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Ramses Mueller

Titel: Ramses Mueller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tex Rubinowitz
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Vogelbeerschnapscaipirinhas Willemsens auf dem Kopf und meckerte wie eine Ziege, der böse Samen ist gesetzt, reiß das Ruder rum, denkt er aus Leibeskräften, und da springt mit einem Mal aber Armin plötzlich auf wie von der Wespe gestochen, beißt Barres tobende Zweifel durch wie eine Nabelschnur, hier in der Hundekehle , so als könnte er Stuckrads Gedanken lesen, er schreit, ich will nicht sterben, nicht so früh, bitte, er rennt raus, aus der Hundekehle , er humpelt, er läuft und läuft, die Murmel ist tatsächlich in seinen Schuh gekullert, sie tut bei jedem Schritt weh, es ist wie eine chinesische Foltermethode, chinesisches Roulette, so nennen sie das, er ist dankbar für den Schmerz, aber er will nicht sterben, er will das Ende nicht erleben, die Wahrheit, sie ist schmutzig wie das Fell eines Hundes auf der Straße nach Bukarest, er läuft und läuft, er ist frei, er wird immer in der Disco bleiben, das ist sein Schneckenhaus, das er auf seinem Rücken mit sich schleppt, jeder Schritt tut weh, aber er muss so schnell laufen, wie er nur kann, die Helligkeit wird ihn nicht einholen, er reißt sich das sowieso schon halb offene Hemd vom Oberkörper, schleudert es in die Luft, er verliert einen Schuh, dann den anderen, immer so große Schuhe kaufen, das hat er seine Mutter gebeten, die kranke Mutter mit den Schläuchen in der Nase, die künstlich ernährt werden musste, nie fand sie die Speise, die ihr schmeckte, von ihrem eigenen Speichel bekam sie Sodbrennen, er läuft ohne Schuhe weiter, eine Socke, ein Fuß mit Frischhaltefolie umwickelt, der herrliche November, die kahlen Bäume, auf ihnen sitzen die erschöpften Dohlen, man sieht die Enden der Äste nicht, sie ragen in die Nacht, aber ebenso könnten sie aus der Nacht kommen, die Nacht ragt auf die Erde, auf die Menschen, sie fließt an den Ästen auf sie runter, aus dem einen Schuh hüpft die Murmel, rollt die Torstraße entlang, Richtung Glahnstraße, diese kleine weiße Murmel, und plötzlich ist in ihr alles eingepresst, was die Welt ist, so fest, wie es nur geht, mit einem unvorstellbaren Druck, das geheiligte, allerheiligste Weltwissen, alle Kriege, jeder Frieden, alle Lügen, alle Wahrheiten, alle Antworten, jeder Schmerz, jedes Glück, jede Enttäuschung und Entzündung, jede Erlösung, jeder Weg, alle Richtungen, alle Menschen, das ganze Blut, alle ihre Orgasmen gleichzeitig, Knochen, Haut und Haare, alle Schubals, alle Müllers, Ramsese, sämtliche Schlingensiefs, alle Stuckrad-Barres und alle Anja Kruses, und natürlich auch die eine, die einzige Anja Kruse, die mit den reinsten ratlosen Augen der Welt, die Warum-ich-Augen, und genau jetzt fällt es der Murmel ein, wer Anja Kruse ist, sie ist die, die das Biest in Forsthaus Falkenau gespielt hat, und mit dieser Erkenntnis und der Enttäuschung, dass es keine Videothek auf der ganzen Welt gibt, die Forsthaus-Falkenau -Folgen lagern hat, rollt die Kugel in der Torstraße, Ecke Glahnstraße in einen Gulli, aus dem kurz darauf ein Zischen dringt, so, als ob ein Sodbrennen entweichen muss, direkt aus dem Gedärm der Stadt, die Murmel ist das Allerletzte, was noch reinpasst, jetzt kann man dichtmachen, für immer.
    Der Autor dankt Murmel Clausen, Katja Sämann, Heiko Arntz und Maik Novotny

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