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Ramses Mueller

Titel: Ramses Mueller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tex Rubinowitz
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alles dazwischen , womit man ja eigentlich nie falsch liegt, ein Distinktionsverweigerer, den Spiegel liest er jeden Montag, die wohltuende Wiederkehr des Ewiggleichen, die macht ihn froh, die kleine Schwester der Bild -Zeitung, die er sich nicht zu lesen traut, zu viel Anarchie für ihn, unberechenbar, einer, der Harald Schmidt früher besser fand, der Rihanna hört und Die Ärzte, die ihm aber gleich klingen, bzw. die für ihn gleichwertig sind, warum soll er sich anmaßen, Qualität zu wichten (Lieblingswort), alles darf nebeneinander existieren, er fühlt sich informiert, versteht aber nur einen Bruchteil dessen, was er so aufsaugt, wie alles zusammenhängt, wo auch beginnen? Aber er ist bestrebt, alles zu sammeln, aber für sich zu behalten, im »Notfall« ist immer irgendwas abrufbar, dieser Notfall ist aber bis jetzt noch nie eingetreten, er hat nicht mal das berühmte Dutzendgesicht, bereits das wäre ein Zuviel an zuordbarer Individualität. Optimismus fehlt ihm vollständig, denn »zwischen Optimismus und Dummheit ist nur ein schmaler Grat, eine dünne Grenze, dünn wie Gaze, ein Fliegengitter«, wie er sich zurechtgelegt hat zu denken, nicht mal zu sagen, wenn um ihn zu viel Optimismus ist, was er aber sagt, ist, dass er sich keine Meinung leiste, man müsse sie sich erarbeiten, und er hat Besseres zu tun, fragt sich nur, was. In die Rinde eines Baumes eindringen wohl, zu Holz werden, endlich das Leben beginnen, Holz hacken?
    Und an diesem Abend da an der Tür, also wo Schubal auf Armin trifft, das ist so ein Moment, eine Initialzündung, das ist die Premierenfeier eines Leander-Haußmann-Stücks, und genau genommen eigentlich gleichzeitig die Premiere von Ramses. Nur dass jetzt beide, und vor allem Schubal, sowohl da sind, Schubal wie gewohnt überall und nirgends, er aber auch gleichzeitig einen Stein anschiebt, wohl zum ersten Mal in seinem Leben, mit ziemlicher Sicherheit hat er das nicht beabsichtigt, und wenn er sich der ganzen Tragweite bewusst gewesen wäre, hätte er sicher Reißaus genommen, sich verdrückt, dematerialisiert, aber wie kann er das ahnen, was da in der chemischen Kombination mit Armin als Katalysator entstehen würde.
    Aber greifen wir jetzt mal zurück und versetzen uns vor diese Tür. Innen, Paris Bar übrigens, also die Premierenfeier von Haußmanns Inszenierung von Der Partyschreck von Blake Edwards, Kurt Krömer in der Hauptrolle, das war ja das Ereignis der Saison in Berlin, Krömer löste sich langsam aus der dogmatischen Comedy-Ecke, -Sackgasse wohl eher, einem Genre, das langsam von Vollirren wie Mario Barth und Bastian Sick übernommen wurde, die ihre magere Botschaft in öffentlichen Massenaufmärschen zelebrierten, Krömer trat in die Fußstapfen Harald Schmidts, der ja auch ins »ernste« Fach wechselte, am Stuttgarter Stadttheater Brecht-Musicals inszenierte, Krömer war eine Offenbarung, so hatte man Hrundi V. Bakshi sicher noch nicht gesehen, mit dicker Hornbrille und diesem verschmitzten Grinsen, man weiß ja nie, ist das Überlegenheit oder Unsicherheit, oder beides, Haußmann hatte das damit beginnen lassen, dass an Krömers/ Bakshis 30. Geburtstag ihm von einer mysteriösen Behörde der Prozess gemacht werden soll, angeblich wegen Tierquälerei. Und je mehr er seine Unschuld verteidigen will, desto tiefer sinkt er ins Gestrüpp undurchschaubarer Gesetze und menschlicher Verwirrungen. Bakshi muss schließlich erkennen, dass der Sinn dieses geheimnisvollen Prozesses die Sinnlosigkeit ist, seine Bestrafung ist die Vollverblödung, und am Ende taucht wie im Film der Babyelefant auf, den alle im Swimmingpool waschen, nur dass auf ihm nicht »Love, Peace & Understanding« steht, sondern »Geiz ist nicht geil« und »Ruf deine Mutter an«, Krömer als zerrissenes Zentrum hält das ganze chaotische Unternehmen paradoxerweise zusammen. Also, wir befinden uns jetzt auf der Premierenfeier, wo Abstand, Skepsis, Nabelschau und Depression nicht erwünscht sind, so was kommt dann am nächsten Tag automatisch mit dem Kater, und man weiß nicht, wer da wen reitet, die Skepsis den Kater oder andersrum. Draußen wie drinnen viel Volk, geladene Gäste, ungeladene, Freunde, Idioten, Speichellecker, Spucknäpfe, Auslaufmodelle, Lemuren, Gaukler, Phantasten, Eierdiebe, Winkeladvokaten, Fifty-Fifty- Clowns, Kofferfische, Ersatzschlingensiefs, Spastiker, Amöben, Glücksritter, Geckos, frisch geschlüpfte Truthähne, Hütchenspieler, schlecht gefickte Brotspinnen, viele haben es

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