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Raumfahrergarn

Raumfahrergarn

Titel: Raumfahrergarn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey , Jody Lynn Nye
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werde es mir noch einmal überlegen, wenn Sie meine Ratschläge beherzigt haben und es trotzdem nicht besser wird. Vorläufig konzentrieren Sie sich erst einmal auf das Hier und Jetzt. Wenn Sie im Erholungsraum sind, schauen Sie nicht zum Fenster hinaus, sondern immer auf die Wand daneben.« Lunzie lächelte und drückte warm Jilets Hand. »Es wird nicht lang dauern, dann langweilt die Wand Sie so sehr, daß Sie aus reiner Sehnsucht nach etwas Neuem wieder zu den Sternen hinaussehen werden.«
    Nachdem Jilet gegangen war, holte sich Lunzie eine Karaffe mit frischem heißen Kaffee aus dem Synthesespender im Korridor und kehrte in ihr Büro zurück. Solange sie noch ihre Eindrücke von Jilets Fall frisch im Gedächtnis hatte, setzte sie sich an den Schreibtisch, um die Daten in ihre vertraulichen Dateien einzugeben. Sie war davon überzeugt, daß er mit der Zeit vollständig genesen würde. Nach seinem Erwachen aus dem Kälteschlaf war er offensichtlich von Experten beraten worden. Wer immer die Psychologen gewesen waren, die ihn betreut hatten, sie verstanden unzweifelhaft etwas von Rehabilitationsarbeit.
    Jilets Platzangst war von einem Arbeitsunfall ausgelöst worden. Lunzie fragte sich unbehaglich, wie viele latente Agoraphobien unter den Raumfahrern vorkamen, die einfach noch nicht dem entsprechenden Reiz ausgesetzt worden waren, um sich bemerkbar zu machen. Andere Mannschaftsmitglieder konnten schon am Rande eines Zusammenbruchs stehen. Hatten andere schon Symptome gezeigt?
    Lunzie schob den Gedanken sofort beiseite. Sie kam verdrießlich zu dem Schluß, daß sie sich selbst Angst machte. »Ich muß mich bald selbst wegen Paranoia behandeln lassen, wenn ich nicht aufpasse.« Aber das Unbehagen blieb. Nicht zum ersten Mal wünschte sich Lunzie, daß Fiona bei ihr wäre. Sie hatte immer alles mit Fiona besprochen, selbst als sie noch ein Kleinkind war. Lunzie drehte das Hologramm in ihren Händen. Der Mädchen wurde größer und veränderte sich. Sie war schon so groß wie ihre Mutter. »Sie wird eine Frau sein, wenn ich zurückkomme.« Lunzie vermutete, ihre Unzufriedenheit rührte daher, daß ihr ein gutes Gespräch fehlte. In ihrer entlegenen Kabine war es zu einsam. Wenn ihre ›Bürostunden‹ vorüber waren, ging sie gern in den Erholungsraum, um zu sehen, ob noch jemand Pause machte.
    Auf einmal bemerkte Lunzie, daß das unaufhörliche Summen der Triebwerke schriller klang. Das übliche Surren hatte einen fast panischen Unterton angenommen. Zwei weitere grollende Töne kamen hinzu, die die Vibrationen derart verstärkten, daß Lunzie die Zähne klapperten. Die Mannschaft versuchte das Dorsal- und das Ventraltriebwerk zu zünden!
    »Achtung an alle«, dröhnte Captain Cosimos Stimme. »Dies ist ein Notalarm. Wir laufen Gefahr, mit einem unbekannten Objekt zu kollidieren. Bereitet euch auf eine Evakuierung vor. Keine Panik. Begebt euch alle ruhig auf eure Stationen. Wir versuchen ein Ausweichmanöver, aber es könnte uns mißlingen. Dies ist keine Übung.«
    Lunzie riß die Augen auf und wandte sich dem Monitor auf ihrem Schreibtisch zu. Der Computer schaltete automatisch auf die Bugkameras um und zeigte, was der Pilot auf der Brücke sah: ein halbes Dutzend unregelmäßig geformter Asteroiden. Zwei davon näherten sich von zwei Seiten dem Schiff wie die Backen einer Zange oder wie ein Hammer, der auf einen Amboß niederfuhr, und trieben eine Wolke Bruchstücke vor sich her. Das riesige Schiff, das nur mit einem seiner drei Haupttriebwerke flog, hatte nicht genug Platz, um allen auszuweichen. Normalerweise ließen sich die Flugbahnen von Asteroiden vorausberechnen. Der Flugplan eines Schiffes berücksichtigte allen bekannten Weltraumschutt. Bei der letzten Überprüfung war diese Route frei gewesen. Diese Asteroiden mußten zusammengestoßen sein und dabei abrupt ihre Flugbahn in Richtung der Nellie Mine geändert haben. Der riesige Frachter war zu schnellen Wenden nicht in der Lage, und es gab keine Möglichkeit, sämtlichen Bruchstücken auszuweichen. Ein Zusammenstoß mit den taumelnden Felsbrocken stand unmittelbar bevor.
    Einer der Asteroiden geriet außer Sicht der Fernkameras, und Lunzie wurde aus ihrem Stuhl geschleudert, als das riesige Schiff alle Steuerbord-Booster zündete, um eine Kollision zu vermeiden. Ein Krachen hallte durch den Korridor, und der Boden erbebte. Eins der kleineren Bruchstücke mußte das Schiff getroffen haben.
    Die roten Alarmleuchten im Korridor gingen aus. »Evakuieren!«

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