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Raub der Zauberkristalle

Raub der Zauberkristalle

Titel: Raub der Zauberkristalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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Geldbeutel stehlen, wenn die Tür seiner Kammer weit offensteht und weit und breit niemand aufpaßt.«
    »Ha!« machte Joby. »Ich stehle dir alles, was du nur willst – dem Seeräuber sein Holzbein, dem Krieger das Schwert, auf dem er schläft, sogar Gerrek alles aus seinem Bauchbeutel, was er selber zusammengeklaut hat.«
    Der Feinwerker verschränkte die Arme vor der Brust.
    »So? Wirklich! Junge, geh und erzähle das einem anderen. Du langweilst mich nur.«
    »Ich kann es!« beteuerte Joby, bei seiner Berufsehre gepackt. »Es gibt nichts auf Carlumen, das ich nicht unbemerkt entwenden könnte.«
    »Nichts?«
    »Nichts!«
    »Und was wäre das Allerwertvollste auf Carlumen? «
    Joby hatte die Antwort schon auf der Zunge. Dann aber stockte er. Das Spiel ging zu weit.
    Doch er war gekränkt. Gafunkel starrte ihn höhnisch aus seinen häßlichen Augen an. Von plötzlichem Trotz überwältigt, flüsterte Joby:
    »Natürlich die neun Zauberkristalle!«
    »Dann beweise es mir! Geh und stiehl sie, du kleiner Angeber! Geh und hole sie, damit ich sehe, zu welch großen Taten du fähig bist!«
    Joby verschluckte sich. Wie der Fremde ihn ansah, das war…
    Er sprang von den Kisten herunter und lief im Schutz des goldenen Lichterspiels davon. Erst am Rand der Pueblostadt blieb er stehen und wischte sich seinen Schweiß aus der Stirn.
    Was war denn überhaupt in ihn gefahren! Sich von einem wie Gafunkel so ins Bockshorn jagen zu lassen!
    Aber noch schlimmer war, daß er sich selbst zum Gespött gemacht hatte. Eine Pfaderregel hieß: »Wer etwas verspricht, das er nicht einlösen kann, der sollte besser den Mund ganz halten.«
    Joby sah zur Stadt zurück.
    Mythor war nicht an Bord. Was konnte es also schaden, wenn er sich die DRAGOMAE-Steine einmal kurz ausborgte und Gafunkel vor die ungläubigen Augen hielt?
    Gar nichts! sagte er sich. Er kriegt sie ja nicht!
    Joby lief zu dem Haus zurück und kletterte wieder auf die Kisten. Gafunkel saß wie vorhin mit dem Rücken zu ihm.
    »He, du!« flüsterte der Junge. »Ich tue es! Nur damit du es siehst!«
*
    Bumbars Einkehr erwies sich als ungefähr das, was Mythor sich vorgestellt hatte: eine schmutzige und stinkende Kaschemme, in der die käufliche Liebe in Gestalt von Männerdienerinnen neben finster dreinschauenden Gaunern einen langen Holztresen rahmte und viel übles Gesindel an schiefen Tischen saß. Bissiger Rauch von Rauschgräsern schlug den Ankömmlingen ebenso entgegen wie der durchdringende Geruch abgestandenen Bieres. Kratzer und Blutflecken an Wänden und Boden zeugten von mancher Rauferei zwischen den Zechern. Es war halbdunkel, nur wenige Kerzen schickten ihr Licht in den Kampf gegen die Rauchschwaden.
    Boozam blieb im Eingang stehen und flüsterte:
    »Laßt euch auf nichts ein, hört ihr? Die Wirtin ist die Stiefmutter der Nichte eines Schwagers von mir. Die Familie hat sie vor vielen Jahren ausgestoßen, weil sie…«
    »Boozam!« schrillte es ihm von dem Tresen entgegen. Die Kaezinnen fauchten böse, ihr Rückenfell richtete sich steil auf. Mythor brauchte keine weitere Erklärungen über des Schleusenwärters Verwandtschaft. Die Gestalt, die jetzt um den Tresen bog und Boozam entgegentorkelte, sagte ihm alles.
    »Ich finde es widerlich hier!« zischte Tertish. »Boozam soll das allein mit seinen… seinen Freunden ausmachen!«
    Die Aborgina, nur drei Viertel so groß wie Boozam, fiel dem Schleusenwärter um den Hals – jedenfalls versuchte sie es. Sie scheiterte einmal an ihren eigenen Beinen, zum zweiten an den Kaezinnen, deren messerscharfe Krallen ihr zusätzlich zur Gesichtsbemalung ein rotes Muster über die Wangen zogen.
    »Ruhig, meine kleinen Freundinnen«, sagte Boozam. Die gleiche Aufforderung richtete er mit dem Hakenschwert an die finsteren Gesellen, die von ihren Schemeln aufsprangen, offenbar Bumbars Beschützer. Weit war es mit ihrem Mut nicht her. Sie setzten sich wieder und steckten nur die Köpfe zusammen.
    Es war still geworden in der Kaschemme. Die Liebesdienerinnen sahen mit großen Augen zum Eingang herüber, während einige besonders flinke Taschendiebe die Gelegenheit dazu nutzten, sich einen unerhofften Tagesverdienst einzustecken.
    »Boozam!« Die Wirtin ließ sich von ihm aufhelfen. Eine faltige Hand fuhr über die blutende Wange. »Oh, du verdammter Taugenichts, ist das eine Art, ein Wiedersehen unter lieben Verwandten zu feiern?«
    Der Schleusenwärter zog den Kopf mit den strähnigen, gefärbten und verfilzten Haaren zu sich heran

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