Rambo
Ordnung.
Jetzt war die Reihe an ihm zu lächeln. »O. k. dann machen wir noch eine kleine Spazierfahrt«, sagte er zu Teasle. »Aber ich verstehe den Sinn der Sache nicht. Ich komme ja doch wieder in die Stadt zurück.«
6
Die Polizeiwache war in einem alten Schulhaus untergebracht. Auch noch rot, dachte Rambo, als Teasle den Wagen auf dem Parkplatz nebenan abstellte. Fast hätte er ihn gefragt, ob es ein Scherz gewesen sei, die Schule rot anzustreichen, aber er wußte genau, daß all das kein Scherz war, und überlegte sich, ob er nicht lieber versuchen sollte, sich aus der ganzen Geschichte herauszureden.
Dir gefällt diese Stadt nicht einmal. Sie interessiert dich überhaupt nicht. Wenn Teasle dich nicht aufgelesen hätte, wärest du von selbst weitergezogen.
Aber das macht keinen Unterschied.
Die Zementstufen vor dem Eingang sahen neu aus. Die glänzende Aluminiumtür war ganz gewiß neu. Innen war ein heller, weißgetünchter Raum, der die gesamte Breite und die halbe Länge des Gebäudes einnahm und nach Terpentin roch. Der Raum war mit zahlreichen Schreibtischen ausgestattet, von denen jedoch nur zwei besetzt waren. Ein Polizeibeamter tippte auf einer Schreibmaschine, und ein zweiter sprach ins Mikrofon der Funkanlage rechts an der hinteren Wand. Beide unterbrachen ihre Tätigkeit, als sie Rambo sahen, und er wußte, was jetzt kommen würde.
»Was ist denn das für eine jämmerliche Gestalt«, meinte der an der Schreibmaschine.
So ähnlich ging es immer los. »Gewiß«, sagte Rambo, »und jetzt sollten Sie mich fragen, ob ich ein Junge oder ein Mädchen bin. Und anschließend sollten Sie sagen, Sie würden eine Sammlung für mich veranstalten, falls ich so arm bin, daß ich mir kein Bad und keinen Haarschnitt leisten kann.«
»Sein Aussehen stört mich nicht so sehr wie seine freche Schnauze«, erklärte Teasle. »Shingleton, gibt es etwas Neues?«
Der Mann am Funkgerät war groß und robust. Sein Gesicht war fast rechteckig, und seine sorgfältig gestutzten Koteletten reichten bis knapp unter die Ohren. »Ein Autodiebstahl«, sagte er.
»Wer behandelt den Fall?«
»Ward.«
»Dann geht das in Ordnung«, sagte Teasle und wandte sich Rambo zu. »Also, los. Bringen wir es hinter uns.«
Sie durchquerten den Raum und gingen durch einen Korridor zum hinteren Teil des Gebäudes. Schritte und Stimmen drangen durch die offenen Türen zu beiden Seiten. In den meisten Zimmern arbeiteten Zivilangestellte, in den übrigen Polizeibeamte. Der Korridor war glänzend weiß gestrichen und der Terpentingeruch stärker. Ganz am Ende stand ein Gerüst unter einer schmutziggrünen Stelle, wo die Decke noch nicht gestrichen war. Rambo las den Zettel, der an dem Gerüst angebracht war: Keine weiße Farbe mehr da, aber morgen bekommen wir neue und wir haben die blaue Farbe schon gekriegt mit der Sie das Rot draußen übermalen wollen.
Teasle öffnete eine Tür, die am Ende des Ganges in ein Büro führte. Rambo zögerte einen Augenblick.
Bist du ganz sicher, daß du so weitermachen willst? fragte er sich. Noch ist es nicht zu spät, dich herauszureden.
Aus was herausreden? Ich habe doch nichts getan.
»Komm schon, da rein«, sagte Teasle. »Du hast es ja so gewollt.«
Es war ein Fehler gewesen, nicht sofort hineinzugehen. Sein Zögern an der Tür konnte den Eindruck erwecken, als hätte er Angst, und das wollte er keinesfalls. Aber wenn er jetzt hineinging, nachdem Teasle es ihm befohlen hatte, würde es aussehen, als gehorche er ihm, und das wollte er auch nicht. Er ging hinein, bevor Teasle die Chance hatte, es ihm nochmals zu befehlen.
Die Decke im Büro war so niedrig, daß er fast mit dem Kopf anstieß. Am liebsten hätte er sich gebückt, tat es aber nicht. Auf dem Fußboden lag ein abgetretener grüner Teppich, der ausah wie zu kurz geschnittener Rasen. Links hinter dem Schreibtisch stand ein Pistolenschrank. Rambos Blick fiel auf eine 44er Magnum, die ihn an das Ausbildungslager der Special Forces erinnerte. Die stärkste Handfeuerwaffe, die je konstruiert worden war und deren Kugeln fünfzehn Zentimeter Stahl durchdringen oder einen Elefanten umlegen konnten; aber sie hatte einen derartig heftigen Rückstoß, daß Rambo selbst sie immer nur ungern benutzt hatte.
»Setz dich dort auf die Bank, Junge«, sagte Teasle. »Zuerst will ich deinen Namen wissen.«
»Nennen Sie mich einfach >Junge<«, sagte Rambo. Die Bank stand an der rechten Wand. Er lehnte seinen Schlaf sack gegen die Wand und setzte sich steif
Weitere Kostenlose Bücher