Raecher des Dunklen Imperiums
Geist auf einem windigen Hügel sitzt und nicht viel besser dran ist, wie es mir scheint."
D'Averc suchte neben den Mauern Zuflucht vor dem Wind. Er befand sich kaum zwei Meter von Hawkmoon entfernt. „Also dann, woran sterbt ihr gerade?"
„Ich bin von einem Felsen hinuntergefallen."
„Einem hohen?"
„Nein - nur etwa drei Meter."
„Und da seid Ihr in den Tod gestürzt?"
„Nein, an meinem Tod ist der Bär schuld, der unten auf mich wartete." Wieder lachte Oladahn fröhlich.
Und erneut empfand Hawkmoon einen tiefen Stich im Herzen.
„Ich starb an der skandischen Pest", erklärte Bowgentle. „Oder ebenfalls, um genau zu sein, ich sterbe soeben daran."
„Und ich in einer Schlacht gegen König Orsons Elefanten in Tarkien", warf jener ein, der sich für Graf Brass hielt.
Wieder wurde Hawkmoon an Schauspieler erinnert, die sich auf ihre Rolle vorbereiten. Und er hätte sie auch dafür gehalten, wären ihre kleinen Eigenheiten, sowohl in der Sprache als auch Haltung und den Bewegungen nicht gewesen. Es gab minimale Unterschiede, doch keine, die Hawkmoon hätten argwöhnen lassen, daß es sich nicht wirklich um seine Freunde handelte. Doch genausowenig wie Graf Brass ihn gekannt hatte, kannten diese vier einander.
Hawkmoon begann die Wahrheit zu ahnen. Er trat aus seinem Versteck und stellte sich ihnen gegenüber.
„Guten Abend, meine Herren." Er verbeugte sich. „Ich bin Dorian Hawkmoon von Köln. Ich kenne dich, Oladahn, und Euch, Sir Bowgentle - und dich, Huillam - und Graf Brass natürlich ebenfalls. Seid ihr gekommen, um mich zu töten?"
„Uns zu besprechen, ob wir es tun sollten", erklärte Graf Brass und setzte sich auf einen niedrigen Stein der Ruine. „Ich halte mich für einen guten Menschenkenner, sonst hätte ich nicht so lange überlebt. Und so muß ich erklären, ich kann mir nicht vorstellen, Dorian Hawkmoon, daß Ihr je zum Verräter werden könntet. Selbst in einer Lage, die einen Verrat entschuldigen würde, bezweifle ich, daß Ihr tatsächlich zum Verräter würdet. Und gerade das ist das erste, das mich an dieser Situation so beunruhigt. Zweitens sind wir Euch offensichtlich alle vertraut, während wir Euch nicht kennen. Drittens ist das noch die merkwürdige Tatsache, daß nur wir vier in diese seltsame Unterwelt geschickt wurden - das ist ein Zufall, der mich argwöhnisch macht. Und viertens wurde uns vieren eine ähnliche Geschichte erzählt, nämlich, daß Ihr uns zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Zukunft verraten würdet. Angenommen, wir befinden uns jetzt alle in einer Zukunft, in der wir fünf uns schon lange kennen und vor einiger Zeit auch Freunde geworden sind - worauf läßt das schließen?"
„Daß ihr alle aus meiner Vergangenheit kommt!" rief Hawkmoon. „Deshalb scheint Ihr mir viel jünger zu sein, Graf Brass - und auch Ihr, Sir Bowgentle - und du, Oladahn, und du ebenfalls, Huillam.."
„Wie schmeichelhaft", sagte d'Averc ironisch.
„Das bedeutet demnach, daß keiner von uns auf die Weise gestorben ist, wie man uns glauben machen wollte. In meinem Fall also in der Schlacht von Tarkien, Bowgentle an der Pest in einer Burg, d'Averc an Lungenentzündung - und im Falle Oladahns durch einen Bären."
„Genau", bestätigte Hawkmoon. „Denn ich lernte euch alle erst später kennen, und ihr wart ganz sicher lebendig. Aber ich erinnere mich auch, wie du, Oladahn, mir einmal erzähltest, daß du fast von einem Bären umgebracht worden wärst. Und Ihr, Graf Brass, glaubtet in der Schlacht von Tarkien schon nicht mehr an einen guten Ausgang für Euch. Und ja, Sir Bowgentle erwähnte die skandische Pest, an der er lange darniederlag."
„Und ich?" fragte d'Averc interessiert.
„Ich vergaß, Huillam - denn deinen Erzählungen nach löste bei dir eine Krankheit die andere ab, dabei warst du immer bei bester Gesundheit."
„Ah, dann wurde ich also geheilt?"
Hawkmoon ignorierte d'Averc und fuhr fort: „Es dürfte demnach so gut wie feststehen, daß keiner von euch jetzt sterben wird, wie ihr glaubtet. Wer immer es auch ist, der uns alle hereinzulegen versucht, er möchte euch glauben machen, daß ihr nur durch seine Hilfe überleben könnt."
„So ähnlich war auch mein Gedankengang." Graf Brass nickte.
„Aber ich fürchte, dann läßt meine Logik mich im Stich, denn es gibt ein Paradoxon. Weshalb erinnerten wir uns nicht, sobald wir uns trafen - treffen werden? - an diese heutige Begegnung?"
„Wir müssen die Verantwortlichen finden und ihnen diese Frage
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