleicht sollte sie ihr Betätigungsfeld ändern. Damit blieben auf jeden Fall ihre guten Vorsätze unangetastet, denn diese bezogen sich ja nur auf Vorgesetzte.
    »Am besten wäre es, wenn Sie mit der Chefin sprechen würden«, riss Carlos sie aus ihren Gedanken. »Die kennt sich doch mit Ihrem Fall aus.«
    »Und wo ist die Chefin, damit ich sie mir vorknöpfen kann?«
    »Sie ist heute den ganzen Tag über auswärts beschäftigt. Vielleicht erreichen Sie sie am Abend in der Filiale in derBamberger Straße.« Carlos’ Stimme klang immer noch reichlich mitgenommen.
    »O ja, die Dame entkommt mir nicht. Ich versuche es dort. Ansonsten komme ich wieder. Darauf können Sie sich verlassen.«
    Herr Wilfert gab Carlos Knörringer einen ordentlichen Schubs, so dass der rückwärts taumelte und mit dem Kopf an eines der Wandregale stieß. Die Urnen darauf gerieten ins Wanken, und zwei der größten fielen mit Mordsgetöse auf den Marmorboden, wo sie in tausend Stücke zersprangen. Ein Gipskreuz polterte direkt auf Carlos Knörringers schwarzes Haupthaar, verlieh ihm einen seriösen Grauschleier, und die Überbleibsel rieselten nur noch als Pulver nach unten.
    »Ach, und die hier können Sie auch behalten!« Herr Wilfert griff ein weiteres Mal in seine Jackentasche und knallte die Totenmaske seiner Frau so heftig auf den Boden, dass sie zerbrach und auf dem makellosen Marmor deutliche Kratzer hinterließ.
    Dann drehte er sich so abrupt auf dem Absatz um, dass er eine seiner Fahrradklammern verlor. Mit einer Geschwindigkeit, die man dem alten Mann gar nicht zugetraut hätte, verschwand er durch die Tür.
    »Meine Güte«, rief Elfie aufgebracht. »Selbst wenn ich einer

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