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Raylan (German Edition)

Raylan (German Edition)

Titel: Raylan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elmore Leonard
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Erstes Kapitel
    R aylan Givens hatte einen Haftbefehl in der Hand, der einem im Marihuanageschäft tätigen Mann, bekannt als Angel Arenas, siebenundvierzig, geboren in den USA, aber hundert Prozent Hispano, zugestellt werden sollte.
    »Den kenne ich«, sagte Raylan, »von damals, als ich in Miami Dienst am Gericht hatte und er angeklagt war, weil er mit Kath gedealt hatte. Diese arabische Pflanze, auf der man rumkaut und high wird.«
    »Nur mittelhigh«, sagte Rachel Brooks auf dem Beifahrersitz des SUV, Raylan saß am Steuer, hinter ihnen schob sich die Morgensonne über den Horizont. »Kath breitet sich gerade überall aus, wird in Kalifornien angebaut, große Sache bei den echten Afrikanern in San Diego.«
    »Wenn man das Zeug kauft, sollte man sichergehen, dass es erst am Vormittag gepflückt wurde«, sagte Raylan. »Dann ist man einen Tag lang high, und das war’s.«
    »Ein paar Freunde von mir«, sagte Rachel, »kauen es auch hin und wieder. Aber auf dumme Gedanken kommen die nicht davon, es scheint ihnen Spaß zu machen. Sieht immer so aus, als ob sie sich einfach extrem entspannen damit.«
    »Ein bisschen träumen«, sagte Raylan.
    »Weswegen muss Angel in den Knast?«
    »Hat nach sechsunddreißig von vierzig Monaten wieder Grasverkauft. Seine Bewährungsauflagen verletzt. Den Deal soll er über den Rastafari, der diese Kirche gegründet hat, eingefädelt haben, wie heißt die noch?«
    »Temple of the Cool and Beautiful J. C.«, sagte Rachel. »Israel Fendi, der mit den Dreads, dieser Äthiopier aus Jamaika. Und, war er wirklich an dem Deal beteiligt?«
    »Nicht im Entferntesten. Aber irgendjemand hat Angel die Sache angehängt, so ein Kiffer, der auf ein milderes Urteil hofft. Schwört, dass Angel gestern Abend eine Lieferung entgegengenommen hat. Ich bezweifle, dass Angel noch was dahat, wenn wir kommen.«
    Vom Rücksitz ließ sich Tim Gutterson vernehmen: »Diesmal kriegt er zwanzig Jahre.« Tim ging einen Aktenordner mit Bildern von Angel Arenas durch und blieb bei einem Fahndungsfoto hängen.
    »Seht euch das Grinsen an. Der wirkt doch harmlos, als hätte er im Leben noch keine Waffe angerührt.«
    »Soweit ich weiß«, sagte Raylan, »trägt er auch nie eine Waffe. Und mit bewaffneten Gangstern umgeben tut er sich ebenfalls nicht.«
    Der SUV folgte den Funkwagen der Staatspolizei durch einen flachen Teil von East Kentucky, am Ufer eines Sees entlang, der, so wie er sich abwärts in Richtung der Grenze nach Tennessee schlängelte, eher wie ein Fluss aussah. Kurz vor sechs Uhr morgens hielten sie vor dem Cumberland Inn.
    Zu viert sahen die Polizisten zu, wie Raylan und seine Mannschaft kugelsichere Westen anlegten, die Marshal-Sakkos wieder darüberzogen und ihre Pistolen überprüften. Raylan sagte zu den Beamten, er erwarte keine Gegenwehr von Angel, aber ganz sicher sein könne man nie. Er fügte hinzu: »Wenn ihr Schüsse hört, kommt ihr sofort, okay?«
    Einer der Polizisten erwiderte: »Wenn Sie wollen, sprengen wir die Tür für Sie auf.«
    »Das würdet ihr wohl gern«, sagte Raylan. »Ich hatte eigentlich vor, mir an der Rezeption einen Schlüssel geben zu lassen.«
    Die Polizisten mochten den Marshal, der früher Bergmann in Harlan County gewesen war, aber mittlerweile klang, als sei er sein Leben lang Bulle gewesen. Ihnen gefiel seine Einstellung zum Beruf. An diesem Morgen sahen sie dabei zu, wie er das Motelzimmer eines flüchtigen Kriminellen betrat, ohne die Waffe zu ziehen.
    Alles war ruhig, nur die Klimaanlage brummte. Sonnenlicht fiel durch die Fenster auf das ungemachte Kingsize-Bett, die Tagesdecke war flüchtig über Bettzeug und Kissen geworfen worden. Raylan drehte sich zu Rachel um und machte eine Kopfbewegung Richtung Bett. Er selbst ging zur Badezimmertür, die nur angelehnt war, lauschte kurz und stieß sie auf.
    Angel Arenas’ Kopf lag in der Rundung der Badewanne, seine Haare trieben im Wasser, das ihm bis übers Kinn reichte, die Augen waren geschlossen, sein nackter Körper lang ausgestreckt in der bis zum Rand mit Eisstücken und sich rosa verfärbendem Wasser gefüllten Wanne.
    Raylan sagte: »Angel ...?«, bekam keine Antwort und kniete sich vor die Wanne, um an Angels Hals nach dem Puls zu fühlen. »Er ist halb erfroren, atmet aber noch.«
    Hinter sich hörte er Rachel sagen: »Raylan, das Bett ist voller Blut. Als ob er da drin Hühner geschlachtet hätte.« Beim Anblick von Angel zog sie scharf die Luft ein: »Oh mein Gott.«
    Raylan drehte den Knopf und ließ das

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