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Rashen - Einmal Hölle und zurück: Roman (Neobooks) (German Edition)

Rashen - Einmal Hölle und zurück: Roman (Neobooks) (German Edition)

Titel: Rashen - Einmal Hölle und zurück: Roman (Neobooks) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela B. Wahl
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fünfzehn Minuten, die wir immer tiefer in die Stadt laufen. Wir benutzen Seitengassen, meiden die belebten Straßen, ich erkenne ein paar Häuser. Sehr britisch. Die wenigen Leute, die uns begegnen, sehen aus wie echte Londoner. Claires Gang ist selbstbewusst. Sie muss frieren in dem dünnen Top, der übergeworfenen Strickjacke und den ausgebleichten, löchrigen Jeans, die wie eine zweite Haut an ihr haftet. Faszinierend, wie schnell sie ihre Angst abgelegt hat. Fast wünsche ich mir die aufgerissenen Augen und das heftige Auf und Ab ihres Brustkorbs zurück, doch ich muss gestehen, dass mir diese Claire ausgesprochen gut gefällt. So … zickig. Claires schnippisches Verhalten klingt wie Musik in meinen Ohren, obwohl ich den Angstgeruch in ihren Poren auch nicht gerade abstoßend fand. So, wie sie sich jetzt benimmt, erinnert sie mich einfach mehr an – zu Hause.
    Ich schaue sie von der Seite an. Sie drückt das Buch an ihren Oberkörper, als wäre es ihr verdammtes Balg, das sie vor der Kälte schützen muss. Meine nackten Füße bringen den Schnee auf der Straße zum Schmelzen. Im Gegensatz zu Claire friere ich nicht. Der Geruch wird strenger, die Gassen schmaler, das Gedränge nimmt zu. Überall sehe ich Männer. Männer, Männer, Männer. Was soll das sein? Die Wall Street? Eine Schwulengasse? Ich schaue mich um. Neonbeleuchtete Schilder schillern in intensivem Rot, locken mit bezahlten Versprechungen. Kneipen, zwielichtige Bars, noch mehr Schilder, die einen in den Abgrund ziehen sollen. Okay, ich weiß, wo wir sind. Soho. Solange wir uns nicht in der Old Compton Street bewegen, bin ich dabei. Mit Schwulen habe ich nämlich weniger am Hut.
    Ein dümmliches Grinsen stiehlt sich auf mein Gesicht. Soho, Bitch! Ich atme den Duft von Moschus ein, den Duft der Lust, den Duft des Verdorbenen.
    Aaah, so fühlt sich Heimat an.
    Ich bemerke die Blicke der Männer, bemerke, wie sie Claire in Gedanken entblößen, sich ihre hagere Gestalt nackt vorstellen. Sie sind lüstern, einige enthüllen ihre fauligen Zähne, andere schnalzen mit der Zunge, anzüglich natürlich. Manche von ihnen stecken in Anzügen von Armani, streben ein teuer hergerichtetes Gebäude an. Ich schaue auf Claires zarte Gestalt hinab. Im fahlen Licht wirkt ihre blasse Haut fast so, als habe sie einen Kalkstein verschluckt und vergessen, ihn auszuspucken. Sie passt nicht in das schmutzige Bild, das dieses Soho hervorruft. Ihre Lippen sind blau, aber sie lässt sich nichts anmerken, doch ich registriere die Gänsehaut auf ihren Armen. Ich würde ihr sofort mein Shirt geben – würde ich denn eines besitzen. Nein, eigentlich würde ich das nicht tun, aber es ist irgendwie amüsant, sich etwas vorzumachen. So funktionieren doch die Gedanken eines Menschen, oder nicht? Sich selbst belügen, sich besser machen, als man ist? Kaum eine halbe Stunde in dem neuen Körper, und schon geht es damit los.
    Nun stehen Frauen an den rotbemalten Türen, pressen ihre hochgepackten Brüste in meine Richtung. Ihre Lippen sind grell geschminkt, die meisten rauchen. Dieses Mal bin ich derjenige, der mit lüsternen Blicken taxiert wird. Ich habe nichts dagegen. Um ihnen eine kleine Show zu bieten, spanne ich meine Bauchmuskeln an. Einige kichern hinter vorgehaltener Hand, soll wohl besonders verspielt wirken, aber ich weiß, dass diese Frauen Abschaum sind. Allerdings haben diese Damen wenigstens den Sinn von Sex verstanden. Sie stecken einem nicht einfach nur die Zunge in den Hals, sie machen damit auch noch Geld!
    »Wo laufen wir hin?«, frage ich belustigt, als wir immer tiefer in die menschlichen Abgründe marschieren. Ich habe nichts dagegen, ich frage mich allerdings, was dieses Menschenmädchen da will. Sie schweigt, und ich vergrabe meine Hände in den Taschen der Hose, die ich auf dem Müllhaufen ergattert habe.
    »Hey Süße, heute für einen Zwanziger?«
    Ich drehe den Kopf. Ein fettgefressener, wulstiger Anzugträger steht im Türrahmen und hält eine Nutte im Arm. »Heute nicht, Paul«, sagte Claire, dreht nicht einmal den Kopf und klingt dabei müde, irgendwie abgekämpft.
    Ich bleibe stehen. Der Dicke kneift die Augenbrauen zusammen, mustert mich, als sei ich ein Parasit. Claire packt energisch meinen Arm und zieht mich hektisch weiter.
    »Glotz doch nicht so!«, presst sie zwischen zusammengekniffenen Lippen hervor. »Du vergraulst mir meine Kundschaft auch so schon genug!«
    »Was?«, bringe ich zustande. Ungläubig. Claire funkelt mich ärgerlich an. Sie

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