Rächer des Herzens (German Edition)
wahr?“
Marcus fasste sie am Handgelenk und drehte sie zu sich herum. „Wenn jemand die Antwort darauf kennt, dann sind Sie es! Was würde der Ton aus einer ruinierten Fürstin machen, die versucht, einen Schuldner zu kaufen, um ihre Haut zu retten?“
Das darauf folgende Schweigen vibrierte förmlich vor Herausforderung. Unter seinen Händen konnte Marcus Isabellas rasenden Puls spüren. Ihre Haut war zart und weich, sie fühlte sich warm und verlockend an. Unwillkürlich umfasste er ihr Handgelenk fester und zog sie zu sich heran. Im nächsten Augenblick würde er sie in seinen Armen halten und ihren Mund mit Küssen bedecken.
Diesmal war es Isabella, die zurückwich und sich so aus seinem Griff befreite. „Ich sehe nicht ein, warum die Angelegenheit noch mehr Zeit in Anspruch nehmen sollte“, sagte sie ungeduldig. „Ich machte Ihnen ein geschäftliches Angebot und warte nun auf Ihre endgültige Antwort. Wenn Sie mich ablehnen, werde ich einfach den nächstbesten Mann hier aufsuchen, der zu dem Handel bereit ist.“
Das war sehr direkt. Marcus konnte sich eine gewisse Bewunderung für sie nicht verkneifen. Und er wusste, dass es ihr nicht schwerfallen würde, einen Kandidaten zu finden. Die Männer würden um das Vorrecht wetteifern, sie zu bekommen. Isabellas Schulden würden dabei keine Rolle spielen. Der Gedanke, dass sie den Heiratshandel mit irgendeinem seiner Zellengenossen abschließen könnte, ließ ihn vor Eifersucht die Zähne zusammenbeißen. Er verwünschte diese Anwandlung, die er einer Trübung seines Urteilsvermögens zuschrieb. Vielleicht war aber auch nur ein elementarer, menschlicher Trieb schuld daran.
„Sie werden unschwer einen Mann finden, wenn Sie es nicht zu genau nehmen“, stieß er hervor. „Es gibt hier genügend hoffnungslose und verzweifelte Männer.“
Endlich hatte er sie an die Grenze ihrer Belastbarkeit gebracht. Er sah genau, wie sich ihre mühsam bewahrte Haltung in Luft auflöste.
„Ich bin genauso verzweifelt, und Sie wissen es!“ Die Worte brachen nur so aus ihr heraus, und sie konnte das Zittern nicht aus ihrer Stimme verbannen. „Ich bin des Kämpfens müde.“ Sie hielt inne, und Marcus sah, wie sie mit äußerster Anstrengung ihre Fassung wiederzuerlangen suchte. Sie wandte sich ab, damit er ihre Verletzbarkeit nicht sehen sollte, und presste die Hände zusammen. „Es führt alles zu nichts“, sagte sie mit fast erstickter Stimme. „Ich glaube, ich sollte gehen.“
Marcus legte seine Hand auf ihren Arm. Er würde nicht zulassen, dass sie sich einem anderen Schuldner für eine Flasche Wein gegen eine rasch unterschriebene Heiratsurkunde anbot. Wenn jemand sie heiraten würde, so wäre es nur er selbst. Und dann würde es ihm ein großes Vergnügen bereiten, den Spieß herumzudrehen und alles einzufordern, was sie ihm schuldete. Sie gehörte ihm, zumindest bis alle Schulden bezahlt waren.
Er sah Isabella an. Sie hatte sich nicht von der Stelle gerührt und schwieg, aber vermeinte er, bis in ihr Herz sehen zu können.
„Ich werde es tun“, sagte er ruhig. „Ich werde Sie heiraten.“
3. KAPITEL
Als Isabella siebzehn war, hatte sie davon geträumt, Marcus Stockhaven zu heiraten. Die tatsächliche Hochzeit mit ihm jedoch war nicht der Stoff, aus dem Träume gemacht werden. Um dem Anlass zu genügen, hatte Marcus zwei Schillinge an einen Mitgefangenen gezahlt, um sich ein sauberes Hemd auszuleihen. Aber es fand sich nicht einmal heißes Wasser zum Rasieren. Die Kapelle war düster, und kein Blumenschmuck hellte die Atmosphäre auf. Es gab keine Gäste und keinen Hochzeitstanz. Kurz, es war eine erbärmliche Angelegenheit.
Den Priester musste man mit Bestechung von seiner Weinbrandflasche weglocken. Auf die Sondergenehmigung schaute er nur mit mildem Interesse, mit weitaus größerem Eifer jedoch auf die fünfzig Guineen, die Isabella ihm für seine Mitwirkung anbot.
Marcus hingegen prüfte die Sondergenehmigung genau, während sie vor dem Altar in der Gefängniskapelle standen. Er hob die Brauen in leichtem Erstaunen.
„Wer ist Augustus Ambridge?“, fragte er, und eine Spur Schärfe war in seinem Ton. „Als Ihr zukünftiger Ehemann habe ich sicher das Recht, das zu erfahren.“
„Oh“, erwiderte Isabella in einiger Verwirrung. Sie hatte vergessen, dass sie den Namen eines Bräutigams hatte nennen müssen, um die Heiratslizenz überhaupt zu erhalten. Dabei hatte sie den ersten Namen gewählt, der ihr in den Sinn kam. Besagter Augustus Ambridge
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