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RAK-1212 überfällig

RAK-1212 überfällig

Titel: RAK-1212 überfällig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexej Turbojew
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besten molekülverdichteten Edelstahl der russischen Raumschiffwerke.
    Sie sahen hinaus, und da bemerkten sie, daß die „L-1212“ tatsächlich an einem steilen Hang lag. Daher auch die Schräge des verformten Kabinenbodens.
    Draußen war Wildnis. Wildnis, so weit das Auge reichen konnte, aber es reichte nicht sehr weit. Das war ein Urwald von unvorstellbaren Ausmaßen, verschlungen und verästelt, durchsetzt von leuchtenden Blüten, die jenen ätzenden Duft ausströmten.
    Woronskij wischte sich schwer atmend den perlenden Schweiß von der Stirn.
    „Ekelhaft schwül da draußen. Treibhaushitze“, sagte er. „Zur Hölle, ich möchte wissen, wie wir in diesen Urwald gekommen sind. Das, was da direkt vor unserem Ausschlupf wuchert, scheint ein Baum zu sein.“
    „Ein einziger Baum?“ schrie Boronin. „Das halte ich für ein ausgedehntes Buschwerk von total fremden Formen.“
    „Ein Baum, sagte ich. Ich habe den Stamm durch das Unterholz hindurch gesehen. Er ist wie ein Turm, wenigstens so stark. Ein Gigant, wie man ihn kaum in den sibirischen Urwäldern findet – und ich bin dort groß geworden. Ich kenne das. Gehen wir.“
    Woronskij rutschte den Abhang hinunter und besah sich die kläglichen Überreste der ‚bemannten Raumsonde L – 1212’. Mehr als 75 Prozent des hinteren Zellenteils waren verschwunden. Es existierte nur noch die Kabine mit dem dahinterliegenden Laderaum, doch auch darin schien es nichts mehr zu geben, was man eventuell als verwertbar hätte ansehen können.
    Boronin folgte keuchend, immer wieder mißtrauisch in die Runde sehend. Ja, das Riesending vor ihnen war wirklich ein Baum. Turmhoch ragte er in einen grauen, wolkenverhangenen Himmel.
    „Und damit willst du so sauber gelandet sein, daß wir sogar noch am Leben sind?“ forschte Woronskij bissig. „Ich sage dir, daß du mit einem Toten sprichst. Alles andere ist Illusion in einem übergeordneten Daseinsstadium. Frage mich aber nicht, wie man das bezeichnen soll.“
    Boronin krampfte die Hände zusammen.
    „Wie dem auch sei, wir sind die beiden ersten Menschen auf der Venus. Wir haben unseren Auftrag erfüllt, und wenn wir uns lange genug am Leben erhalten können, werden wir die Besatzung des zweiten Schiffes begrüßen können. Irgendwie werden wir sie finden, irgendwie!“
    „Das hast du dir gedacht, Kleiner!“ lachte jemand belustigt.
    Woronskij fuhr fluchend herum. Automatisch griff seine Rechte an den Gürtel, doch da war nichts, was er als Schußwaffe hätte gebrauchen können.
    „Laß doch den Unfug“, bat der Fremde nachsichtig. „Wir hatten genug Mühe, euch wieder auf die Beine zu kriegen. Ihr versteht mich doch hoffentlich, eh? Ich meine, ihr sprecht doch englisch?“
    Seine Augen forschten aufdringlich. Lässig stand er unter den Ästen des wogenden Unterholzes, das den dürren, hochgewachsenen Körper bisher verborgen hatte.
    Er tat, als wäre die Situation durchaus nicht ungewöhnlich. Woronskij erfaßte es instinktiv. Seine sprungbereite Haltung lockerte sich.
    Boronin meinte ruhig:
    „Sehr gut, Stepan Alexandrowitsch, sehr gut! Es steht dir zu, das beherrschte Lächeln des Verlierers zu zeigen. Ich denke, wir sind immer gute Sportler gewesen, oder? Lassen wir an diesem Ort die diplomatischen Bedenken abseits. Betrachten wir unsere Reise als einen verzweifelten Spurt, der uns nicht ganz gelungen ist. Die Kollegen aus dem fernen Westen waren eben doch eher da. Pech, mein Lieber!“
    Woronskij nickte wortlos. Ebenso wortlos trat er einige Schritte nach vorn und streckte dem Fremden die Hand hin.
    „Wie sagt man bei Ihnen? Okay, glaube ich. Also denn, okay, wir haben verloren. Ihr wart vor uns auf der Venus. Übrigens, Ihre Waffe können Sie wirklich zur Seite legen. Oder halten Sie uns für Menschenfresser?“
    Er lachte ironisch, und der Fremde schien etwas verlegen zu werden. Immerhin senkte er den plumpen Lauf seiner eigenartigen Pistole.
    Fast entschuldigend warf der Unbekannte ein:
    „Hör zu, Junge, die Hand kann ich dir nicht geben, obwohl das durchaus nicht beleidigend gemeint ist. Das möchte ich nur betonen.“
    Stepan verhielt im Schritt. Seine Rechte hing reglos in der Luft. „Ich verstehe nicht ganz.“
    „Ich kann dir meine Pranke erst dann reichen, wenn du dich besser in der Gewalt hast. Du mußt noch lernen, mit deinen Kräften richtig umzugehen. Solange du noch völlig unbewußt stahlharte Gegenstände durch einen Zugriff zerdrückst, ist mir die Händeschüttelei etwas zu riskant.“
    Er

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