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Raumfahrergarn

Raumfahrergarn

Titel: Raumfahrergarn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey , Jody Lynn Nye
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ich jünger war, wollten meine Freunde und ich im Weltraum leben, weg von dem Krach und den vielen Menschen. Ha! Das werden Sie heute bestimmt nicht mehr von mir hören. Ich wünsche mir nur noch, mich in einer der permanenten Kolonien niederzulassen und meinen Lebensunterhalt damit zu verdienen, daß ich Flugzeuge und Industrieroboter repariere. Aber ohne meinen 0 2 -Obulus, ganz zu schweigen von dem Zuschlag, wenn ich eine Familie – eine neue Familie – gründen will, kann ich’s mir nicht leisten, also bleibe ich beim Bergbau. Etwas anderes kann ich nicht.«
    Lunzie nickte. ›0 2 -Obulus‹ war ein Jargonausdruck für die Kosten, die anfielen, wenn eine Person in die Biosphäre einer bestehenden Kolonie von Sauerstoffatmern an einem Standort ohne eigene Atmosphäre eingegliedert wurde. Es war ein sehr kostspieliges Verfahren: die Eindämmungskuppeln mußten erweitert und Untersuchungen angestellt werden, ob die Lebenserhaltungssysteme ein weiteres Individuum bewältigen konnten. Außer Luft brauchte ein Mensch Wasser, Sanitäranlagen, einen gewissen Platz für seine Unterkunft und Nahrungssynthesizer oder Anbaufläche für seine Ernährung. Sie hatte diese Möglichkeit selbst einmal ins Auge gefaßt, aber die Risiken lagen ihrem Empfinden nach noch nicht innerhalb vertretbarer Grenzen, um unter solchen Umständen ein Kind aufzuziehen.
    »Wie wär’s mit einer Ansiedlung auf einem Planeten?« fragte Lunzie. »Meine Tochter ist auf Tau Ceti sehr glücklich. Der Planet hat eine gesunde Atmosphäre, und Gemeinschaftsunterkünfte oder freies Ackerland, was immer Sie bevorzugen. Ich will mich an der Ausbeutung eines Asteroiden beteiligen, damit Fiona und ich ein bequemes Auskommen haben.« Es war bei den Bergbaugesellschaften gängige Praxis, daß sie nicht-kommerziellen Gemeinschaften von ihren eigenen Plattformen die unabhängige Ausbeutung von Himmelskörpern erlaubten, solange sie nicht ihre eigentlichen Geschäfte behinderten. Lunzie hatte sich ausgerechnet, daß sie zwei oder drei Jahre Geld beiseitelegen mußte, um ein Bergbauschiff für eine nennenswerte Zeit nutzen zu dürfen.
    »Entschuldigen Sie, Doktor Mespil, aber unter einem offenen Himmel ist es mir zu bequem und einfach, zu … zu gefällig. Ja, das ist das richtige Wort. Für solche Kolonisten ist das Leben zu einfach. Ich würde lieber an einem Ort leben, wo man noch echten Pioniergeist kennt, als auf der Erde. Wenn ich eine Tochter hätte, würde ich mir wünschen, daß sie mit einer Herausforderung aufwächst … daß sie nicht so verweichlicht wie ihr alter Herr … Bei allem Respekt, Doktor«, sagte Jilet und warf ihr einen bekümmerten Blick zu.
    Lunzie schob den Gedanken beiseite, daß er ihre Courage angezweifelt hatte. Sie vermutete, daß er nicht bereit war, sich der unüberdachten Oberfläche eines Planeten auszusetzen. Platzangst war ein tückisches Leiden. Die freie Atmosphäre würde ihn zu sehr an den freien Weltraum erinnern. Er brauchte jemanden, der ihm versicherte, daß sein Mut, ebenso wie seine Erinnerungen, noch vorhanden und unbeschadet waren. »Keine Sorge. Und bitte nennen Sie mich Lunzie. Wenn Sie mich ›Doktor Mespil‹ nennen, bin ich immer versucht, mich nach meinem Mann umzusehen. Und dieser Vertrag ist vor Jahren abgelaufen. In aller Freundschaft natürlich.«
    Der Bergmann lachte erleichtert. Lunzie studierte die medizinischen Daten, die auf dem im Schreibtisch eingelassenen Monitor angezeigt wurden. Jilet mußte sich seine Wut von der Seele reden. Eine weitere Fehlfunktion der Rettungskapsel, in der er im Kälteschlaf gelegen hatte, war dafür verantwortlich gewesen, daß er halb bewußtlos und unter Drogen tagelang durchs Backbordfenster hinausgestarrt hatte, ehe die kryogenischen Prozesse Wirkung zeigten. Es wäre kein Wunder gewesen, wenn das zur Platzangst beigetragen hätte. Dieser große, kräftige Mann strahlte etwas Verzweifeltes aus, das ihn spürbar behinderte und seine Einsatzfähigkeit beschränkte. Sie fragte sich, ob es ihm helfen würde, wenn sie ihm die Grundlagen der Selbstdisziplinierung beibrachte, entschied sich aber dagegen. Er brauchte nicht zu wissen, wie man seine Adrenalinausschüttung steuerte; er mußte lernen, wie er verhindern konnte, daß es überhaupt zu einem Adrenalinschub kam. »Erzählen Sie mir, wie das ist, wenn Sie wieder Angst bekommen.«
    »Morgens ist es nicht so schlimm«, begann Jilet. »Ich habe zuviel mit meiner Arbeit zu tun. Waren Sie schon einmal auf einer

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